Kalte Nächte, enge Räume da liegt es nahe, sich ein wenig zusammenzukuscheln. So sah es auch eine junge Studentin und fertig war das Pfarrerspaar! Damit hat die Bahnhofsmission am Bahnhof Zoo plötzlich eine ganz neue, eine familiengründende Funktion erhalten. Ob das die Betreiber wussten?
In ihrer neuen Heimat Blumberg hat es Dr. Anne-Kathrin Finke erst mal ebenfalls ein wenig ungemütlich. Das große Pfarrhaus ist leer, kalt und renovierungsbedürftig. Doch diesmal wird erst gekuschelt, wenn alles perfekt ist. „Das wird wahrscheinlich 2008 sein“, mutmaßt nun Dr. Finke.
Seelenhirtin steht im Regen
Das bedeutet: Der neuen Seelenhirtin von etwa 550 „Schäfchen“ in Blumberg und Eiche fehlt zum Dienstantritt das Dach über dem Kopf. Nur gut, dass die gebürtige Rheinländerin kein Problem mit kalter Umgebung hat. War es doch gerade ein Aufenthalt im rauen Schottland, der in der jungen Theologie-Studentin den Entschluss, Pfarrerin zu werden, reifen ließ.
Pfarrerstochter auf „Abwegen“
Denn ursprünglich wollte sie alles, nur dieses nicht: „Ich stamme aus einer Pfarrersfamilie und habe bei meinem Vater erlebt, dass dieses Amt wenig Zeit fürs Privatleben lässt. Dazu kommt, dass man gerade dann besonders gefragt ist, wenn andere Freizeit haben: An hohen Festen wie Weihnachten und Ostern oder am Sonntag heißt es für den Pfarrer, zu ‚arbeiten‘. Das ist für die Familie nicht immer einfach!“
Halbe Pfarrerin mit halbem Auto
Dr. Finke wird dann gleich doppelt gefordert sein: Denn ihre Stelle teilen sich die Gläubigen in Blumberg und Eiche. „Dabei ist es nur eine 60-Prozent-Stelle!“
So muss die Nachfolgerin des in Ruhestand getretenen Pfarrers Rolf Bedorf also ziemlich mobil sein. Einerseits gilt es zwischen dem Wohnort in Berlin-Spandau und ihrem „Dienstsitz“ in Blumberg zu pendeln und dann noch Eiche in die Route mit aufzunehmen. Dabei steht der „halben Pfarrerin“ nur ein „halbes Auto“ zur Verfügung, denn ihr Ehemann muss von Spandau aus seine Gemeinde in Berlin-Wedding betreuen.
Buchautorin mit Schottland-Erfahrung
Blumbergs neue Pfarrerin studierte in Berlin und Marburg. Ihre Promotion schrieb sie über „Karl Barth. Die Theologie in Großbritannien“. Offenbar ein interessantes Thema, denn es ist sogar als Buch zum Nachlesen erhältlich. Sie kennt sich bestens im Berliner Wissenschaftsbetrieb aus, war sie doch von 1996 bis 2001 Ansprechpartnerin für die Theologie-Studenten derHumboldt-Universität. „Damals war die Stelle eines Studien-Koordinators neu geschaffen worden.“
Anschließend war sie im Evangelischen Johannisstift in Spandau in der Diakonausbildung tätig.
Regelmäßiger Kindersegen
Nicht alle Jahre wieder, aber regelmäßig im Zwei-Jahres-Rhythmus sorgte das Paar für Nachwuchs. Die Kinder, zwei Jungs und ein Mädchen, sind sechs, acht und zehn Jahre alt. „Sie freuen sich schon riesig auf den Umzug nach Blumberg, auf die Idylle und den schönen großen Garten. Nun geht die Diskussion darum, welche Haustiere es denn sein sollen!“
Hoffen auf den Nachbarn
Übrigens hat Dr. Anne-Kathrin Finke gleich mehrere Baustellen. Zwischen Pfarrhaus und Kirche zeigt sich die Pfarrscheune in halbfertigem Zustand. Hier soll der „Nachbar von gegenüber aus dem Schloss“ helfen. Gemeint ist Torsten Jeran mit seinem Regionalparkverein Barnimer Feldmark. Denn die historische Scheune soll denkmalsgerecht saniert Blumberg zu einem weiteren Kulturzentrum für etwa 50 Personen verhelfen. Damit würde die Scheune eine gute Ergänzung für den im letzten Jahr fertiggestellten größeren Stufensaal des Schlosses darstellen.
Karnevalsmuffel aus dem Rheinland
Ob darin dann der Karnevalsauftakt mit Festveranstaltung und Büttenreden nach rheinischem Vorbild stattfinden wird?
Schließlich kommt Dr. Anne-Kathrin Finke aus dieser Gegend. Doch die Seelenhirtin aus Königswinter bei Bonn zerstört sofort alle Hoffnungen auf einen Barnimer Karneval nach rheinischem Vorbild. Vielmehr möchte die Pfarrerstochter unbedingt die Kirche im Dorf lassen und „outet“ sich als eingefleischter Karnevalsmuffel. Nun versteht man, dass sie sich im Berliner Raum besonders wohl fühlt und sich so richtig auf Blumberg freut
Infos Tel. 01 73/4 23 31 40
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