|
Der Bürgermeister von Blankenfelde-Mahlow hat einen Traum. Immer wieder erscheint ihm ein schwarzer Aktenkoffer. Der ist gefüllt, bis oben hin. Mit Euroscheinen etwa?
Weit gefehlt! Statt wertvoller Geld-Fracht träumt Ortwin Baier von einem Koffer voller Computer-Technik. Dabei sieht der Inhalt auf den ersten Blick wie ein gewöhnlicher Laptop aus. Ein Laptop, der es in sich hat. Denn mit diesem kleinen Super-Ding soll der Kontakt zwischen Bürger und Verwaltung revolutioniert werden.
Der Beamte für Zuhause
Der Koffer-Rechner soll vielerlei ermöglichen: „Er könnte die Schlangen vor den Schaltern der Ämter vermeiden. Statt den ungeliebten Gang zur Verwaltung zu machen, kommt diese auf Anruf ins Haus. Dann gibt es den Reisepass auf Bestellung frei Haus“, schwärmt Ortwin Baier.
Noch ist dies Zukunftsmusik, doch mit Inbetriebnahme des geplanten neuen Rathauses auf dem Vorplatz des bisherigen Gebäudes soll diese Vision einer mobilen Verwaltung auf Anruf gegen geringe Zusatzgebühr Realität werden. Die technische Umsetzung ermöglicht der Koffer mit dem Laptop, der per Funkverbindung direkten Zugriff auf den Zentralcomputer der Verwaltung hat.
Die Kehrseite vom Sparen
Weniger ein Traum ist die Umstellung auf die Doppelte Buchführung, kurz Doppik, wie sie in der Wirtschaft üblich ist. Noch ist die Gemeinde dabei, die Vermögenswerte für die Eröffnungsbilanz zusammen zu stellen.
„Wir sind im Landkreis die ersten mit einem Doppik-Haushalt“, versichert Ortwin Baier, dass Blankenfelde-Mahlow hier ebenfalls zu den Vorreitern gehört. Schon jetzt kann die Gemeinde auf eine besonders effiziente Verwaltung verweisen. Nur 73 Personen sorgen im Rathaus dafür, dass alles seine geregelten Gänge geht. Nun träumt der Ort davon, die erste schuldenfreie Gemeinde in Ostdeutschland zu werden. Doch so schön das klingt, solides Haushalten wird nicht immer belohnt: „Nun kommen andere Bürgermeister, die sich gerade eine teure Therme geleistet haben, verweisen auf ihre leeren Kassen und hohen Schulden und appellieren an die Solidarität der anderen.
Damit sind alle, die vorausschauend und mit Augenmaß planen, was bezahlbar ist, die Dummen“, ärgert sich Ortwin Baier.
Rathaus ohne Kredit
Das neue Rathaus soll zwischen Grüner Passage und den bisherigen Verwaltungs-Gebäuden entstehen. Vorgesehen sind sechs Millionen Euro Baukosten, die die Gemeinde aus eigenen Mitteln ohne Kredite aufbringen will. Ursprünglich sollte dafür eine Fläche hinter dem Haus hin zum Bahndamm verwandt werden. Doch seit die Jewish Claims Conference Blankenfelde mit Ansprüchen überzieht, ist daran nicht mehr zu denken.
Die Gemeinde hat das Glück, über ein Ausweichgrundstück zu verfügen. Viele private Grundstücksbesitzer und potenzielle Bauherren haben es nicht so gut. Deshalb bemüht sich die Gemeinde fieberhaft unter Einbeziehung des Bundesfinanzministeriums um eine schnelle einvernehmliche Lösung.
Blankenfelde-Mahlow freut sich über einen weiterhin hohen Zuzug. Ortwin Baier engagiert sich mit den Gemeindevertretern und der Verwaltung, die Familienfreundlichkeit zu betonen.
Familienfreundlich
Das ist nicht übertrieben, gibt es doch ein gemeindeeigenes Gymnasium, eine Oberschule und mehrere Grundschulen sowie viele Kitas. Um diese gibt es nun Streit mit dem Land, das von den eigenen Gesetzen nicht immer viel hält: „Uns stehen 84 Prozent der Personalkosten zu. Erstattet werden nur 53 Prozent. Auf dem Rest bleiben wir bisher sitzen. Nach erfolglosen Gesprächen sind wir nun dabei, diesen Anteil vor Gericht geltend zu machen.“
Logo statt Wappen
Das Zusammenwachsen der Ortsteile in der neuen Großgemeinde ist Ortwin Baier Herzenssache. Das soll nun nach außen hin ebenfalls deutlich gemacht werden.
Da keine Einigung über ein geplantes neues Wappen zwischen Gemeindevertretung und den maßgebenden Heraldikern im Brandenburger Innenministerium zustande kam, griff der ungeduldige Bürgermeister selbst zur Feder und ersann gemeinsam mit seinem Dezernenten ein Logo, das den olympischen Ringen nachempfunden, aber eckig ist. Schließlich ist Blankenfelde-Mahlow eine Sportgemeinde mit manchen Ecken und Kanten, aber mit immer mehr Zusammenhalt.
|
|
 |
|
|