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Gebaut wird viel, in Blankenfelde und in Mahlow. Schließlich lässt es sich hier vor den Toren Berlins sehr gut leben. Das fanden Projektentwickler bereits vor 70 Jahren heraus.
Damals hatte die Gemeinnützige Aktiengesellschaft für Angestellten-Heimstätten, kurz Gagfah, das Gebiet für Einfamilienhäuser ins Auge gefasst. Wie heute wollten die potenziellen Interessenten vorher genau sehen, wie ihr späteres Zuhause aussehen sollte. Also mussten Musterhäuser her!
Eines davon steht heute ziemlich vergessen in der Dorfstraße 40 in Blankenfelde. Eingeklemmt zwischen dem Areal des Computer-Spezialisten Formac und der Alten Brennerei fällt es beim Vorbeigehen kaum auf.
Claudia Gärtner, 36, (2. Foto von oben) wohnt seit ihrer Geburt in Blankenfelde und kaufte mit ihrem Mann 1986 eine Hälfte des Doppelhauses. Damals wurde meine Tochter Beatrix geboren. Da wollten wir raus aus der Wohnung und suchten ein Haus! Claudia Gärtner fühlt sich seitdem wohl in ihren eigenen vier Gagfah-Wänden und hat allen Grund dazu. Denn ihr Haus schaffte es deswegen nie, tatsächlich in Serie zu gehen, weil die Gagfah diesen Prototyp zu luxuriös fand und nicht weiter anbot. Stattdessen wurde ab 1934 massiv abgespeckt: Die Keller wurden in der Höhe reduziert, beim Bau galt es das immer teurer werdende Material einzusparen.
Dies hat man im Blankenfelder Kulturverein herausgefunden. Dort nimmt man sich seit dem Ableben des Ortschronisten Norbert Diering der lokalen Historie an. Demnach entstand in Blankenfelde in den dreißiger Jahren die neben Bremen und Stuttgart drittgrößte Gagfah-Siedlung in Deutschland. Die Häuser bestachen durch zweckmäßige Einheitlichkeit, die bis ins Detail ging. So waren alle Fensterläden und Eingangstüren einheitlich und in grün gehalten. Die Straßen waren akurat rechtwinklig angelegt. Zuviel der Uniformität, empfand damals der Gagfah-Architekt Otto Englberger, der selbst in Blankenfelde wohnte. Er unterbrach eine Straße, sorgte für einen Rosenhain und erntete damit einen Riesen-Erfolg. 1938 wurden die Blankenfelder Eigenheime als schönste Gagfah-Siedlung Deutschlands ausgezeichnet.
Heute ist leider in der Märkischen Promenade wenig von der früheren Rosenpracht zu bemerken. Und die früher einheitliche Gestaltung ist mitterweile ebenfalls kaum mehr zu erkennen. Als die Politiker versuchten, den damaligen Charakter wieder herstellen zu lassen, lösten sie einen Sturm der Entrüstung aus.
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