Aus dem Kuhstall ins Kino, diese ungewöhnliche Karriere zeichnet einen vielseitigen
Filmschauspieler, Kabarettisten und Synchronsprecher aus Kleinmachnow aus.  
Viele Kinder in Ostdeutschland kennen Dieter Perlwitz: Denn er war „Kapitän Hein Pöttgen“, der manchmal
mit auftrat, wenn der legendäre „Sandmann“ den Kleinen den Abendgruß überbrachte. Bevor es dazu kam,
standen aber erst mal heißer Sex und die Liebe zur Mistgabel.    
Brot und Liebe
„Es war die Nachkriegszeit. 1945 gab es bei uns in Halle keinen Schulbetrieb mehr. Dafür waren
Erntehelfer in der Landwirtschaft gesucht. Mir war die überaus hübsche Bauerntochter
Editha aufgefallen.
Da dachte ich mir, die Gelegenheit ist günstig“. So ließen sich in der kargen Nachkriegszeit menschliche
Bedürfnisse bestens vereinen. Sex und Brot, das waren für den damals 16-Jährigen paradiesische
Aussichten. „Damit ins Dorfleben zumindest ein wenig Schwung kam, gab es ein Bauerntheater. Hier
wurden all diese schrecklichen Stücke wie ‚Försterliesel‘ gespielt“, blickt Perlwitz, der diesen Oktober 2015
seinen 85. Geburtstag feierte, zurück. Der Weg zum Profi-Bauern führte ihn von 1949 bis 1950 auf die
Landwirtschaftsschule, wo ihn aber das Laientheater mehr faszinierte als das Hintergrundwissen von
Ackerbau und Viehzucht.
Heimlich zur DEFA
Unübersehbar hatte ihn der Bühnenvirus gepackt. So geriet er schnell auf Abwege, als er von der Schule
zum Deutschlandtreffen nach Berlin abgeordnet wurde, um die Fahne von Halle bei der zentralen
Demonstration in der „Hauptstadt der DDR“ hochzuhalten. „Vorher hatte ich als Geheimtipp erhalten, dass
man sich „Unter den Linden“ fürs Kino bewerben konnte. Also klopfte ich da frech an, trotz meiner Montur
mit kurzer Hose. Es war gerade die letzte Runde der Bewerbungen für dieses Jahr. Ich sollte vorsprechen,
doch was? Also bat ich, dass ich bis nachmittags Zeit zum Text lernen bekomme.“
Vorbereitung im Stundenhotel
Der Wunsch wurde erfüllt, Perlwitz suchte sich im zerbombten Berlin die nächstgelegene Absteige: „Die
Empfangsfrau wunderte sich sehr, dass ich dort allein sein wollte, denn es war ein illegales Stundenhotel!“
Als es dann zum Vorsprechen kam, kugelten sich die Juroren vor Lachen: „Ich fühlte mich sehr peinlich
berührt und wollte wissen, was ich falsch gemacht hatte. Stattdessen erklärten sie mir, dass es eine Kunst
ist, so zu unterhalten und nahmen mich ins DEFA-Nachwuchsstudio auf!“  
Pionier bei Schauspielschule
Dieses ging dann in der neuen „Staatlichen Schauspielschule“ auf. „Wir bekamen Räume in einem alten
Bootshaus in der Schnellerstraße in Niederschöneweide. Da haben wir erst mal ein halbes Jahr kräftig beim
Einrichten angepackt, bevor es im Herbst 1951 zur feierlichen Eröffnung kam“, blickt Dieter Perlwitz auf
seine Pionierarbeit  zurück.
An der Grenze
Damals wurde er Kleinmachnower. „Ich bekam eine Wohnung in einem Haus am Erlenweg, also direkt an
der Grenze. Ich erinnere mich noch gut an den Stacheldraht, mit dem riesigen Loch, wo man ungehindert
passieren konnte. Die Grenzer drückten alle Augen zu. Sie durften in ihrer speziellen Funktion ja nicht in
den Westsektor und baten uns deshalb immer wieder, ihnen begehrte Waren mitzubringen. Mit dem
Mauerbau wurde das schlagartig anders. Da gab es plötzlich eine ganz andere Truppe, die alles scharf
bewachte.“ Damit verging Jung-Schauspieler Perlwitz, der damals fest im Ensemble der DEFA war und
parallel dazu beim „Hans Otto Theater“ in Potsdam und dem „Maxim Gorki Theater“ in Berlin spielte, der
Spaß am Grenzübertritt.
