Fast schon ein Konzern – doch die Chefs bekommen kein Geld

Der Freizeit-Manager für die Jugend

Schule ist nicht alles! Zu dieser Erkenntnis kam ausgerechnet der Schulförderverein in Mahlow. Das war vor zwölf Jahren. Heute zeichnet er für fast alle Jugendclubs der neuen Großgemeinde verantwortlich. Die letzte „Bastion“ in Dahlewitz soll zum Jahresbeginn 2005 dazu kommen.
Vier und ab nächstem Jahr fünf Jugendclubs zu managen, ist sicher keine leichte Aufgabe. Gilt es doch, in allen Häusern dafür zu sorgen, dass immer etwas geboten ist, damit sich die Besucher wohl fühlen und sinnvoll ihre Freizeit verbringen können. Schließlich sollen die jungen Bewohner der neuen Gemeinde nicht auf „dumme Gedanken“ kommen!
Deshalb sind im Schülertreff der Gesamtschule Mahlow, in der „Oase“ in Mahlow, im Blankenfelder Jugendclub am Berliner Damm 4 zwischen Blankenfelde und Mahlow sowie im Jugendfreizeithaus jeweils gut ausgebildete Diplom-Sozialpädagogen im Einsatz. Sie werden von Jugendlichen, die ihr Freiwilliges Soziales Jahr ableisten sowie Praktikanten unterstützt. Dazu kommt ein Mitarbeiter, der vom Arbeitsamt
gefördert ist und als „Hausmeister“ und „Mädchen für alles“ im Einsatz ist.
Und wer managt diesen kleinen Konzern? „Wir sind ein Vorstand aus sechs Personen, die alle ihre Aufgabenfelder zu betreuen haben“, lässt sich Vereinsvorsitzender und damit „Vorstandschef“ Siegfried Suchowski in die Karten sehen. Während viele „Freie Träger“ auf eine hauptberufliche Verwaltung setzen, bekommt in Blankenfelde-Mahlow keiner der Jugendclub-Manager auch nur einen Cent Gehalt. „Wir machen diese Arbeit ausschließlich ehrenamtlich, in unserer Freitzeit“, so der 53-jährige Vater zweier mittlerweile erwachsener Kinder und zweifache „Opa“.
Suchowskis eigene Tochter Susanne ging ehedem in die Herbert Tschäpe Gesamtschule. Doch der eigentliche Grund für Suchowski, den „Förderverein der Herbert Tschäpe Gesamtschule“ zu initiieren war, dass „nach der Wende die Jugendarbeit völlig am Boden lag. FDJ und Pioniere gab es nicht mehr, Ersatz dafür wurde keiner geschaffen. Die Jugendlichen waren also in einer schwierigen Zeit und in einem schwierigen Alter mehr oder weniger sich selbst überlassen.“ Wie recht der Kommunikations-Spezialist bei der „Lufthansa Systems“ auf dem Flugplatz Berlin Tegel mit seinen Befürchtungen hatte, zeigte der Überfall auf den farbigen englischen Bauarbeiter Noel Martin durch Skinheads am Mahlower Bahnhof. Martin ist seitdem an den Rollstuhl gefesselt, Mahlow kam weltweit zu Negativ-Schlagzeilen.
Seitdem setzt sich das Opfer vom Rollstuhl aus für Toleranz ein. „Er möchte, dass ihn Jugendliche, durchaus mit rechtsextremem Hintergrund, in Birmingham besuchen und er ihnen zeigt, dass das multikulturelle Zusammenleben möglich ist“, so Siegfried Suchowski.
Also organisiert sein Schulförderverein Fahrten nach England, nun schon das dritte Mal. Rechtsextreme sind nicht dabei: „Die zeigen sich mittlerweile nicht mehr öffentlich oder in den Jugendclubs. Vielleicht gibt es schlichtweg keine mehr bei uns!“ Wenn das kein Erfolg der Jugendarbeit ist!
Vorwürfen, der Schulförderverein strebe nun mit der Übernahme des Dahlewitzer Jugendclubs ein Monopol an, weist „Freizeit-Manager“ Siegfried Suchowski zurück: „Die Bündelung der Jugendarbeit verringert Kosten. Schließlich müssen Land und Gemeinde sparen. Unser Konzept sieht vor, dass jedes Haus sich neben der allgemeinen Arbeit auf bestimmte Bereiche spezialisiert. Im Jugendclub Blankenfelde ist die Musik zuhause, dort üben viele Bands. In der Oase geht es um die Betreuung von Jugendlichen aus schwierigen Verhältnissen. Dort spielt Sport eine wichtige Rolle. Im Jugendfreizeithaus in Blankenfelde ist das herausragende Thema Tanzen. Und im Treff in der Tschäpe-Gesamtschule geht es darum, für alle Schüler interessante Freizeitbeschäftigungen in entsprechenden Arbeitsgruppen anzubieten. Doch überall gilt: Die Jugendlichen wollen einen wohnortnahen Raum, um sich ohne Erwachsene zu treffen.“
Das Engagement für die Jugend in Blankenfelde-Mahlow lässt Suchowski wenig Zeit für sein langjähriges Hobby, die Fotografie. Doch dort geht alles nun schneller, seit er die Schwarz-Weiß-Dunkelkammer gegen den Computer-Bildschirm umtauschen konnte.
Schließlich setzt er ebenso wie die Jugendlichen, gerne aufs Internet und die modernen Medien. Nur der Musikgeschmack ist bei ihm ein wenig anders...
Infos: Tel. 0172/9653035

Jugendclubs

Jugend Club Blankenfelde
Berliner Damm 4, 15827 Blankenfeld,e 03379/321983

Jugendclub Dahlewitz
Am Bahnhofschlag 1, 15827 Dahlewitz, 033708/90548

Jugendfreizeithaus
Rembrandtstr. 48, 15827 Blankenfelde, 03379/372452

Jugendfreizeithaus „Oase“
Glasower Damm 101, 15831 Mahlow, 03379/372395

Tschäpe Freizeit Club
Fliederweg 10, 15831 Mahlow, 03379/375724

Der Freizeit-Manager für die Jugend: Siegfried Suchowski

Sandra Ballschmieder sorgt dafür, dass im Jugendclub Blankenfelde alles rund läuft.

DJ-Workshops, Streetball, Sprayerworkshop, Live-Auftritte, Band-Proben, Partys – für die Jugend wird viel geboten.

Es handelt sich hier um einen Archiv-Eintrag.
Die Informationen, Daten und Bilder sind möglicherweise veraltet und nicht mehr aktuell.


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