Industriegeschichte muss umgeschrieben werden

„Plaste-Erfinder“ Baekeland
hatte in Erkner nichts zu sagen!

Erkners Industriegeschichte muss umgeschrieben werden! Dafür sorgen völlig neue Erkenntnisse, die dem „Freundeskreis Chemiemuseum“ zugingen.
Demnach war es nicht nur Leo Baekeland, der von Erkner aus das Kunststoff-Zeitalter einleitete. Ausschlaggebend war Julius Rütgers, der Inhaber der damals größten Teerdestillation Europas. Ihm verdanken wir den immensen Schritt in die industrielle Neuzeit. Rütgers hatte damals wohl die richtige Nase und kaufte Baekeland die europaweite Lizenz für dessen Verfahren zur Herstellung von „Bakelite“ ab. Die Bakelite GmbH in Erkner war also eine Tochtergesellschaft der Rütgers Teerwerke und nicht etwa eine Firma von Baekeland, wie man bisher glaubte. Die Rütgers-Werke Erkner vermarkteten damit die Entwicklung des in den USA lebenden Belgiers Baekeland. Dessen bahnbrechende Erfindung wurde in Zusammenarbeit mit dem wissenschaftlichen Forschungslabor der Rütgerswerke in Erkner zur technischen Reife gebracht. Bei der Bakelite GmbH fungierte der Namensgeber also keineswegs als Chef, sondern war wohl „nur“ Angestellter oder wissenschaftlicher Berater!
Diese verblüffenden Erkenntnisse „destillierte“ der langjährige Rütgers-Forschungsleiter Dr. Gerd Collins aus alten Akten und stellte sie nun dem „Freundeskreis Chemiemuseum“ zur Verfügung. Damit hat der im Dezember 2003 gerade noch rechtzeitig im „Jahr der Chemie“ gegründete Verein nun eine echte „Bombe in der Chemie-Geschichte“ aufgedeckt. Es kam nun weiterhin heraus, dass im wissenschaftlichen Forschungslabor der Rütgerswerke Erkner bereits 20 Jahre vor dem Patent von Baekeland im Jahr 1889 erste „Kunststoffe“ aus Bestandteilen des Steinkohlenteers hergestellt wurden. Diese Verbindungen namens „Inden“ und „Cumaron“ werden noch heute mit Säuren versetzt verwendet. Dabei entstehen sogenannte „Thermoplaste“. Sie spielen bei Anstrichfarben und in der Druckindustrie als Ersatz für Naturharze eine wichtige Rolle. Bei so viel Forschertätigkeit im frühen Erkner kann man noch auf viele neue Erkenntnisse gespannt sein. Mittlerweile hat der „Freundeskreis Chemie-Museum Erkner“ Unterstützung bei der Dynea GmbH als Nachfolgerin der Bakelite GmbH gefunden und kann dort Räume als Depot für Sammlungsgegenstände für den Aufbau des Chemie-Museums nutzen. Nur die Suche nach Räumen für das geplante Museum hat noch keine Früchte getragen. Dabei steht nun nach dem Auszug der Stadtverwaltung auf dem TeWe-Gelände ein Gebäude auf historischem Boden der ehemaligen Rütgers-Werke leer!

Infos Tel. 030/7728593

Fritz Kretschmer (l.) und Professor Gerhard Koßmehl vom Freundeskreis Chemiemuseum brauen mit Dynea-Chef York Frömel (r.) an der richtigen Substanz, um das geplanten Chemie-Museum in Erkner auf den Weg zu bringen.

Es handelt sich hier um einen Archiv-Eintrag.
Die Informationen, Daten und Bilder sind möglicherweise veraltet und nicht mehr aktuell.


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