Bucherin bringt Museum voran

Waschmaschine mit Trabi-Motor

In Buch wurde Medizingeschichte geschrieben – doch wenig weist darauf hin. Eigentlich schade!
Das fand die engagierte Bucherin Rosemarie Pumb. „Hundert Jahre Medizin und viele Jahre international anerkannte Forschung müssten doch irgendwo ablesbar sein“, meint die Bucherin, die selbst Medizingeschichte geschrieben hat. Sie war im Ostteil Berlins für die berufliche Rehabilitation psychisch Kranker und Hirngeschädigter zuständig und hat manche Pionierarbeit geleistet.
Im Laufe der Jahre konnte sie 21 „geschützte Werkstätten“ und zahlreiche „geschützte Einzelarbeitsplätze“ einrichten. Nach ihrem Ausscheiden wurde das Aufgabengebiet dezentralisiert. Jeder der damals acht Ostberliner Stadtbezirke beschäftigte dafür nun jeweils zwei Mitarbeiter!
Dennoch geht es der Freizeit-Journalistin und Historikerin mit der Idee des Medizin-Museums weniger um ihren früheren Bereich, sondern um die Medizin-Geschichte am größten europäischen Krankenhausstandort insgesamt. Ihr Konzept sieht unter anderem vor, an die großen Volkskrankheiten Rachitis und Tuberkulose zu erinnern. Bei der Bekämpfung der Tuberkulose erwarb sich der in Buch tätige Mediziner Professor Paul Steinbrück internationale Anerkennung.
Fortschritt der Medizin
Als weitere Schwerpunkte schweben ihr vor, darzustellen, wie dank moderner Medizin die Menschen immer älter werden oder welche bemerkenswerten Fortschritte Anästhesie und Chirurgie in einem relativ kurzen Zeitraum verzeichneten. So wurde 1985 weltweit die erste minimalinvasive Gallenoperation durchgeführt. Heute gib es am Helios-Klinikum ein international bekanntes Zentrum für diese besonders schonende Operationsmethode.
Während die Medizin immer mehr kann, sorgen die Menschen selbst für neue Probleme. Dieses Spektrum soll das Thema Wohlstandskrankheiten bis zu modernen Suchtproblemen abdecken.
Schwarzes Kapitel wird beleuchtet
Rosemarie Pumb hat keine Scheu vor Tabu-Themen, schließlich hat sie ja selbst jahrelang in einem Tabu-Bereich gearbeitet. „Leider haben Ärzte und Wissenschaftler in Buch am Euthanasieprogramm der Nazis mitgewirkt. Dieser dunkle Bereich deutscher Medizingeschichte darf nicht ausgespart werden“, mahnt sie an. „Dieses Thema, dem seit November 2004 eine Dauerausstellung gewidmet ist, muss in das Museumskonzept einbezogen werden!“ Sie veröffentlichte im Zusammenwirken mit Dr. Hannelore Dege und der Projektgruppe „Euthanasie“ an der Akademie der Gesundheit und mit Unterstützung des Albatros e.V. eine Dokumentation zu diesem Thema. Sie sammelte außerdem Geld für eine Gedenktafel „zur Erinnerung an die vielen hundert Bucher Euthanasie-Opfer“.
Hochrangige Unterstützung
Unterstützt wird das Engagement für ein Medizinhistorisches Museum mittlerweile von vielen Seiten. Dazu gehört das Regionalmanagement ebenso wie die Kliniken. So rief Hermann Müller als Sprecher der Helios Kliniken dazu auf, historisches Gerät sicherzustellen.
Chefärzte wie Professor Jochen Strauß von der Klinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin oder Oberarzt Dr. Thomas Benter von der Robert Rössle Klinik gehören zu den engagierten Unterstützern.
Andere hatten fast gleichzeitig eine ähnliche Idee. So hatte der Anästhesie-Oberarzt Dr. Volkmar Wünscher ein bis ins Detail durchdachtes Konzept für ein, allerdings virtuelles, Anästhesie-Museum ausgearbeitet.
Ausschlaggebend dürfte aber sein, dass Jens Reinwardt als Geschäftsführer der Akademie der Gesundheit bereit ist, das Projekt unter seine Fittiche zu nehmen. Am Sitz der Ausbildungsstätte, im denkmalgeschützten Haus 206 auf dem Hufelandgelände, sind räumliche Möglichkeiten vorhanden. „Das Ambiente des historischen Gebäudes und seine Lage sind für uns ideal. Da die Infrastruktur wie Heizung und Bewachung mitbenutzt werden kann, reduzieren sich die Kosten“, so die wirtschaftlich denkende Initiatorin. Sie geht davon aus, dass sich die Aufwendungen für die Einrichtung erster Räume unter 1000 Euro bewegen und die Betreuung durch Ein-Euro-Kräfte erfolgen könnte. „Dann könnten wir vielleicht schon im Sommer 2006 eröffnen!“
Waschmaschine mit Auto-Motor
Exponate hat sie schon „gesichert“. Dazu gehören Waschschüsseln wie sie viele Patienten noch in Erinnerung haben ebenso wie Präparate, Reagenzgläser, Röntgengeräte, Spritzen, Papierbinden aus der Nachkriegszeit oder chirurgische Nägel und Schrauben, wie sie heute kaum mehr vorstellbar sind.
Den Effekten der DDR-Mangelwirtschaft soll ebenfalls Platz eingeräumt werden. „Gummihandschuhe waren absolute Mangelware. Während im Westen längst Einmalhandschuhe üblich waren, musste hier improvisiert werden. Und so konstruierten technisch begabte Mediziner und Mitarbeiter eine ganz spezielle Gummihandschuh-Waschmaschine mit Puderanlage, die von einem Trabi-Motor betrieben wurde!“
Ausstellungsstücke wie diese werden selbst medizinische Laien spannend finden!

Infos: Tel. 030/9497519

Rosemarie Pumb sammelt schon eifrig Exponate fürs Medizinhistorische Museum. Sie hofft, dass bereits im Sommer mit einer kleinen Ausstellung begonnen werden kann.



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