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In fünf Minuten zur Schneekönigin

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Erzählerin
Eva-Maria Mewes
Telefon:0 33 22/20 11 04
Foto von Eva-Maria Mewes, Erzählerin, FalkenseeFoto von Eva-Maria Mewes, Erzählerin, Falkensee

Mit der Axt an große Texte

Stand: Juni 2017

Immer größer, das scheint momentan für die Havelland-Metropole Falkensee zu gelten. Überall zeigt sich Wachstum. Doch da macht nicht jeder mit!

Die zierliche aber selbstbewusste Rentnerin Eva-Maria Mewes geht genau den umgekehrten Weg. Sie macht klein aus groß und scheut sich nicht, selbst bei jahrhundertealten Werken „gnadenlos“ die „Axt“ anzusetzen.

Fünf Minuten Geschichten
Damit schafft die Finkenkrugerin für sich und vor allem für andere reizvolle Einsichten in eine sagenhafte Welt. Aus langen Erzählungen in dicken Bänden werden bei ihr kurze Geschichten, die in gerade mal fünf Minuten vorgelesen werden können. So respektlos geht sie an Texte der Gebrüder Jacob Grimm und Wilhelm Grimm ran. Selbst „Die Schneekönigin“ von Hans Christian Andersen, die Märchenkönigin Eva-Maria Mewes als persönliches Lieblingsstück bezeichnet, hat keine Chance, ihrer „Schere“ zu entgehen. Genauso ist es mit anderen Favoriten wie „Peter und der Wolf“ von Sergej Prokofjew. „Allerdings lasse ich dabei den musikalischen Teil weg, wenn es zum Vortrag kommt“, schmunzelt sie.

Frevel für die Kleinen
Märchenkürzerin Eva-Maria Mewes begeht ihren vermeintlichen großen Frevel an der Literatur aufgrund ihrer großen Liebe zu den kleinen Falkenseern. Für diese veranstaltet sie zusammen mit Karin Schramm seit über zehn Jahren in den Wintermonaten jeden Freitag ab 15 Uhr märchenhafte Erlebnisse in der Stadtbibliothek bei der Europaschule Am Gutspark. „Kinder im Alter zwischen drei Jahren und sieben Jahren können sich meist nur kurze Zeit konzentrieren. Deshalb achte ich darauf, den Zeitraum von fünf Minuten nicht zu überschreiten“, begründet sie ihre ungewöhnliche Literaturverstümmelung.

Mit 78 Jahren voll im Leben
Als Übungsobjekt diente ihr Enkelin Marleen , die allerdings mittlerweile dem Märchenalter entwachsen ist und gerade ihre Traumhochzeit vorbereitet. Eva-Maria Mewes übte zeitlebens ihren Traumberuf als Bibliothekarin aus. Mit der Rente konnte sie vom Umgang mit den Falkenseern ebensowenig lassen wie von dicken Büchern. „Es entstand die Idee der Märchenlesungen. Wir machen das zu zweit, da wird es viel lebendiger“, strahlt sie heute. Karin Schramm steht ihr als Ex-Kollegin zur Seite und zeigt, dass man mit 78 Jahren voll im bunten Leben mit viel Fantasie stehen kann. Von soviel Jugend im Alter hätten viele ihrer Märchenheldinnen nicht mal zu träumen gewagt.

Märchenmangel als Problem!
Märchenzertrümmerin Eva-Maria Mewes erkannte, dass heute das Internet eine wichtige Rolle spielt. „Falkenseer gehen ungern aus, es ist bekanntlich sehr schwer, Säle zu füllen“, weiß sie aus Erfahrung. Um das Interesse der Kleinen an den großen Sagen unserer Kultur hochzuhalten, kam sie darauf, dass die Veranstaltungen mit einem größeren zeitlichen Vorlauf angekündigt werden müssen, eben insbesondere im Internet. „Daraus ergibt sich, dass man vorausplanen muss. Deshalb überlegen wir uns jetzt immer ein Jahresthema, zu dem dann die entsprechenden Texte zusammengestellt werden. Doch das ist oft sehr schwierig. Vielfach gibt es nämlich nicht genug Märchen zum Motto!“

Hexenhaus in neuem Licht
Doch hier wirft eine Eva-Maria Mewes keinesfalls die Flinte ins Korn, sondern zaubert ihre Computertastatur auf den Wohnzimmertisch: „Wenn nötig, schreibe ich dann selbst Märchen“, zeigt sie eine weitere sehr kreative Seite auf. Anregungen sammelt die entdeckungsfreudige und frisch-verliebte 71-Jährige auf Reisen, was neben Büchern und dem liebevoll gepflegten Garten ihr weiteres Hobby ist. So entstand beispielsweise „Hase und Igel in der Puszta“ nach einem Ausflug nach Ungarn. Dabei weiß sie, dass man für Anregungen gar nicht so weit gehen muss. „Als das Hexenhaus wiederbelebt wurde, hat mich das als Finkenkrugerin sofort angeregt, eine Geschichte drum herum zu schreiben“, strahlt sie. Allerdings hatte das „Hexenhaus-Märchen“ einen schwierigen Start: „Premiere war im Hexenhaus selbst, da kamen aber nur wenige Besucher.“ Dafür findet das Finkenkrug-Märchen seitdem ein begeistertes Publikum bei der freitäglichen Märchenstunde in der Stadtbibliothek!

Erstellt: 2017