Stand Juni 2012
Mit „Anonymous“ aus der Anonymität
Ausgerechnet der Kinofilm „Anonymous“ brachte einen jungen Falkenseer aus der Anonymität unbekannter junger Filmschaffender. Nun ist er auf dem Sprung in die Traumfabrik Hollywood!
Der kürzester Weg von Falkensee nach Hollywood führt über – Potsdam. Diese Erfahrung machte Martin Bohm, vor Kurzem noch Schüler am Lise-Meitner-Gymnasium. Er schaffte es aus dem Stand heraus, bei einem der wichtigsten Regisseure zu brillieren.
Im Abspann aufgeführt
Obwohl Martin Bohm noch Student an der „Hochschule für Film und Fernsehen Konrad Wolf“ ist, gelang ihm auf Anhieb der Sprung auf die große Leinwand. Er wirkte an der Produktion des Shakespeare-Films „Anonymous“ von Star-Regisseur Roland Emmerich mit und wird sogar im Abspann aufgeführt. Diese „Ehre“ kommt nur wichtigen Beteiligten zu, denn an einem Hollywood-Kinofilm wirken über 100 Personen mit.
Zeichnen und Technik
Der 27-jährige Falkenseer kam zum Filmstudium, weil es ihm Science Fiction Filme angetan haben. Er liebt Technik und hat zudem eine künstlerische Ader, die er bereits in seiner Zeit auf dem Lise-Meitner-Gymnasium bewiesen hat. Was läge also näher, als Kunst und Technik zusammen zu bringen?
So landete der filmbegeisterte Jugendliche an der Filmhochschule schon bald in der Abteilung „Visual Effects“. Dort werden am Bildschirm Film-Hintergründe oder ganze Szenarien erstellt, die man in der Realität nur extrem aufwändig oder gar nicht darstellen kann. Diese „Kunst“ ist noch sehr jung, denn sie setzt besonders leistungsstarke Computer voraus.
„Bei „Anonymous” hatten wir zwar nur einen Etat von etwa einer Million Euro zur Verfügung, was einen Bruchteil der Gesamtkosten von 30 Millionen bedeutete. Doch wir sorgten für Bilder, die den Film vielfach ausmachen“, berichtet Martin Bohm.
London vor 400 Jahren
So war es seine Aufgabe, den Blick aufs London des 16. Jahrhunderts herzustellen. Der Kinozuschauer sieht die Stadt zu Zeiten von Shakespeare von oben, mit vielen Details, die das Erlebnis erst realistisch machen.
Ursprünglich war der Falkenseer für den Film als Praktikant ausgewählt worden. „Die Stelle war an mehreren Filmhochschulen ausgeschrieben worden, es gab aber nur zwei Plätze für alle Bewerber.“
 Zwölf Stunden am Computer
Martin Bohm schaffte es auf Anhieb, sich bestens im Team einzuarbeiten. „Das bedeutet, dass man häufig sieben Tage in der Woche vor Ort ist und von morgens bis abends, meist zwölf Stunden oder mehr, arbeitet“, schildert er die anstrengenden Bedingungen. „Das schweißt ein Team zusammen, man lebt wie in einer großen Familie.“
Die harte Arbeit ist die eine Seite, der freundschaftlich-kameradschaftliche Umgang miteinander und die Abneigung der Amerikaner gegen Hierarchien, ist die andere Seite seiner Erfahrung. „Als man im Studio sah, was ich kann, übertrug man mir verantwortliche Aufgaben, an die ein Praktikant sonst gar nicht ran kommt. Neben der Anerkennung gab es, was in Deutschland bei Praktikumsplätzen die totale Ausnahme ist, eine faire Bezahlung, die mir nun erleichtert, mein Studium zu Ende zu bringen.“
Neuland für Star-Regisseur
Insgesamt war er sieben Monate bei der deutsch-amerikanischen Produktion, die in großen Teilen in den Studios von Potsdam-Babelsberg entstand. „Ich durfte bei den Dreharbeiten mit am Set sein und hatte persönlichen Kontakt mit Roland Emmerich. Er war zugänglich, freundlich und alles andere als cholerisch, wie man ihn in seiner Frühzeit beschrieb. Man merkte ihm an, dass er bei „Anonymous” als einer für Hollywood-Maßstäbe kleinen Produktion nicht so sehr unter Anspannung stand wie sonst. Er erklärte, dass dieser Film ein Wunschprojekt von ihm ist, das er schon lange mit sich herum trug. Ich denke, er will mit diesem Spielfilm beweisen, dass er neben den bekannten Katastrophenfilmen andere Genres ebenso beherrscht“, so Martin Bohm.
London oder Los Angeles
Mit der Erfahrung aus seinem ersten Hollywood-Film kann der Falkenseer mit einem Pfund wuchern, das ihn von den ohnehin wenigen Fachleuten seines Genres, die es in Deutschland gibt, abhebt. Mit der Nennung im Abspann des Films hat er eine Referenz, die die weitere Karriere ebnen dürfte. So sitzt Martin Bohm insgeheim schon auf gepackten Koffern für die nächste Station seiner Filmkarriere. Dabei schwankt er noch zwischen den Hollywood-Studios in Los Angeles und – London. Letzteres erstaunt erstmal, denn die Zeiten der „Hammer Studios“ sind ja seit Jahrzehnten vorbei und England als Filmproduktionsland längst kein Begriff mehr.
Rowling zauberte
Studios nach England
„Das hat sich mit den Harry Potter Filmen grundsätzlich geändert. Die Autorin der Bücher,  Joanne Rowling,
bestand darauf, dass die Verfilmung in England geschehen müsse. Also beugte sich Hollywood. In der Folge siedelten sich viele Firmen, die mit Film zu tun haben, um die britische Hauptstadt an“, klärt Martin Bohm auf.
Die Leidenschaft für den Film mit Einsätzen an unterschiedlichen Orten weltweit, unregelmäßigen und langen Arbeitszeiten und einem nicht gerade regelmäßigen Einkommen gilt als wenig zuträglich fürs Familienleben.
Freundin an der Seite
Da scheint es schon fast „wie ein zweiter Sechser im Lotto“, dass Martin Bohm in seiner 21-jährigen Freundin Nina eine Partnerin gefunden hat, die seine Karriere gerne fördert und bereit ist, mit ihm nach Hollywood oder anderswo hin zu ziehen. Sie lernt gerade Kommunikationswissenschaft und Gestaltung. Damit ist sie ebenfalls im Mediensektor tätig.
„Das Faszinierende am Kinofilm ist, dass das, was man mit seinem Händen erschaffen und sich im Kopf ausgedacht hat, anschließend Millionen von Menschen auf der ganzen Welt sehen: Erst im Kino, dann auf DVD und schließlich im Fernsehen“, definiert Martin Bohm seine Fasziniation an der Welt des Kintopp. Unter den begeisterten Zuschauern sind viele aus seiner früheren Schule, dem Lise-Meitner-Gymnasium. Dort verweist man mit berechtigem Stolz auf den Ex-Schüler aus Falkensee!
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