Stand März 2012
Spinnen auf der Flucht
Die Zeiten, als unsere Hausspinnen es sich im Keller bequem machen konnten, um in aller Seelenruhe vor sich hin zu spinnen, sind wohl vorbei. Statt dessen hat für unsere meist uneingeladenen Gäste das große Zittern begonnen!
Schuld daran ist aber weder Mamas Staubwedel noch Papas ultra-starker Super-Allessauger aus dem Baumarkt. Die Feinde, die unsere Hausspinnen  zum Zittern bringen, kommen aus ihrer eigenen „Familie“. Es sind die Zitterspinnen, die dafür sorgen, dass ihre angestammten
Artgenossen auf der Flucht aus unseren Wohnungen und Kellern sind!
Spinnen-Fahnder in Zeuthens Kellern
Das fand eine junge Forschergruppe um die Schüler Julius Rempel, 14, und Tim Kramer, 15, heraus. Die beiden Schüler der musikbetonten Gesamtschule Paul Dessau hatten diesen Verdacht, „bewaffneten“ sich deshalb mit Kamera und Stift und konnten durch Fragebögen, die sie an Haushalte in Zeuthen und Prenzlau verteilten, dieses Phänomen bestätigen. Nun hoffen sie auf einen Preis beim Wettbewerb „Jugend forscht“.
Begleitet hat diese spannende Arbeit Helge Sawal. Der 73-jährige leidenschaftliche Lehrer kann von der Schule nicht lassen und setzt sich als Rentner für den forschungsfreudigen Nachwuchs ein.  
Spannung wo es stinkt und kracht!
Die Spinnen-Fahnder liegen dabei allerdings gar nicht in seinem normalen Arbeitsgebiet, denn Sawal ist dort, „wo es stinkt und kracht“, wie der Volksmund übers Fach Chemie gerne lästert, fachlich zu Hause.
„Das kann er so toll und anschaulich vermitteln, dass es selbst für Laien wie mich unheimlich spannend ist“, bekommt er Lob von Zeuthens Bürgermeisterin Beate Burgschweiger, die von dem agilen Rentner total begeistert ist.
Sawal erinnert sich, schon als Kind herumexperimentiert zu haben. Erst waren es Knallgas-Reaktionen, die ihn faszinierten, dann das eigene Fotolabor, wo Chemie ja sichtlich viel bewirken konnte.
Sein großer Traum war, Chemie-Lehrer zu werden. Das schaffte er auch! Nach Abitur und Lehrer-Fortbildung wirkte er an der damaligen Polytechnischen Oberschule in Wildau und ab 1988 am heutigen Schillergymnasium in Königs Wusterhausen.
Schnelle Erfolge!
Nach der Wende faszinierten ihn die Möglichkeiten, im Rahmen der jährlichen „Jugend forscht“ Wettbewerbe Schülern zu vermitteln, wie spannend Wissenschaft sein kann. Oft ist es die Nahtstelle zwischen Chemie und Biologie, die ihn besonders fasziniert.
Insbesonders Algen haben es ihm angetan. „Man kann sie leicht züchten, sie wachsen so schnell, dass man über einen kurzen Zeitraum Ergebnisse erzielt. Für Jugendliche ist das sehr wichtig, denn die Zeit, an der sie an der Schule sind, ist ja nicht unendlich lang“, so Helge Sawal.
Zu den großen Erfolgen gehört, dass Sawal schon einen Bundessieger bei dem Wettbewerb „hervorbringen“ konnte.
Seine Schüler beschäftigten sich mit unterschiedlichsten Themen. Dazu gehörten sogar mal Babywindeln. Die sollten  aus Hanf hergestellt werden, um von erdölbasierten Erzeugnissen wegzukommen.
Algen essen CO2  
Momentan tüfteln unter Obhut von Helge Sawal in Zeuthen gleich mehrere Arbeitsgruppen an interessanten Themen. So wollen Sophie Haselau, Frederic Jung und Jens Dikow mit einer speziellen Algenart das umweltschädliche CO2 herausfiltern. „Der entstehenden Biomasse wird durch Erwärmen Gas entzogen, so dass am Schluss reiner Kohlenstoff als poröse Substanz ähnlich der Holzkohle übrig bleibt und wieder verwendet werden kann“, beschreibt Helge Sawal die geniale Idee, aus dem giftigen Stoff sauberen Sauerstoff und den gefragten Energieträger Kohle zu gewinnen.  
Mit Urin tolle Pflanzen
Ein anderes Problem haben Miriam Kimberly Wulze, Gordon Bittner und Pascal Dörck im Auge. Sie wollen aus Urin das weltweit gefragte und immer knapper werdende Düngemittel Phosphat gewinnen, um damit für knackiges Gemüse und nahrhaftes Getreide zu sorgen.
Als „Spender“ haben sie große öffentliche Toilettenanlagen wie Autobahnraststätten ins Auge gefasst. „Die Experimente finden aber erst mal mit künstlichem Urin statt“, baut Sawal eventuellen Hygiene-Bedenken vor. Dabei würde direkt vor Ort bestimmt  ausreichend „Rohmaterial“ anfallen!
Neugierde in jedem Alter
Helge Sawal beweist, dass wissenschaftliche Neugierde nicht vor dem Alter halt macht: „Ich stoße immer wieder auf naturwissenschaftliche Probleme, die mich dann nicht mehr los lassen. Meinen jungen Forschern geht es ganz genauso“, beschreibt Rentner Sawal, was ihn ganz mächtig mit dem Nachwuchs verbindet. Man darf also gespannt sein, welche Forschertalente aus Zeuthens „Musikbetonter Gesamtschule“ eines Tages unsere Welt verändern werden!
Infos:
Tel. 03 37 62/7 10 35
www.gesamtschule-zeuthen.de 
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Es handelt sich hier um einen Archiv-Eintrag.
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