Badevergnügen mal ganz anders

Splitternackt bei Minus 16 Grad!

Wenn es draußen so richtig kalt ist, dann wird es einigen Bernauern einfach zu heiß. Dann trifft man sie, splitternackt, am Ufer des Liepnitzsees. Und zwar beim Baden!
Im Sommer hingegen findet Dr. Dietmar Müller Baden eher langweilig. Dennoch haben die Bernauer Eisheiligen mit der überwiegenden Anzahl von Wasserratten eines gemein: Auch sie hoffen auf viel Sonne. „Wind, trübes Wetter und Pappschnee können das Vergnügen ziemlich trüben“, schmunzelt der 62-jährige Historiker. Er war von Anfang an dabei, als 1988 das kalte Badevergnügen Einzug in Bernau hielt. Und als Historiker weiß er noch genau, wie alles anfing: „Triebfeder war ein Redakteur der Pionierzeitung „Trommel“. Alsbald begann man sich mit der Idee hochwissenschaftlich zu beschäftigen. Bei uns waren deshalb am Anfang viele Akademiker, darunter etliche Ärzte und Wissenschaftler von der Humboldt-Universität.“ Sie alle zog es bei Eisestemperaturen zum Liepnitzsee. Damals wie heute wurde aus der Eisdecke eine quadratische Platte von 2,50 Meter Kantenlänge herausgeschnitten. Die wurde mit viel Mühe unter die bestehende Eisdecke geräumt. „Das ist eine schweißtreibende Angelegenheit, anschließend freut man sich richtig aufs ‚kühle Nass“, schmunzelt der Wissenschaftler. Mittlerweile sind etwa 20 Bernauer mit von der Partie, wenn im Winter der See ruft. Helga Dowe ist mit 76 Jahren älteste Eisbaderin, jüngstes Mitglied ist eine 15-jährige Schülerin.
Frauen stellen gut die Hälfte der Bernauer Eisbader. Sie trainieren ab Oktober einmal in der Woche, meist am Sonntag Vormittag. Fans bleiben nicht aus, manche machen gleich mit. So zwei Marathon-Läuferinnen beim Rennen um den Liepnitzsee, die von den Nackedeis in kalter Herbstluft so angetan waren, dass sie sich spontan aller Kleider entledigten.
Wettbewerbe gibt es in dieser heißen Sportart für kalte Tage nicht, wohl aber mittlerweile ein überregionales Treffen am Oranke See in Berlin. Dabei machte Dr. Dietmar Müller eine erstaunliche Beobachtung: „Den Wessis ist diese Sportart offenbar zu kalt. Bis auf vereinzelte Teilnehmer aus München kamen bisher fast alle aus dem Osten!“

Infos Tel. 0 33 38/76 91 10

Heiß geht es her, wenn sich die Bernauer Eisbader bei winterlichen Temperaturen in den Liepnitzsee stürzen.

Es handelt sich hier um einen Archiv-Eintrag.
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