Immer am Korb

Daß Bernau internationalen Bekanntheitsgrad hat, ist weniger dem Hussitenfest wie zwei völlig unterschiedlichen Vereinen zu verdanken. Da wäre einerseits der kleine Amateurfunkerverein, der selbst zu DDR-Zeiten weltweit Meldungen aus Bernau übermitteln konnte. Und da wären die Basketballer, die schlitzohrig und entgegen der Planung der Sport-Gewaltigen der DDR Bernau zum Schauplatz eines internationalen Turniers machte!

Seit 1958 stehen die Basketballer ununterbrochen im Wettspielbetrieb. Als Betriebssportgemeinschaft, kurz BSG, hat man sich erfolgreich geschlagen und über die verschiedensten Wege internationale Kontakte geknüpft. Und das, obwohl der Verein im streng reglementierten DDR-Sport dazu gar nicht zugelassen war.

Doch als es die Sport-Gewaltigen merkten, war es schon zu spät: Turniere in den „Sozialistischen Bruderländer“ und Besuche der dortigen Vereine in Bernau waren schnell zur Tradition geworden.

Die „Internationale Basketballwoche“ war bald fester Termin im internationalen Sportkalender. Da mußte der offizielle DTSB, der ost-Deutsche Turn- und Sportbund, gute Miene zum ungewünschten Spiel machen.

Zu DDR-Zeiten war die Bernauer Herrenmannschaft mehrere Jahre in der Oberliga, der höchsten Spielklasse, aktiv. Danach ging es bergab. Jetzt sind die Basketballer in den Verein SSV Lok Bernau e.V. eingegeliedert.

Dessen Vorsitzender Reinhard Beyer sieht nun wieder bessere Zeiten kommen: „Vor vier Jahren haben wir die Weichen gestellt, um leistungsorientiert und mit dem richtigen Management mittelfristig in die zweite Bundesliga aufzusteigen“.

Unter Trägerschaft des Vereins SSV Lok Bernau e.V. wurde ein Leistungszentrum Basketball eingerichtet, das unter anderem von der Stadt mit 40 000 Mark gefördert wird und als Leistungsstützpunkt Basketball für das ganze Bundesland fungiert.

Im Verein ist die Basketball das Schwergewicht. Von den 320 Mitgliedern sind etwa 230 Aktive auf der Jagd nach Korb-Erfolgen. Mit 19 Mannschaften ist man in allen Altersklassen vertreten. Dazu kommen noch Freizeitsportgruppen wie Gymnastik und sogar Bergsteiger oder Volleyball und Behindertensport.

Kontakt zur MIR

Eher im Verborgenen funken die Amateurfunker so vor sich hin. Damals wie heute, denn dieser Verein hat eine lange Tradition und ist seit über 30 Jahren aktiv. Doch ebenso wie die Basektballer, wenn auch mit anderen Mitteln, sorgen die Technikbegeisterten dafür, dass Bernau in vielen Teilen der Welt bekannt ist.

Heute sind es 31 Aktive, die unter Federführung von Joachim Ronnger (58) ihre Wellen in die Welt verbreiten. Zu DDR-Zeiten durften sie dies auch tun, allerdings unter strenger Aufsicht des zentralen Verbands.

Star im Club ist heute ein Fachmann aus der Physikalisch technischen Anstalt Braunschweig. „Damit haben wir die Nase natürlich immer ganz vorn“ freut sich Ronnger. Fasznierend ist es schon, diese Technik im sogenannten Zwei-Meter-Band heute, im Satelliten-Zeitalter zu erleben. „Selbst entlegenste Punkte der Erde, die Insel Heard am Südpol, in immerhin 13 000 Kilometer Entfernung von Bernau werden von uns manchmal kontaktiert. Ein Kollege hatte sogar Kontakt mit der MIR“, freut sich Oberfunker Ronnger.

Soweit dringt also der Ruf Bernaus – da müssen sogar die erfolgsgewohnten Basketballer vor Neid erblassen.

Schade, dass nur bestimmte Nachrichten übersandt werden dürfen. Dazu gehören zum Beispiel technisches Fachsimpeln oder auch Katastrophenmeldungen, aber halt leider keine Grußnachrichten oder Klatsch. Ob das wohl wirklich immer eingehalten wird?

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