Stand: August 2008
Wo das Weltkultur-Erbe ersonnen wurde:
Schwarzes Haus mit Dach-Schaden
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Ein schwarzes Haus, wer würde so was wollen? Und dann erst die Räume! Der eine rot mit dunkelroter Decke, der andere das Gleiche im satten
Dunkelblau!
Unwillkürlich denkt man erst an Pop-Art. Aber weit gefehlt, dieses ungewöhnliche Haus in der Wiesestraße 13 ist weitaus älter als es den Anschein hat.
Es entstand bereits 1926.
Bruno Taut, Schöpfer der soeben als Weltkulturerbe von der UNESCO ausgezeichneten Berliner
Tuschkastensiedlung in der Gartenstadt Falkenberg in Bohnsdorf, der Siedlung
Schillerpark im Wedding, der Hufeisensiedlung in Britz und der Wohnstadt Carl
Legien in Prenzlauer Berg, hat es für sich als Wohnhaus gebaut. Er war 1921 nach Dahlewitz gezogen. Lange genießen konnte der sozial eingestellte Star-Architekt es allerdings nicht. 1933 floh
er vor den Nazis über die Schweiz nach Japan und wirkte dann bis zu seinem Tod am 24. Dezember
1938 in der Türkei, wo er in Ankara die Neue Universität gebaut hatte.
Noch mehr als die preisgekrönten Siedlungen zeigt sein Wohnhaus mit dem Grundriss eines Tortenstücks, wie weit der 1880 in Königsberg geborene Architekt wirklich seiner Zeit voraus war. So wollte er mit
der grell-bunten Innengestaltiung „die Begrenzung der Räume aufheben“. Die schwarze Fassade sollte
die Wärme aufsaugen und
ans Gebäude abgeben. Über diesen Energiespar-Effekt freut sich die heutige Besitzerin Hanna Dippner.
Die Pianistin hat das Gebäude 1963 zusammen mit ihrem Mann Professor Josef Schwab vom Sohn des
Architekten, Heinrich Taut, gekauft. Solo-Cellist Schwab war vom Gewandhaus-Orchester in Leipzig an die Komische Oper
in Berlin „gewandert“. Das Künstlerehepaar hatte drei Kinder und wollte eine Wohnung „mit ebenfalls fünfeinhalb Zimmern wie in Leipzig“. Das Taut-Haus passte perfekt.
Mittlerweile ist die Künstlerin sichtbar genervt von dem Rummel um „ihr“ Haus. Zudem hat sie ein weiteres Problem: „Das Gebäude steht seit 1989 unter Denkmalschutz, so dass Sanierungen wegen der hohen
Auflagen viel kosten.“ Doch leider bröckelt der Putz!
Vera Seidel beschäftigt sich „seit Mitte der 1980-er Jahre“ mit dem Gebäude, da sie die Geschichte von Dahlewitz unter ihre Fittiche genommen hat.
Gerade ist sie dabei mit der Ortsbürgermeisterin Angela Eisert eine Ausstellung abzusprechen, die zum 70. Todestag
von Bruno Taut im Bürgerhaus von Dahlewitz stattfinden soll. Vera Seidel hatte bereits vor zehn und zwanzig Jahren zu den entsprechenden
Jahrestagen
Informationen zusammengestellt. Diesmal geht es der mittlerweile 81-Jährigen und dem „Verein Historisches Dorf“ um mehr. Nun wird gesammelt, um das Haus des Weltkulturerbe-Schöpfers zu erhalten.
Pianistin Hanna Dippner fühlt sich überfordert, ihren „Dachschaden“ und andere Problemstellen beheben zu lassen. Allerdings: Wenn das Taut-Haus
wieder im alten Glanz strahlt, hat die Künstlerin sicher ein Problem mehr: „Dann interessieren sich noch mehr Leute fürs Gebäude, privates Leben wird noch schwieriger.“ Pech, dass Bruno Taut nicht vor 200 Jahren gewirkt hat und ein Schloss baute,
wo Platz für alles wäre!
Infos: Tel. 0 33 79/37 41 19
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