Fernsehen für die Region  
„Ich bekam das Angebot, in meiner Heimatstadt Halle das regionale Fernsehstudio mit aufzubauen und
wurde schließlich Leiter des Fernsehtheaters“, so der vielseitige Kleinmachnower. Allerdings änderte sich
Anfang der 1970-er Jahre der politische Wind.
Erich Honecker, Ex-FDJ-Chef und als Sicherheitssekretär
des ZK der SED maßgeblicher Organisator des Mauerbaus, hatte das Ruder nach der Entmachtung von
Walter Ulbricht übernommen. „Wir sollten jetzt im Unterhaltungsprogramm die Werktätigen in den Fabriken
zeigen, doch die hatten logischerweise nach der Maloche den Kanal voll von ihren Betrieben und wollten in
der Freizeit etwas anderes sehen“, so Dieter Perlwitz. Weil „die Partei immer recht hat“, musste er sich
„wegen Liberalismus“ einen neuen Job suchen. Er ging zurück auf die Bretter, die die Welt bedeuten. Von
1975 an war er ein Jahr Oberspielleiter am „Theater der Jungen Garde“ in Halle an der Saale, um dann für
zwei Jahre in dieser Funktion ans Theater in Greifswald zu wechseln. Der Umzug war privat bedingt, denn
Ehefrau
Dr. Roswitha Perlwitz sollte dort in der Uni-Nervenklinik auf eine Professur für Kinderneuro-
psychiatrie vorbereitet werden.  
Ausgetrickst
Das Paar hatte zusammengefunden, weil sich Dieter Perlwitz nach dem Ende seiner ersten Liebe wieder
nach einer Frau sehnte. Er war über einen Freund auf eine junge attraktive Ärztin aufmerksam gemacht
worden und hatte dann seine Verbindungen beim Fernsehen spielen lassen, um bei ihr mächtig Eindruck zu
erwecken. „Ich tat so, als ob wir eine Sendung über psychiatrische Probleme vorbereiten und konnte sie so
in den Presseclub lotsen. Wir haben zusammen gesessen, getrunken und sind uns näher gekommen.“  
Kannst du kochen?
Wenig später tanzte das Paar eng umschlungen im noblen Interhotel. „Sie hat kurz und bündig gesagt:
‚Kannst Du kochen? Wenn ja, dann heirate ich Dich’. So ein Glück, dass ich das bei Oma gelernt hatte.“ Die
Hochzeit folgte kurz darauf. Dieter Perlwitz hat dafür die ganzen 43 Jahre der Ehe Wort gehalten und
immer, wenn das Paar zuhause war, für attraktive Menüs gesorgt. Dabei hat er sich so sehr weiter
entwickelt, dass ihn die elitäre Kochvereinigung „Confrérie de la Chaîne des Rôtisseurs“ in ihre Reihen
aufnahm!
Mediengeschichte im Blick
Dieter Perlwitz hat also vielfach Fernseh- und Filmgeschichte geschrieben. Er war in 40 DEFA-Spielfilmen
und 75 Fernsehproduktionen engagiert. Dazu gehörten „Das Medaillon“, wo er an der Seite von
Gisela May
zu sehen war sowie „Sansibar oder der letzte Grund“ von Kultregisseur
Bernhard Wicki. Dieter Perlwitz
war Regisseur beim Theater und fürs Fernsehen. Als Synchronsprecher hat er in über 200 Kinofilmen
mitgewirkt. Seit der Wende verfolgt er das Mediengeschehen wieder von Kleinmachnow aus. Er wohnt jetzt
in einem  Appartement nur wenige Meter von der früheren Grenze entfernt, die ihn einst aus der Gegend
vertrieben hatte.
Infos:
Tel. 03 32 03/5 64 60
www.dieter-perlwitz.de 
Stand November 2015
Hein Pöttgen wollte keine Grenze
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Es handelt sich hier um einen Archiv-Eintrag.
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