Stand März 2013
Professor mit Ideen und Super-Akku
Während dem amerikanischen Flugzeuggiganten Boeing beim Prestige-Projekt „Dreamliner“ die Batterien um die Ohren fliegen und sich so unkontrolliert entzünden, dass die Riesenvögel erst mal am Boden bleiben müssen, gleitet ein Wildauer Tüftler mit Akkus nach dem gleichen Prinzip seelenruhig und störungsfrei durch Brandenburgs Gewässer!    
Jörg Reiff-Stephan ist einer der vielseitigsten Ingenieure, die Deutschland momentan haben dürfte. Er konstruiert Greifer, die durch Kälte empfindliche Elektronikteile in steriler Umgebung befördern können und kümmert sich andererseits um so profane Dinge wie Eierkartons.  
Eier in der Mache
„Die werden bisher aus Pappmaché hergestellt. Dieses Material verformt sich sehr leicht, was beim Verpacken und beim Transport Probleme aufwirft. Besser wäre es, die Eier in formstabilere Behälter aus Wellpappe zu verpacken. Dann kann man viel mehr Kartons aufeinander stapeln, ohne dass die Eier beim Transport beschädigt werden“, beschreibt der gerade mal 41-jährige Techniker und TH-Professor die Vorteile. Er ist nun dabei, Maschinen zu konstruieren, um diese
Revolution in der Lebensmittelversorgung alltagstauglich zu machen. Denn das Besondere ist, dass Reiff-Stephan
einer der wenigen Wissenschaftler und Tüftler ist, der stets die praktische Umsetzung vor Augen hat.  
Eigene Firmen
Dazu verlässt er schon seit jungen Jahren immer wieder den Elfenbeinturm der Wissenschaft und ergänzt den
sicheren Posten auf dem Professorenstuhl mit Ausflügen ins harte und risikoreiche
Leben der „real existierenden Wirtschaft“. Seine erste Firma gründete er 1998, in der Zeit, als er hauptberuflich für seine Promotionsarbeit forschte. Seitdem kann er „auf diverse eigene Unternehmen zurückblicken. Ich habe dabei schon die ganze Palette möglicher
Erfahrungen erlebt, von tollen Erfolgen bis zur Insolvenz“, verblüfft er.
Besser als Boeing
Was Boeing in der Luft nicht schafft, möchte Professor Jörg Reiff-Stephan auf dem Wasser erreichen. Dafür setzt er eine ganze Menge an sportlichem Ehrgeiz ein. Angeregt von der in Sichtweite der TH Wildau vorbeifließenden Dahme möchte er mit Studenten ein Solarboot konstruieren, das sich im sportlichen Wettbewerb mit konkurrierenden Wasserfahrzeugen bewährt, finanziell erschwinglich ist und das kann, was im Dreamliner von Boeing nicht funktioniert: „Achillesferse ist immer die Speicherung des Stroms. Ähnlich wie Boeing setzen wir dabei auf gewichtsmäßig leichte Batterien die dennoch eine hohe Speicherqualität haben. Das erreicht man mit Lithium-Ionen-Akkus. Deren Problem ist aber, dass sie eine sehr genaue elektronische Steuerung benötigen. Wenn diese nicht funktioniert, kann die Batterie Feuer fangen.“ Was das bedeutet, davon können die Flugzeugingenieure aus der Boeing-Metropole Chicago ein Lied singen, die ebenfalls auf diese Technik setzen.
Alle in einem Boot
Im Gegensatz zum Flugzeuggiganten aus den USA hat sich die Konstruktion aus Wildau in der Praxis erst mal bewährt. Das Wildauer Boot errang bei der Europäischen Solarboot-Regatta auf dem Werbellinsee auf Anhieb Platz 5. Darüber freuten sich Initiator Professor Jörg Reiff-Stephan, seine Kollegen Professor Thomas Mirre und Diplom-Ingenieur Detlef Nemak sowie die Studenten André Piaszinski, Phillip Winter, Sebastian Dross, Mathias Umlang, Dennis Schulz und Sebastian Schulz, Marc Schinkel, Martin Grünefeld und Shang-Han Lee sehr.
Jetzt hat die Solarboot-Pioniere der große Ehrgeiz gepackt. Professor Reiff-Stephan weitete das Studienprojekt 2013 weit über die technische Umsetzung aus.    
Marktreif und bezahlbar?
Statt eines Prototyps soll nun ein marktreifes Solarboot entstehen, das funktioniert, bezahlbar ist und, so die Hoffnung, bei der nunmehr 3. Solarboot-Regatta einen der vorderen Plätze erringt. Damit nicht genug! Das Boot, diesmal auf der Basis eines Katamarans, soll zudem ästhetisch ansprechend aussehen.
Technik und Design
Das kommt davon, wenn man als Initiator einen so ungewöhnlichen Professor hat wie Reiff-Stephan. Der ist nämlich zugleich Honorarprofessor für Produktdesign an der Kunsthochschule in Weißensee. „Ich habe früh erkannt, dass es nicht ausreicht, innovative Dinge auf den Markt zu bringen. Fast ebenso wichtig ist das attraktive Design. Das gilt meiner Erfahrung nach heute sogar bei Industrieartikeln. Wenn sich die Maschinen in Funktion und Preis ähneln, dann ist das Design immer öfter für die Kaufentscheidung ausschlaggebend.“ Damit ist Jörg Reiff-Stephan Pionier, denn Designer und Techniker arbeiteten bisher meist parallel, ohne das einer von den Problemen, Möglichkeiten und Wünschen des anderen wusste.
Sonne für Afrika
Mit einem kalkulierten Preis von unter 10 000 Euro kann sich das Wildauer Solarboot übrigens durchaus Chancen ausrechnen. Schließlich ist es verlockend, ohne Treibstoffkosten oder dem ganzen Tamtam mit riesigen Segeln lautlos über die Dahme und die schönen Seen von Brandenburg zu gleiten!
Der Wildauer Professor hingegen denkt schon einen Schritt weiter: Er will nun, basierend auf seinen modernen Akkus, die im Gegensatz zu denen im Dreamliner zu funktionieren scheinen, in Afrika für Energie aus der Sonne sorgen. Das
Ticket für Togo hat er bereits gebucht. Dort soll Wissen aus Wildau in einem Pilotprojekt Energie für eine Schülermensa liefern. Und innovative Eierkartons kann man ja überall brauchen!
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Es handelt sich hier um einen Archiv-Eintrag.
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