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Muss die Geschichte des Weinbaus neu geschrieben werden? Galt doch bisher die Baumblüten-Stadt Werder/Havel als nördlichste Weinlage Deutschlands. Doch nun scheint es Konkurrenz zu geben, und zwar aus Bernau!
Dort, in der Rosa Luxemburg Straße, konnte das Ehepaar Lucie und Arnold Neuendorff 2003 einen Rekord melden: Auf etwa einen Zentner beziffern sie die Ernte von einem einzigen Rebstock. Und der verzeichnet neben seinem Ertrag noch einen weiteren Rekord: Mit einem nachgewiesenen Alter von mindestens 70 Jahren dürfte der Pflanzen-Methusalem wohl der älteste intakte Weinstock in der Hussitenstadt sein. Ich habe nicht systematisch danach geforscht, aber mir ist in unserer Region kein älteres Exemplar unter die Augen gekommen, schmunzelt der pensionierte Konstrukteur und passionierte Rebstock-Besitzer.
Dass es 2003 dank des Prachtsommers zur Rekordernte kam, freut ihn besonders deshalb, weil das Pflänzchen schon nahe dran war, seine Lebensgeister einzustellen: Am Hauptstamm hatte sich ein Schwamm gebildet. Als wir es merkten, war er bereits so groß, dass wir dachten, wenn wir ihn herausschneiden, geht die ganze Pflanze ein, erinnert sich Arnold Neuendorff. Doch schließlich schaffte er es mit viel Liebe, seinen Weinstock zu neuer Pracht zu verhelfen. Das Erfolgsrezept ist der richtige Schnitt. Triebe, an denen keine Früchte waren, sind vollständig zu entfernen, daran wird nie was wachsen. Doch gerade bei den süßesten Früchten gibt es die meisten Konkurrenten: Vögel und Wespen sind das größte Problem. Doch dieses Jahr haben wir dafür ebenfalls eine Lösung gefunden. Ich habe ein Vlies, wie man es auf dem Bau verwendet, davor gehängt. Da konnten die Trauben reifen, ohne dass sie uns jemand streitig machte!
Nun stellt sich die spannende Frage, ob sich Bernaus Winzer-Ehepaar dazu entschließt, aus den Trauben edle Tropfen zu keltern: Dazu bedarf es ganz spezifischer Kenntnisse. Aber vielleicht eignen wir die uns noch an, schmunzelt Lucie Neuendorff.
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