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Kaspern für die Region

Sie begeistern Jahr für Jahr tausende Kinder in der Region um Berlin. Sie sind gefragt von Sachsen bis zur Küste. Nur in Erkner selbst sind die Künstler mit dem ungewöhnlichen Programm noch wenig bekannt.
Dabei betreiben Antje und Rainer Röske das einzige traditionelle Kaspertheater weit und breit. Angeregt dazu wurde das Ehepaar aus Rathenow durch die 1984 geborene Tochter Josefine und ihre Begeisterung für Plüschtiere. Die Mama entschloss sich daraufhin kurzerhand zur Bewerbung an die Berliner Schauspielschule. Sie wurde prompt genommen und studierte drei Jahre lang Puppenspiel im Fernstudium neben dem Hauptberuf als Damen-Maßschneiderin.
Ehemann Rainer Röske war sofort begeistert. Denn das Herz des Ökonomen in der Wohnungsverwaltung schlug ohnehin für die Unterhaltungskunst.
Er spielt Ziehharmonika, Gitarre, Geige, Mandoline und Banjo und hatte sich dem St. Louis Blues verschrieben. Seine Band war so gut, dass er 1987 das Kunststück schaffte, eine ministerielle Erlaubnis als freier Musiker zu erhalten, ohne das obligatorische Studium und eine Mitgliedschaft im Berufsverband vorweisen zu können.
„Das Kaspertheater hat Ursprünge in der italienischen Commedia dell’arte, die als Urform des heutigen Theaters gilt. Puppenspiel war später eine wichtige Möglichkeit, politische Nachrichten zu überbringen, die man nicht frei sagen durfte. Auf diesem Umweg kamen die Ideen der französischen Revolution oftmals unters gemeine Volk in Deutschland“, fanden Antje und Rainer Röske heraus.
Bereits ihr erster öffentlicher Auftritt von gut 15 Jahren in Berlin-Mitte war ein Erfolg. Mittlerweile bieten sie ihr Programm bevorzugt in Schulen rund um Berlin an. Immer öfter sind sie auf Stadtfesten und anderen größeren Veranstaltungen gefragt.
Was Kasper, Gretel, der Polizist, das Krokodil oder die Großmutter sagen und tun haben die beiden minutiös zusammengestellt. „Wer vor Kindern auftritt muss absolut professionell sein. Denn sonst schalten die einfach ab und das Ganze ist ein Flop“, wissen die beiden Berufs-Kasper.
Mittlerweile haben sie sogar ein eigenes Buch mit den Abenteuern von „Kasper im Zauberwald“ aufgelegt.
„Damit kann die Vor- und Nachbereitung erfolgen!“ Lehrer wollen eben immer was zum Nachlesen haben! Etwa 100 Schulen und Kitas kommen regelmäßig in den Genuss, eines der insgesamt vier selbstgeschriebenen Stücke präsentiert zu bekommen. Die Erkneraner Kasper verfügen dafür über eine mobile Ausrüstung. Um die einstündigen Stücke vorzuführen, ist eine Auf- und Abbauzeit von gut drei Stunden vonnöten.
Eine Spezialität des Duos ist, die Figuren lebendig werden zu lassen. Dann treten sie selbst zur Verblüffung der Kinder in entsprechenden Kostümen aus der Kulisse heraus. Bewusst lehnen sie modische Einflüsse konsequent ab. „Mit Kindertheater wird ja viel experimentiert. Wir setzen auf die traditionelle Form, weil das die Kinder wirklich verstehen!“
Einiges Problem: Der Nachwuchs ist ins Stocken geraten. „Der einzige Hersteller von traditionellen Kasper-Puppen aus dem Erzgebirge ist leider pleite gegangen!“ Schon bisher fertigten sie die Kostüme selbst – aber jetzt auch noch die Puppen?
Zunehmend wird das Duo von Altenheimen eingeladen – ebenfalls mit Riesen-Erfolg.
Multi-Talent Rainer Röske hat dies nun angeregt, an einem Puppenspiel-Programm für Erwachsene zu arbeiten. Da kann sich der Inhaber einer Galerie in Berlin Mitte dann auf vielfältige Weise einbringen. Neben der Musik ist die Beherrschung diverser Dialekte seine besondere Spezialität.
Darüberhinaus ist er mit seiner Band Ragtime und Broomstick fester Bestandteil der Karl May Festspiele in Bad Seegeberg und Radebeul. „Dort bin ich meist der einzige, der Karl May auch gelesen hat!“
Doch bei aller Freude über andere Erfolge – im Zweifelsfall geht für den 59-Jährigen das Kaspern vor. „Es gibt nichts Schöneres als Kinder zu begeistern!“

Infos Tel. 0 33 62/70 04 45

Antje und Rainer Röske bezaubern mit traditionellem Kasper-Theater die Kinder in Berlin und Brandenburg.

Es handelt sich hier um einen Archiv-Eintrag.
Die Informationen, Daten und Bilder sind möglicherweise veraltet und nicht mehr aktuell.


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