Ohne Moos ... geht nichts los

Seit Jahresbeginn führt der 50-jährige parteilose Werner Jergla als neuer Amtsdirektor die Verwaltungsgeschäfte in Brieselang. Welche Pläne er mit dem Amt Brieselang hat und wo der Zug hinrollen soll, wollte unser Reporter Klaus Zahn wissen.

Welche Schwerpunkte setzen Sie sich?
Werner Jergla: „Haushaltskonsolidierung! Das ist die Hauptaufgabe in den nächsten fünf Jahren. Wir sind in einer derart prekären Situation, dass wir keinerlei Spielraum für eigene Aktivitäten haben. Selbst die Festlegungen zur Konsolidierung müssen vom Landkreis abgesegnet werden. So stehen in der Haushaltssicherung auch die Fragen, ob Jugendclub und Bibliothek auf Dauer gehalten werden können. Ziel ist es, den Haushalt schnellstmöglich zu konsolidieren, um wieder Investitionen vornehmen zu können.“

Wie steht es um Wirtschaft und Wirtschaftsförderung?
Werner Jergla: „Wir haben eine sehr positive Entwicklung in unserem Gewerbegebiet auf dem Gelände des ehemaligen Geowerkes zu verzeichnen. Dazu kommt das große Gewerbegebiet GVZ-Berlin West. Für unseren Brieselanger Teil dort könnten wir uns eine Vergrößerung vorstellen. Wir hoffen noch, dass wir vielleicht den Zuschlag für die BMW-Niederlassung bekommen. Generell wünschen wir uns möglichst unterschiedliche Unternehmen, um damit gegen Konjunktureinbrüche resistenter zu sein. Für Brieselang als Wirtschaftsstandort spricht die gute Anbindung durch Autobahn, Bahn und Havelkanal.“

Welche Chancen bietet die Region für den Tourismus?
Werner Jergla: „Da gibt es erste kleine Ansätze, wie Ferien auf dem Bauernhof und ähnliches. Das ist aber ein Bereich, der entwickelt werden muß, übrigens auch und vor allem durch den Landkreis. Da schauen wir uns nach Fördermitteln auf EU-Ebene um. So wäre ein Thema der Wege- und Radwegebau. Wichtig wäre es, ein gemeinsames Touristikkonzept zusammen mit den umliegenden Gemeinden zu entwickeln.“

Wer sind Ihre wichtigsten Partner?
Werner Jergla: „Hinsichtlich der Wirtschaft sind das vor allem die Firmen der Region mit ihrer Wirtschaftskraft. Begrüßenswert ist, dass sich Vereinigungen gebildet haben, die auf kulturellem und touristischem Gebiet Angebote machen. Wichtig ist ebenfalls das Engagement der Kirchen, der Volkssolidarität und der Schulen.“

Was sind derzeit die größten Hemmnisse bei der Entwicklung des Amtes?
Werner Jergla: „Man könnte so wahnsinnig viel machen. Aber ohne Finanzausstattung können wir nur unsere gesetzlichen Pflichten erfüllen. Um so wichtiger ist das persönliche Engagement der Bürger, ohne das es noch trauriger aussehen würde. Dafür möchte ich mich hier ausdrücklich einmal bedanken.“

Wie wirken sich die Pläne der Landesregierung zur Gebietsreform aus?
Werner Jergla: „Erstmal kann ich verstehen, dass es Ängste bei den Gemeinden um den Verlust der Identität gibt. Die gilt es abzubauen. Man muß verstehen, dass man als größeres Gebilde eine bessere Finanzausstattung hat. In entsprechenden Investitionsplänen ist dann eben festzulegen, wer was abbekommt. Wir werden natürlich stärker werden. Das muß in den Köpfen Schritt für Schritt reifen. In 20 Jahren haben wir solche Probleme vielleicht gar nicht mehr, dann sind wir eventuell schon Hauptstädter. Jetzt geht es erstmal um die Umsetzung der Gemeindegebietsreform. Bredow und Brieselang haben sich bereit erklärt, dem Gebilde „amtsfreie Gemeinde Brieselang“ beizutreten.“

Noch ein kurzer Blick in die Zukunft?
Werner Jergla: „Mittelfristig müssen wir in Brieselang darauf achten, durch behutsame Verdichtung die Anforderungen der Regionalplanung zu erfüllen. Bis 2010 ist vorgesehen, die Einwohnerzahl Brieselangs von derzeit etwa 8000 auf dann ungefähr 10000 einzupendeln.“

Zur Person

Heavy-Metal und Handball
Seit dem 1. Januar 2001 leitet Werner Jergla die Verwaltung des Amtes Brieselang als Amtsdirektor. Der 50jährige stammt aus Ebersberg in Bayern, einem Ort östlich von München. Aufgewachsen ist er in der bayerischen Metropole, wo er bis 1991 auch gelebt und gearbeitet hat. Die Verwaltungsarbeit hat Werner Jergla von der Pike auf gelernt, die gehobene Beamtenlaufbahn eingeschlagen. So war er von 1971 bis 1991 bei der Stadt München beschäftigt, vorwiegend im Bauordnungsressort. Als nach der Wende in der DDR der Osten rief, wollte sich Jergla nicht einfach „abordnen“ lassen, um dann wieder zurückgeholt zu werden. „Meine Frau und ich lieben die Ostsee, sind früher immer schon gern auf die Insel Wollin gefahren. Nun hatten wir die Gelegenheit gepackt und
haben uns in Prenzlau niedergelassen. Da ist es nicht mehr weit zur Ostsee und ich übernahm als Leiter das Bauverwaltungsamt in der Prenzlauer Verwaltung.“ Und nun Brieselang, wieder ein Stück weiter weg von der Ostsee? „Nach einem gewissen Zeitraum immer mal wieder eine neue Herausforderung zu suchen, war immer mein Ziel. Die Funktion des Amtsdirektors war solch eine neue Herausforderung, die ich annehmen wollte“, so Werner Jergla, der, als Amtsdirektor zunächst für acht Jahre gewählt, nun inzwischen mit Familie seine „Zelte“ in der Birkenallee in Brieselang-Nord aufgeschlagen hat. Und was macht der Verwaltungschef, wenn er mal nicht verwaltet, sozusagen Freizeit hat? Da steht der Sport an erster Stelle, wenn heute auch mehr per Fernseher. „Früher habe ich sehr aktiv Fußball, Handball, Tennis und Leichtathletik betrieben. Mit dem Handball kämpften wir sogar in der Regional-Liga.“
Man sollte es nicht glauben, aber der Münchner entpuppt sich sogar als absoluter Union-Fan, kennt die Mannschaft aus DDR-Zeiten. In der Musik darf es gerne Rock und Heavy Metal sein, ebenso Ballett und Theater. Da erweist sich die Berlin-Nähe durchaus als Vorteil. Bleibt noch Zeit, wird gern gelesen: Hemingway, Shaw, Grass und Böll sind ebenso beliebte Autoren wie die DDR-Schriftsteller Volker Braun, Ulrich Plenzdorf oder Günter Kunert.

Es handelt sich hier um einen Archiv-Eintrag.
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