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Kleinmachnow am Rande von
Zehlendorf und vor den Toren der
Landeshauptstadt Potsdam ist durch
diese Lage natürlich geradezu
prädestiniert, ein Scharnier zwischen
West und Ost darzustellen. Eine junge
Autorin hat beide Seiten in ihrem Leben
kennengelernt und verbindet sie auf sehr
lebendige Art. Im Dezember erscheint
bereits ihr zweiter Roman, den sie in
ihrer neuen Heimat Kleinmachnow im
Bürgersaal des Rathauses vorstellen
wird.  
Nicola Nürnberger stammt nicht, wie der
Name vermuten lassen wird, aus dem
fränkischen Nürnberg sondern aus dem
hessischen Frankfurt. Wer in der
Büchermessen-Stadt das Licht der Welt
erblickt, bekommt das Faible für
Literatur sicher schon in die Wiege gelegt.
„Ich würde mich da eher als Spätberufene
einschätzen, zudem ich auf dem Land
aufgewachsen bin, da meine Eltern dort ein
günstiges Eigenheimgrundstück fanden“,
schmunzelt die Jung-Autorin.
Bäume und Gebüsch
So besah sich Nicola Nürnberger den
Literaturbetrieb erst von der anderen Seite,
nämlich als Theatermacherin, bevor sie mit
„Westschrippe“ 2013 einen vielbeachteten
Anfangserfolg erzielte. Sie beschreibt darin
sehr lebendig die Jugend eines Mädchens
in den 1980er Jahren in der wohlbehüteten
BRD. „Die DDR kannte ich nur von Schul
ausflügen in die Rhön. Dort durften wir mit
einem Fernrohr hinübersehen. Allerdings
war außer Bäumen und Gebüsch nichts zu
entdecken“, erinnert sie sich.
Wessi macht Theater  
Die gefragte Jung-Autorin kam 1991 nach
Berlin, um ihr in Erlangen begonnenes
Studium der Theaterwissenschaften
fortzuführen. „Ich war nebenbei an
verschiedenen kleineren Bühnen tätig,
insbesondere Regie interessierte mich“,
blickt sie zurück. Natürlich wohnte sie in
einer WG in Kreuzberg. Der Mauerfall lag
damals zwei Jahre zurück. „Dennoch hätte
ich mich niemals getraut, in den Osten zu
ziehen“, gibt sie unumwunden zu, lange
den „Wessi-Blick“ behalten zu haben. Als
sie dann das erste Mal einen Fuß aufs
Gebiet der früheren DDR setzte, war sie
überrascht: „Es wirkte geheimnisvoll,
ziemlich leer, aber die Menschen waren
wie wir.“
Leben an der Baustelle
Schließlich wohnte die Familie in der Nähe
des neuen Hauptbahnhofs. Die heutige
Autorin hatte sich in Frank Nürnberger, der
damals Student war und heute als
Hauptstadtfotograf hinter die Kulissen der
Politik blickt, verliebt. Als Tochter Rosa
Nürnberger 2005 zur Welt kam, stieß es
dem Paar negativ auf, den Kinderwagen
durch eine ständige Großbaustelle schieben
zu müssen. Das Ergebnis war der Umzug
ins familienfreundliche Kleinmachnow, das
ja schon immer Künstler und Literaten
angezogen hat. „Als ich erfuhr, dass hier
zeitweise Kurt Weill gelebt hatte und Bert
Brecht ein und aus ging, war ich hin und
weg“, erinnert sich Nicola Nürnberger.
Der Westen für Ossis?
Offenbar waren es dieser Kulturschock und
natürlich die Neugierde, die sie dazu
brachte, die unterschiedlichen Denkweisen
literarisch zu verarbeiten. Nach einem
Seminar wurde sie 2012 als eine der Besten
mit fünf Kollegen zum Wettlesen um den
Werner-Bräuning-Preis in der Bücherstadt
Leipzig eingeladen. Den Preis gewann sie
nicht, dafür aber einen Vertrag mit dem
jungen Verlag „Open House“. Ihr Buch
„Westschrippe“ wurde zum Erfolg.
„Westdeutsche konnten sich damit
identifizieren, Ostdeutsche konnten
nachvollziehen, wie es im Westen zuging,
wie hier die Jugend ablief, was wir dachten
und wovon wir träumten“, weiß Nicola
Nürnberger um die Wirkung ihres
Erstlings.
Umbruch persönlich erlebt
Der neue Roman „Berlin wird Festland“
knüpft daran an, sozusagen als Fortsetzung.
Es sind wieder viel Humor und Spannung
angesagt. Das Paar hat nun zwei Kinder.
Zur mittlerweile neunjährigen Rosa ist die
gerade eingeschulte sechsjährige Frida
dazugekommen. „Ich habe nicht mal ein
eigenes Arbeitszimmer. Meine Zeit zum
Schreiben ist also genau auf morgens,
wenn die Kinder in der Schule sind,
bis nachmittags, wenn sie um 15 Uhr
kommen, begrenzt“, beschreibt Nicola
Nürnberger ihre Arbeitsbedingungen.
Dabei sprudelt es aus ihr nur so heraus, so
dass sie das zweite Buch nicht mal ein Jahr
nach dem ersten Werk erscheinen lassen
kann. Rein zufällig passt es exakt in die
Zeit, als „Wenderoman“ zum 25. Jubiläum
des Mauerfalls.
Infos:
Tel. 03 32 03/32 23 77
„Berlin wird Festland“
Stand November 2014
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Nicola Nürnberger bringt Ost und West zusammen.
Nur ein Jahr nach ihrem Erstling „Westschrippe“
präsentiert sie Ende 2014 den Wenderoman „Berlin
wird Festland“.
Es handelt sich hier um einen Archiv-Eintrag.
Die Informationen, Daten und Bilder sind möglicherweise veraltet und nicht mehr aktuell.


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