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bekannterweise ganz besonders für die 
als deftig-ausgelassen bekannten 
Bayern und die oft als diszipliniert-steif 
beschriebenen Preußen. Ob das gut 
geht? Mahlow-Waldblick wird es 
zeigen, denn hier ist in einem 
schmucken Eigenheim Bayerns laut 
hörbares Standbein in Preußen 
beheimatet.
             
 
        
            Das ist dem Finanz-Experten Oliver Thiel 
zu verdanken, der sich hauptberuflich mit 
Internet-Videos beschäftigt. Der 43-
jährige Familienvater ist, obwohl 
aufrechter Preuße, von Bayern so 
begeistert, dass er ohne Scheu in 
alpenländische Lederhosen schlüpft, um 
zusammen mit Gleichgesinnten attraktive 
Männerbeine zu zeigen.  
 
            
        
            Auf dem Tisch tanzen  
 
            
        
            Ehefrau Silke Thiel, nüchterne 
Bankkauffrau, ist dabei nicht eifersüchtig, 
sondern schaut gerne zu. Schließlich hat 
Oliver Thiel ein anspruchsvolles Ziel. 
„Wenn die Leute vor Freude auf die 
Tische hüpfen, dann bin ich glücklich und 
zufrieden!“ Zu den große Fans gehören 
neben der Ehefrau die beiden Kinder im 
Alter von zwölf und fünf Jahren.  
            
        
            Mittlerweile sind die Auftritte der 
„Wiesnkapelle 1911“, die ihren Namen 
vom Schauplatz des legendären Münchner 
Oktoberfests bezieht, sehr beliebt: „Wir 
sind bei vielen großen Festen gefragt. 
Insbesondere, wenn in Preußen zum 
Oktoberfest gerufen wird, möchten die 
Leute uns hören. Höhepunkt ist immer in 
Diedersdorf, wo wir regelmäßig vor 2 000 
Personen spielen. Unser Spektrum ist 
denkbar breit. Wir machen alles, was es an 
Stimmungsmusik gibt. Dazu gehören 
Polka, Walzer, Märsche und Evergreens 
wie ‚Griechischer Wein’ von Udo Jürgens 
oder ‚Es gibt kein Bier auf Hawaii‘. Wir 
spielen was die Lunge hergibt“, beschreibt 
Oliver Thiel seine „Zweitkapelle“, die 
meist mit einem Dutzend Musikern 
auftritt.  
            
        
            Renommiertes Blasorchster   
 
            
        
            Denn die mittlerweile weit über die 
Region hinaus berühmte „Wiesnkapelle 
1911“ ist ursprünglich aus praktischen 
Gründen aus einem der renommiertesten 
Laien-Orchester Berlins entstanden. Das 
„Blasorchester 1911“, das wie der Name 
erkennen lässt, auf eine über 
hundertjährige Geschichte zurück blicken 
kann, ist das älteste Orchester seiner Art in 
Berlin. Zu ihm stieß Hobbymusiker Oliver 
Thiel über den kirchennahen „Bläserkreis 
Mariendorf“. „Zuvor hatte ich wie fast 
jedes Kind in der Schule Blockflöte 
gelernt, konnte aber schnell Noten lesen. 
Später übte meine Schwester Trompete, 
ich entschied mich für Posaune.“  
 
            
        
            Jazz und Kirchenmusik  
 
            
        
            Schon als junger Musiker bestach Thiel 
durch eine ungewöhnliche Breite. So trat 
er parallel zum „Bläserkreis Mariendorf“ 
in Jazz-Bigbands auf. „Ich mag viele 
Musikrichtungen, eigentlich alles 
außer hartem Techno“, gibt er Einblick.  
            
        
            Deshalb faszinierte ihn das ganz und gar 
nicht angestaubte „Blasorchester 1911“ 
auf Anhieb: „Die spielen klassische Blas
musik, Operetten-, Film- und 
Musicalmelodien ebenso wie Schlager. 
Gerade üben wir neu-arrangierte Pop-Titel 
von Robby Williams und Michael Jackson 
ein“, so Oliver Thiel.  
            
        
            Nach zehn Jahren fleißigen Posaunens 
engagierte das renommierte Orchester den 
jungen Bläser als neuen Vorsitzenden. 
            
        
            Zu groß für Auftritte?  
 
            
        
            „Für ein so großes Orchester mit 35 
Musiker gibt es aber aus räumlichen und 
finanziellen Gründen nur begrenzte 
Auftrittsmöglichkeiten. Deshalb bildete 
sich zusätzlich eine kleine Besetzung 
heraus, die nun als ‚Wiesnkapelle‘ auftritt. 
Dafür ist der Vereinschef automatisch mit 
zuständig“, beschreibt Thiel die inneren 
Zusammenhänge. 
            
        
            Mit über 25 Auftritten im Jahr sind die 
preußischen Bayern ein wichtiger 
Höhepunkt bei Festen der Region, wo 
Gaudi und Stimmung gefragt sind.  
            
        
            „Wenn es uns gelingt, die Leute 
mitzureißen, dann haben wir unsere Sache 
gut gemacht“, nennt Oliver Thiel die 
Ziellatte. Dass ihm dies gelingt, zeigt die 
stetig wachsende Beliebtheit. „Dabei 
spielen wir rein instrumental, ohne 
jeglichen Gesang“, so Thiel.  
            
        
            Bayern in Mahlow    
 
            
        
            Vor fast zehn Jahren hat Familie Thiel 
Berlin-Tempelhof gegen die Idylle im 
Eigenheim in Mahlow-Waldblick 
eingetauscht und fühlt sich in der neuen 
Heimat so wohl, dass sie nun dort eine 
eigene Tradition begründet haben: Das 
intime „Oktoberfest“ für den kleinen 
Ortsteil im Garten von Oliver Thiel. Das 
Oktoberfest-Bier hat der ungewöhnliche 
Bandleader schon vorab organisiert, die 
Biertische stehen ebenfalls bereit, nur auf 
den „Leberkäs“ muss man noch warten: 
„Der wird nach bayrischem Rezept 
speziell hergestellt und frisch geliefert“, 
kündigt er an. Wer würde bei diesen tollen 
Aussichten nicht gerne in Mahlow-
Waldblick wohnen, wo alle so auf 
Blasmusik eingestellt sind, dass die 
Nachbarn sich sogar über die all-
mittwöchlichen Proben in der 
umfunktionierten Doppelgarage freuen? 
            
        
            „Wenn wir mal nicht spielen, dann fragen 
alle, ob es ein Problem gibt“, freut sich 
Oliver Thiel über den Anklang seiner 
kleinen heißen bayrischen Gaudi-Oase im 
kühlen steifen Preußen! 
            
        
            Infos:  
www.wiesnkapelle-1911.de 
Tel. 01 51/54 32 72 40 
            
        
| Bayrische Gaudi aus Mahlow | 
Stand September 2013
 
     
     
    