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Was tun gegen Schüchternheit? Es ist ja schon mehr als peinlich, wenn man gleich die Farbe
wechselt weil jemand einen anspricht!
Dabei kann das durchaus seine Vorteile haben: „Weil ich jedes Mal puterrot wurde, wenn ich aufgerufen
wurde, gingen die Lehrer mit der Zeit dazu über, mich einfach zu ignorieren“, erinnert sich
Hans-Heinrich Hardt an seine Schulzeit. Wer würde heute noch so etwas von dem beliebten Fernsehstar
denken?
Traum vom Profi-Sport
Während andere von Kindesbeinen an ins Rampenlicht drängen, wollte Hans-Heinrich lieber in Ruhe
gelassen werden. Er träumte von einer Karriere als Tischtennis-Profi, denn da muss man nicht reden. „Ich
habe mit 15 Jahren angefangen und ein hartes Training durchgemacht. Dazu gehörten jeden Tag zwei bis
drei Stunden Übungen mit Bleiweste und Hanteln. Dennoch blieb ich schüchtern, war klein von Statur und
Bart wollte ebenfalls keiner wachsen“, erinnert er sich an seine anstrengende Jugend in Westdeutschland
zurück. „Ich brachte es bis zum Bezirksmeister, doch dann war es aus. Eine Knieverletzung zwang mich zur
Aufgabe!“
Schlechte Noten
Um hinter die Kulissen seiner Probleme zu sehen, hätte Hardt gerne Psychologie studiert. Doch die Noten
standen dem entgegen: „Ich hätte fünf Jahre auf einen Studienplatz warten müssen!“ Also entschied er sich
für Volkswirtschaft und Soziologie in Berlin, „da gab es keinen Numerus Clausus“. Doch nach Erhalt des
Diploms 1983 war nicht mal er selbst von dem Gelernten überzeugt. So schlug er sich lieber als Taxifahrer
durchs Nachtleben der ummauerten Metropole. Den Durchbruch brachte die „Schnaps-Idee“ eines
Kollegen. „Er schlug vor, dass wir auf einer internen Feier der Taxiinnung mal Fahrer und Gast spielen, um
unsere Erlebnisse zu verarbeiten. Das war ein derart großer Erfolg, dass ich beschloss, auf der Bühne
weiterzumachen. Das half mir, meine Schüchternheit zu überwinden, vor Publikum war ich ein völlig
anderer Mensch!“  
Zu alt für die Schule  
Allerdings wollte ihn mit mittlerweile 26 Jahren keine Schauspielschule mehr aufnehmen. „Denen war ich
einfach zu alt“, ärgert er sich noch heute. So nahm er Privatunterricht und wurde 1989 prompt ins feste
Ensemble vom „Kleist-Theater“ in Frankfurt Oder aufgenommen. Er spielte im „Faust“ von
Johann Wolfgang von Goethe den Mephisto und war in einer tragenden Rolle in „Minna von Barnhelm“
von
Gotthold Ephraim Lessing zu sehen. „Für den Zaubertrick, der gefragt war, habe ich eine volle
Woche geübt“, erinnert er sich zurück. „Ich war in all den Stücken, die damals ein Sprechtheater
ausmachten, zu Hause.“ Doch nach elf Jahren war diese Karriere zu Ende, da das Theater 2000 dem
Rotstift zum Opfer fiel.
Schneeweiß in Falkensee    
Vor erneutem Taxifahren bewahrte der gute Ruf als Schauspieler und das Fernsehen, das immer auf der
Suche nach neuen Gesichtern ist. „Ich fing mit einem Drehtag im Jahr an. Seit fünf Jahren bin ich gut
beschäftigt“, berichtet er. Ob das mit der Liebe zu Falkensee zu tun hat? Denn etwa seit dieser Zeit hat der
Schauspieler den früheren Wohnort im nördlichen Bezirk Pankow gegen die Gartenstadt Falkensee
eingetauscht. Hier lebt er inmitten vom Verkehrsgetümmel und nahe am Bahnhof. Dennoch strahlt der
Garten fast schon meditative Ruhe aus. Dafür sorgen Wurzeln und Baumteile, die Hardt auf Spaziergängen
sammelt. Daraus schafft er skurril-romantische Skulpturen und Landschaften, an denen er sich mit seiner
Lebensgefährtin
Annette Schneeweiß, der Inhaberin der bekannten „Galerie Schneeweiß“, erfreut.  
Traum vom Kommissar    
Im Fernsehen ist er in vielen Serien von ARD und ZDF präsent. Dazu gehören beispielsweise „Tatort“ und
„Polizeiruf“. Oft ist Hans-Heinrich Hardt Justizbeamter, Fahrer oder wird für skurrile Charaktere besetzt. Im
Fernsehen hat er es außerdem geschafft, mal in den ursprünglichen Traumberuf „Psychiater“ einzusteigen.
Nun träumt er davon, in die Rolle des Kommissars schlüpfen zu dürfen. Doch die Aussichten sind eher
gering: „Diese Rolle will jeder haben. Die Sender nehmen dafür aber nur Schauspieler, die als
Quotenbringer gelten!“ Dabei ist er durchaus öfters in tragenden Rollen zu sehen. So war er in „3 Zimmer,
Küche, Bad“ Ehemann der Hauptheldin, die von
Corinna Harfouch gespielt wurde. Gerade war er an der
Seite von
Katja Flint und Armin Rohde im ARD-Mittwochs-Spielfilm „Unverschämtes Glück“ präsent.
Quotenbringer in Falkensee  
In Falkensee ist Hardt sicherer „Quotenbringer“. Hier hat er zusammen mit Uwe Pfauder eine Reihe mit
literarischen Lesungen ins Leben gerufen, die sich binnen kurzer Zeit großer Beliebtheit erfreute. Wichtige
Rolle spielen dabei die verschmitzt-hintersinnigen Texte von
Joachim Ringelnatz und
Christian Morgenstern. Tochter Leonie Hardt, 20, hat vom Papa die frühere Schüchternheit nicht geerbt
und braucht somit keine Therapie durch Auftritte auf der Bühne und vor der Kamera. Dennoch hat sie das
BühnenFaible des Vaters im Blut und studiert gerade Theaterpädagogik im leider weiter entfernten Bremen.
Ob sie dort ebenso zum „Quotenbringer“ avanciert wie der Vater in der neuen Heimat Falkensee?
Infos:  
Tel. 0 33 22/38 12
www.heinerhardt.de
Stand Juni 2015
Serienheld mit Schüchternheitsproblem
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Es handelt sich hier um einen Archiv-Eintrag.
Die Informationen, Daten und Bilder sind möglicherweise veraltet und nicht mehr aktuell.


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