Stand November 2010
Oma lädt in ihr Schlafzimmer
Das gibt es nicht oft: In Groß Köris lädt eine Rentnerin in ihr Schlafzimmer ein. Willkommen ist jeder, am liebsten hat es die 79-Jährige sonntags!
Neben ihrem Schlafzimmer hat die ehemalige HO-Verkäuferin und beliebte Schul-Sekretärin aber noch viel mehr zu bieten.
Oma aus dem Keller
Sie spinnt im Esszimmer oder lässt in der guten Stube fröhlich die Puppen tanzen. Während man von manchen Zeitgenossen sagt, sie gingen „in den Keller zum Lachen“, geht Erna Mattigka in den Keller zum Schlafen. Denn die agile Rentnerin hat ihr ganzes Haus auf den Kopf gestellt und hat sich selbst notdürftig untergebracht – um Platz für ihr Hobby, eine beachtliche Puppensammlung, zu machen. Die hat schon viele begeistert, nur die eigene Familie macht in gewissem Sinne einen Bogen drumherum: „Meine drei Töchter sind zwischen 52 Jahre und 64 Jahre alt und damit dem Puppenspiel-Alter entwachsen. Unter meinen Enkeln sind nur Jungs, die interessieren sich nicht für Puppen.“
Alles geschenkt
Im Gegensatz zu anderen Puppensammlern kommt es der langjährigen Verkäuferin gar nicht darauf an, möglichst antike und besondere Exemplare zu erstehen. „Die meisten meiner etwa 100 Puppen habe ich geschenkt bekommen oder sie wurden mir angeboten“, berichtet sie. Denn Erna Mattigka kam auf einem sehr ungewöhnlichen Weg, nämlich über den Handarbeitszirkel, den sie lange Jahre geleitet hat, zu ihrem Hobby. „Ich hatte mitbekommen, dass in unseren Kitas viele Puppen ziemlich ‚abgenutzt‘ waren. Das ist ganz normal, wenn mit ihnen intensiv gespielt wird. Die Kleidung, mit denen die Puppen ausgeliefert werden, ist nicht besonders haltbar und geht schnell kaputt!“
Oma spinnt!
Also bot die Rentnerin an, im Schenkenländchen Puppen „anzuziehen“. Denn sie weiß: „Puppenkleidung aus Wolle ist wesentlich elastischer und haltbarer. Eines meiner Hobbys ist, aus Schafwolle Garn zu spinnen. Das habe ich dann für meine Puppen verarbeitet.“ So sprach sich herum, dass Erna Mattigka ein Händchen für Püppchen hat.
„Dadurch bekam ich plötzlich von vielen Seiten Puppen geschenkt. Darunter waren Eltern, deren Kinder aus dem Puppenalter herausgewachsen waren oder manch Sammler, der sich von seinen Schätzen trennen wollte.“
Gefahr fürs Museum?
Sozial denkend wie sie ist, wollte sie ihre Schätze nicht für sich alleine behalten. Also tat Erna Mattigka, was wohl niemand sonst gemacht hätte: Sie räumte ihre eigenen Wohnräume im Einfamilienhaus in Groß Köris, beschied sich fortan mit dem Keller und lädt seit 2007 in ihr ganz privates Puppenmuseum.
„Ich hatte ein wenig gehofft, meine Rente von nur gut 400 Euro damit etwas aufbessern zu können, aber Geld wollen meine Besucher leider nicht ausgeben. Nun schreibe ich also rote Zahlen, denn die Räume müssen ja immer gut beheizt sein, damit die Puppen keinen Schaden nehmen. Ich überlege mir jeden Tag, wie lange ich das Puppenmuseum noch aufrecht erhalten kann.“
Warme Babyfüße
Übrigens ist die Puppenfee für ganz unterschiedliche Püppchen aktiv. So strickt sie ganz nebenbei Babyschühchen für Neugeborene, weil sie festgestellt hat, dass die oft kalte Füße haben: „Die Schühchen verteile ich auf der Entbindungsstation im Krankenhaus, die Nachfrage ist riesig.“ Wenn die Einnahmen aus dem Puppenmuseum von Groß Köris auch gering bleiben, die ungewöhnliche Idee brachte die „Puppenoma“ jedenfalls vielfach in die Medien. Sogar der RBB berichtete in einer Sendung über die uneigennützige Groß Köriserin.
Infos:
Puppenmuseum Groß Köris
Rankenheimer Straße 8
15746 Groß Köris
Tel. 03 37 66/4 19 07
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