Stand Dezember 2009
Steinzeit-Beil und Promi-Oase
Es sieht aus wie neu, fast wie aus dem Baumarkt-Regal. Und doch hat dieses Beil schon etliche Jahre auf dem Buckel, so in etwa 7000 an der Zahl!
Bernd Ruschke, der Ortschronist von Halbe, hatte das große Archäologen-Glück und traf beim Umgraben im Garten auf diesen sensationellen Fund: „Leider war das erst jetzt, nachdem meine Chronik von Halbe erschienen ist. Dabei wäre es schön gewesen, wenn man das Steinbeil darin hätte mit abbilden können.“
Ruschke vermutet, dass das Werkzeug eine Grabbeigabe war, „denn es hat keinerlei Spuren von Abnutzung.“  
 Weinbau-Paradies
Der ehemalige Gas- und Wasserinstallateur hat mit seinem Buch über die Geschichte von Halbe eine Lücke in der Chronistenarbeit des Schenkenländchens geschlossen. Er berichtet darin, dass die Gemeinde erst 1546 in einer Urkunde erwähnt wurde. „Die Steinzeitmenschen konnten nun mal nicht schreiben“, schmunzelt der 60-jährige Frührentner. Er begeisterte sich für den Umgang mit der Historie, „weil wir fast täglich mit deren Hinterlassenschaften konfrontiert waren. Bis noch zur Wende fanden sich überall in den Wäldern und in den Gärten Hinterlassenschaften der Kesselschlacht um Halbe, die 1945 stattfand.“ Der Auslöser, sich so richtig in die Historie seines Heimatorts zu vertiefen, war die erste „Bürger- und Besucher-Information Amt Schenkenländchen“ mit einem kurzen Abriss über den Ort: „Ich wollte mehr wissen!“
So machte sich Ruschke daran, das Geheimnis des Namens Halbe aufzuspüren: „Mit Hälfte hat das gar nichts zu tun. Vielmehr stammt es aus dem Slawischen und heißt „Bauernhütte“. Ruschke fand heraus, dass Halbe lange Zeit ein richtiger Weinbauort war: „Die Weinberge erstreckten sich um 1700 entlang der Teupitz-Schweriner Straße.
Die Bewohner der umliegenden Orte waren bis nach Märkisch Buchholz hin verpflichtet, samt Dienstpersonal unentgeltlich bei der Ernte zu helfen. Wer nicht kam, riskierte Prügel.“    
 Schwerin als Promi-Magnet
Mittlerweile kann man die Geschichte vieler Schenkenländchen-Gemeinden zwischen Buchdeckeln nachlesen. So hat sich in Schwerin der ehemalige Eisenbahner Werner Exler auf die Spuren früherer Zeiten geheftet und viele Promis im Ort ausgemacht. Der leidenschaftliche Hobby-Koch rührt „besonders im Winter“ in den Tiefen der Historie. Er berichtet, dass Wilhelm Ranke sich für die Befreiung der Bauern einsetzte und das Schenkenländchen durch ihn fast zu einer Kunstmetropole geworden wäre. Er plante eine Gemäldegalerie für seine Sammlung aus 200 Gemälden und 10 000 Kupferstichen aus dem 15. Jahrhundert, darunter Werke von Albrecht Dürer. „Leider verkauften seine Erben die Bilder.“ Er berichtet wie 1985 der Zinksarg eines Mannes mit offenbar viel Humor gefunden wurde: „Er hielt in beiden Händen eine Sektflasche.“ Es handelte sich um den Straßenbauunternehmer Heinrich Kutzner, der 1927 verstorben war. „Leider wurde der Sarg 1985 einfach verschrottet.“
 Schumis Vorgänger
In den 1940-er Jahren war Schwerin sogar weltweit gefragt. Dann zog es die Sportjournalisten hierher, weil Rudolf Caracciola in ein Haus in der Ringstraße 1 gezogen war. Der Rennfahrer war ein gefeiertes Idol vergleichbar mit Michael Schumacher. Er konnte drei Europameistertitel gewinnen und stellte mit Geschwindigkeiten von über 400 Stundenkilometern sensationelle Weltrekorde auf. „Seine Witwe schenkte die Villa in Schwerin in den 1970-er Jahren seinem ehemaligen Rennfahrer-Kollegen Manfred von Brauchitsch, der 1954 in die DDR übergesiedelt war. Dort wirkte er von 1960 bis 1990 als Präsident der „Gesellschaft zur Förderung des Olympischen Gedankens“.
 Besuch vom Bundeskanzler
In Schwerin fühlte sich der berühmte Rechtsanwalt Professor Wolfgang Vogel wohl, der als Unterhändler der DDR  in „Übersiedlungsfragen“ aktiv war. BRD-Bundeskanzler Helmut Schmidt besuchte ihn anlässlich seines Staatsbesuchs 1981 in Schwerin. Bekannte Schweriner waren Hans von Oettingen, der viele Fernsehspiele fürs DDR-Fernsehen schrieb. Noch heute ist der international geschätzte Brecht-Kenner Professor Ernst Schumacher im Ort aktiv.
„Viele Kenntnisse stammen von meinem Vorgänger Karl-Heinz Hofmeister. Er starb 2002, kurz bevor er mit dem Bundesverdienstorden ausgezeichnet werden sollte“, so Werner Exler.
Groß Köris und Klein Köris
Interessante Chroniken gibt es außerdem in Groß Köris und Klein Köris. Zu den Autoren dort gehören Jutta Spiegalski vom Tourismusverein Schenkenland und Horst Mahnke, der sich in Klein Köris um die Germanensiedlung verdient macht. In Münchehofe und Schwerin soll die Historie ebenfalls bald in Buchform erscheinen.
Bernd Ruschke
Tel. 03 37 65/8 41 60
Werner Exler
Tel. 03 37 66/4 41 20
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