Förster hat Ideen

Jurassic Parc in Buch

Urwelttiere sollen Buch schon bald zu einem bundesweit attraktiven Anziehungspunkt werden lassen. Dann könnten sich auf einem Teil der ehemaligen Rieselfelder Tiere aus weit zurück liegenden Epochen vergnügen!
Schöpfer des Berliner Jurassic Parcs sind diesmal nicht ein verrückter und größenwahnsinniger Professor wie im weltberühmten Film von Steven Spielberg, sondern Berliner Forstleute um den überaus bodenständigen Revierförster Olaf Zeuschner. Das Projekt wurde dann durch eine Machbarkeitsstudie der BerlinerinCarina Vogel weiter gefördert.
Allerdings, ganz so spektakulär wie auf Spielbergs geheimnisvoller Insel wird es in Berlin-Buch wohl nicht werden. Statt angriffslustiger Dinos sollen vorwiegend friedliche Tiere das zwischen 50 und 100 Hektar große Areal bevölkern.
„Gedacht ist an in der Region ausgestorbene Tierarten wie Bisons, Heck-Rinder oder alte Schafrassen“, verrät der frisch aus dem Elternurlaub in den Bucher Forst zurück gekehrte Waidmann. Die „Großvieh-Beweidung“ soll in einer Landschaft passieren, wie wir sie längst nur noch aus alten Gemälden kennen: „Früher bestanden die Wälder aus Laub- und Nadelbäumen.
Darin weideten die Nutztiere. Seit dem 16. Jahrhundert sorgt eine auf hohen Ertrag ausgerichtete Forstwirtschaft für schnellwachsende Nadelwälder, in deren eng stehendem Bestand Kühe und ähnliche Tiere nur stören würden, da sie den Boden verdichten.“
Dass sich die Ur-Tiere zu schnell auf die Zehen treten, sieht Olaf Zeuschner nicht als Gefahr. Mit einem „Besatz von nicht mehr als zwei Tieren auf zehn Hektar“ bleibt für Büffel und Baum genug Platz zum Atmen.
Mit dem Blick zurück geht der frischgebackene Papi mit seinem weiteren Projekt einen Schritt nach vorne: Der noch weitgehend brachliegende Teil der riesigen Rieselfelder soll in den Genuss einer sanften Bewässerung kommen. Da der Magistrat von Ost-Berlin mehr oder weniger von einem Tag auf den anderen seiner veralteten „Naturkläranlage“ den Hahn abdrehte, trocknete die vorher als Filter wirkende Erdschicht schnell aus. Im Boden sind nun Schadstoffe wie Schwermetalle und Medikamentenrückstände aus den Abwässern vieler Jahrzehnte enthalten. In den 1980er Jahren hatte man schon einmal die Idee einer Bewässerung und baute dazu eine Rohrleitung zum neuen Klärwerk in Schönerlinde. Nun wird Klarwasser, also von filterbaren Verunreinigungen befreites geklärtes Wasser, in künstliche Teiche geleitet, wo sich neues Leben entwickelt. Schon haben sich Wasservögel und Pflanzen angesiedelt. Durch Kanäle fließt das Nass so langsam weiter, dass die gefährlichen Stoffe „nur in homöopathischen Dosen“ in die aufnehmende Panke gelangen können.
Der Effekt ist eine Stabilisierung des abgesunkenen Grundwasserspiegels, der die Seen der Region beeinträchtigte. Das versteppte Areal wird zunehmend grüner und Lebensraum für Flora und Fauna.
Wie mit seinem „Jurassic Parc“ betritt Olaf Zeuschner auch hier vielfach Neuland. Dabei wird das EU-geförderte Projekt mittlerweile aus immer entfernteren Winkeln der Welt betrachtet.
Besonders Fachleute aus China blicken interessiert auf Zeuschners Rieselfelder: „Dort wurde und wird das Abwasser wie damals in
Berlin entsorgt. Die Fachleute in Asien wissen, dass sie in absehbarer Zeit ebenfalls versuchen müssen, ihre Rieselfelder so zu renaturieren, dass die Schadstoffe möglichst wenig die Menschen beeinträchtigen. Denn bisher gibt es keine wirtschaftliche Methode, diese Böden zu reinigen“, so Rieselfeld-Pionier Olaf Zeuschner.
Bei allem Pioniergeist, sehnt sich Buchs oberster Grüner nicht ab und an nach einem richtigen Wald mit romantischen Rehlein und Häschen? Schließlich stammt der gebürtige Oldenburger doch aus einer richtigen Försterfamilie. „So eine ganz normale Försterei könnte ich mir gar nicht mehr vorstellen. Das wäre mir zu langweilig“, versichert er. Welcher Förster kann schon im eigenen Jurassic Parc Urzeit-Tiere jagen – selbst wenn es erst mal „nur“ Bison sein sollen. Dabei ist ihm zuzutrauen, dass er irgendwann doch noch mal ein klitzekleines Dino-Ei zum Leben erweckt!

Infos: Tel. 0 30/9 49 56 00

Förster Olaf Zeuschner träumt von einem Jurassic Parc in Berlin Buch.



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