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Erkner trennen nur wenige Kilometer von der Unterwelt. Ein süßes Teufelchen kennt dafür den besten Weg.
Die Rede ist von Katharina Moll-Firl. Sie ist Erkners einzige Opernsängerin mit Spaß an Operetten. In „Orpheus in der Unterwelt“ von Jacques Offenbach brillierte sie als süßes Teufelchen. Zur Rolle ihres Lebens wurde ihr aber die Brautjungfer in „Figaros Hochzeit“ von Wolfgang Amadeus Mozart.
16 Jahre lang begeisterte sie in der Komischen Oper damit das Publikum. Noch heute schwärmt sie von der Inszenierung ihres Ziehvaters Harry Kupfer. Der berühmte Opern-Regisseur leitete von 1981 bis 2002 die Komische Oper. Er hat übrigens ebenfalls eine Ader für Erkner. Er interessierte sich für Gerhart Hauptmann.
1986 brachte er zusammen mit dem Komponisten Krzysztof Penderecki „Die schwarze Maske“ erstmals auf die Musikbühne. Der Einakter hatte Welturaufführung bei den Salzburger Festspielen.
Katharina Moll-Firl hingegen sammelte auch privat mit Brautjungfern etliche Erfahrungen. Dabei verliebte sie sich niemals außerhalb des Theaters. Denn die „Liebe zur Musik“ bezahlt die Erkneranerin wie ihre Kollegen mit Verzicht auf Freizeit, wie wir sie kennen: „Vormittags proben, abends spielen, da bleibt wenig Zeit für andere Hobbys“, berichtet sie: „Ich habe im Monat nie mehr als vier freie Tage. Das trifft maximal dreimal im Jahr einen Sonntag. Am härtesten ist das an Weihnachten. Da ist nichts mit Feiern mit der Familie, da spielen wir im Schichtbetrieb. Wir haben dann Doppelvorstellungen und das bedeutet, von 13 bis 24 Uhr im Theater sein!“ Dennoch bereut Katharina Moll-Firl nicht, entgegen dem Rat der Eltern die Bühne dem Lehrerstudium vorgezogen zu haben. Schon als Studentin an der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin fiel sie Walter Felsenstein auf. Der „Erfinder des Musiktheaters“ hatte 1947 die Komische Oper in Berlin begründet und sie bis zu seinem Tod 1975 geleitet. Er holte die hübsche und talentierte Studentin 1971 und 1975 für seine Inszenierung der „Fledermaus“ von Johann Strauß. Nach Abschluss des Studiums 1975 arbeitete sie bis 1982 am Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin. Sie debütierte als „Sandmann“ in der Kinderoper „Hänsel und Gretel“. Immer wieder wurde sie mit Solisten-Rollen betraut, obwohl sie sich nicht darum riss: „Mir geht es um die gemeinsame Freude an der Musik, ich muss nicht im Mittelpunkt stehen. Eigentlich bin ich Chorsängerin“, fasst sie ihre Einstellung zusammen. Walter Felsenstein hat das Musiktheater revolutioniert, weil er starre Opernrollen mit schauspielerischem Leben erfüllen ließ. „Pure Provokation und banale Gewalt“ dagegen begeistert sie nicht. „Der Chor hat sich vor einem Jahr sogar schriftlich gegen die Inszenierung der Mozart-Oper, Entführung aus dem Serail’ von Calixto Bieito gewandt. Immerhin haben wir erreicht, dass dieser Regisseur nicht mehr bei uns verpflichtet wird!“
In Erkner ist Katharina Moll-Firl durch ihre Konzerte mit Gerd Lappe, durch Liederabende, Veranstaltungen mit jungen Talenten und durch ihre Nachwuchsförderung bekannt. Zwei ihrer Schülerinnen, Rosa Klee und Josefine Eberlein aus Schöneiche, haben bereits deutschlandweit Aufmerksamkeit erregt.
Auf Soloauftritte wird das Publikum in der Komischen Oper allerdings immer öfter warten müssen. Denn Katharina Moll-Firl hat beschlossen, „mit 54 Jahren etwas zurückzutreten und dem Chor in den nächsten Jahren den Vorrang zu geben.“
Infos Tel. 0 33 62/50 25 80
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