Auf dem Weg zu Olympia?

Mädchen auf flotten Rädern

Sie sind hübsch, sie sind schnell, sie sind international erfolgreich! Sexy Beine aus Erkner verzücken mittlerweile weltweit.
Schritt für Schritt sind sie dabei, einen alten Sport ganz neu ins Blickfeld zu rücken. Bisher hat man bei der Tour de France und anderen Radrennen nur männliche Fahrer im Blickpunkt. Doch unter anderem von Erkner aus wollen erfolgreiche Mädchen den Radsport revolutionieren.

Gold-Mädchen auf zwei Rädern
Eine davon ist Sabine Bretschneider. Die 16-Jährige hat bereits 2005 Gold bei den Deutschen Meisterschaften gewonnen. „Nächstes Ziel ist die Weltmeisterschaft 2007 in Mexiko, dann geht es hoffentlich zu Olympia“, strahlt die Abiturientin vor Selbstbewusstsein.
Wir treffen sie zuhause in Erkner, bei den Eltern und ihrem Bruder Thomas. Von ihm hat sie die Liebe zum Zweirad „geerbt“.
Als Thomas mit zehn Jahren mal probehalber im Erkneraner Radfahrverein zu strampeln begann, wollte die vier Jahre jüngere Schwester unbedingt das Gleiche können. Pech für Bruder Thomas: „Als klar war, dass ich besser bin, gab er auf!“

Mit Neun auf dem Siegerpodest
Sie erinnert sich noch, mit acht Jahren den ersten Wettkampf „als vorletzte“ bestanden zu haben. „Mit neun Jahren stand ich dann zum ersten Mal auf dem Siegerpodium.“
Damals ging es noch, ganz wie bei der Tour de France, um Straßenrennen.
Doch dann, 1999, kam das Schlüsselerlebnis bei einem Bahnrennen in Fredersdorf: „Ich merkte, dass mir der Sprint besonders liegt. Ausdauer ist weniger meine Stärke. Bei Straßenrennen muss man über Strecken von oftmals 60 oder mehr Kilometer durchhalten. Bei Bahnrennen geht es darum, auf kurzer Strecke superschnell zu sein!“

Einbruch in die Männer-Domäne
Das Renn-As aus Erkner tritt mit ihrem rasanten Erfolg in die Fußstapfen von Fahrerinnen wie Jane Gerisch und Daniela Claußnitzer. Letztere zog allerdings die sichere Laufbahn bei der Bundespolizei einer Profi-Fahrerkarriere vor.
Talent-Scout und Trainer Michael Richter hat bei allem Wehmut Verständnis: „Radfahren war über hundert Jahre lang ein reiner Männersport. Seit 1960 gibt es Weltmeisterschaften auch für Frauen und seit 1984 sind sie bei den Olympischen Spielen gefragt. Doch leider nimmt die Öffentlichkeit davon kaum Notiz. Deshalb haben die Frauen bisher wenig Chancen, mit ihrem Erfolg Geld zu verdienen. So hat das Team T-Mobile ebenfalls eine Frauenmannschaft, in der die Brandenburgerin und Olympia-Zweite Judith Arndt mitfährt, doch wer nimmt davon Notiz?“

Weltmeister-Schmiede Erkner
Gerade dank des Engagements des traditionsreichen Erkner Vereins könnte das doch noch anders werden. Schließlich sprach vor einigen Jahre auch keiner vom Frauenfußball – und heute ziehen die Mädchen oft mehr Fans in die Stadien als die Männer. Dass aus Erkner Weltmeister im Radsport kommen, hat eine lange Tradition. So konnte der „Erkneraner Radclub“ um seinen Vorsitzenden Norbert Grosser dieses Jahr auf 100 Jahre Radsport in Erkner zurückblicken. Mit Walter Sawall, der 1929 und 1931 den Weltmeistertitel als Steher holte, gab es einen frühen Star zu feiern. Ganz aktuell ist der 16-jährige Schüler Paul Kanzler dabei, es seinem Idol und den erfolgreichen Mädchen wie Sabine Bretschneider gleichzutun. Kanzler war 2005 Deutscher Meister auf 500 Meter und ist ebenso wie Christoph Hoffmann auf dem Sprung zu einer Profi-Karriere.

Harte Jugendjahre ohne Liebe
Davor steht für alle jungen Fahrer-Hoffnungen eine harte Vorbereitungsphase in der Sportschule in Frankfurt/Oder. „Vormittags Unterricht, nachmittags Training, abends Hausaufgaben – da bleibt für die Freizeit keine Zeit“, beschreibt Sabine Bretschneider den harten Alltag, der sich vom Leben ihrer anderen Altersgenossen total unterscheidet. Das bringt manche Entbehrung mit sich: „Zeit für einen Freund hätte ich gar nicht. Ausgehen und Disko ist meine Sache ebenfalls nicht. Ich setze mich lieber hin und lese mal ein Buch!“
In der wenigen Zeit zu Hause ist sie natürlich der Hahn im Korb von Mama Sylvia und Papa Frank Bretschneider. Dann kann sie sicher sein, dass ihr Lieblingsgericht seit Kita-Zeiten, Nudeln mit Tomatensosse, möglichst oft auf dem Mittagstisch verführerisch dampft und für entsprechende Energiezufuhr fürs nächste Rennen sorgt.

Begeisterung ersetzt Talent
Die meisten der etwa 35 Lizenzfahrer des Erkneraner Radclub sind übrigens Jugendliche. Aber wie sieht Trainer Michael Richter, selbst stolzer Vater einer fünfjährigen Tochter, den kleinen Fahrrad-Fans an, wer mal das Zeug zu einem Star haben wird? Wird seine kleine Daniela dabei sein? „Talent für eine Fahrradkarriere, so etwas gibt es nicht. Begeisterung und Durchhaltevermögen sind alles!“, verblüfft er. Der Start für eine erfolgreiche Karriere findet in der Allgemeinen Anfängergruppe statt, die donnerstags unter Ägide von Ines Richter zum Training einlädt. Mitmachen kann jeder, gegen die moderate Monatsgebühr von zehn Euro stellt der Verein sogar Rennrad und Ausrüstung.

Infos Tel. 01 76/41 06 75 57

Sabine Bretschneider ist Deutsche Meisterin und hofft auf Olympia.

Trainer Michael Richter hat die richtige Nase, junge Talente für den Radsport ausfindig zu machen.

Christoph Hoffmann ist auf dem Sprung zur Profi-Karriere.

Es handelt sich hier um einen Archiv-Eintrag.
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