Das ist wahre Kunst

50 Jahre zu Zweit – und das ohne Streit!

Das ist schon reif fürs Guinness-Buch der Rekorde: 50 Jahre ist ein Falkenseer Paar nun zusammen und behauptet von sich, noch niemals gestritten zu haben!
Dabei sind Anni und Peter Dietrich privat und beruflich vereint. Sie machten als vielgefragte Künstler Falkensee zum Begriff! Die Stärke der Dietrichs sind Wandbilder aus Keramik, die an vielen Orten Speisesäle, Aufenthaltsräume oder Kliniken zieren.

Kunstfertigkeit fürs Weltkultur-Erbe
Als sich Potsdam für das 1000-Jahr-Jubiläum 1993 herausputzte, war Peter Dietrichs Kunstfertigkeit für die Friedenskirche in Sanssouci gefragt. In mühevoller Kleinarbeit fertigte er 17 Säulenkapitelle. Für das Triumphtor am Weinberg schuf Dietrich sämtliche Keramiken. Damit hat der Falkenseer Künstler einen wichtigen Anteil am Erhalt eines international geschätzten Weltkultur-Erbes.

Jubiläums-Reigen
Dieses Jahr feiert Dietrich seinen 70. Geburtstag. Seit 50 Jahren ist er mit Anni zusammen. Und exakt 20 Jahre sind es her, dass das Ehepaar Dietrich seine Wahl-Heimat Falkensee mit dem Wandbild im Speisesaal in der Ruppiner Straße neben dem heutigen Gymnasium beglücken konnte. Während manche Werke den Wende-Umbrüchen zum Opfer fielen, will in Falkensee nun der ASB als neuer Träger der modernisierten Schulspeisung des Gymnasiums das Bild sogar erweitern. Der Baum als zentrales Element soll an der Decke weitergeführt werden.

Schiefe Wand für schwere Kunst
Über diesen Auftrag als „Geburtstagsgeschenk“ freut sich Peter Dietrich ganz besonders. Denn das Ehepaar hat noch viele Erinnerungen an die schwierige Arbeit in Falkensee. „Damals gab es noch keine Fliesenkleber wie heute. Wir mussten also die einzelnen Elemente mit Zement anbringen, was Schwerstarbeit ist. Als wir vor Ort kamen, fielen wir aus allen Wolken. Die Wand war so schief, dass man unmöglich damit arbeiten konnte. Der Bauleiter erklärte uns schmunzelnd: ‚Das haben Lehrlinge als Abschlussarbeit gemacht. Die sind alle durchgefallen‘. Dazu kam, dass die Tragkraft nie
ausgereicht hätte!“

Weihnachten auf der Baustelle
Die Bauverzögerung führte dazu, dass die Dietrichs damals ihr Weihnachten auf der Baustelle verbrachten! Dass in Zukunft Pennäler-Mägen durch das Wandbild zum Essen animiert werden, hängt auch damit zusammen, dass die Familie Dietrich sich nie auf politische Motive einließ und lieber zeitlose Werke schuf. „Dafür gab es zwar weniger Geld, aber wir mussten uns nicht verbiegen.“
Das Wandbild in Falkensee ist ein gutes Beispiel für diesen Stil. „Kinder sehen die Natur und überlegen sich, was darunter, in der Erde, los ist. Dies haben wir versucht, darzustellen.“ Lange überlegen mussten sie da nicht. Schließlich stammt Anni Dietrich aus einer Bauernfamilie. Peter Dietrich lernte als Gärtnersproß eine Menge über die Natur.

Doppelte Schlagkraft
„Wir haben uns vielleicht deshalb noch nie gestritten, weil wir uns so gut ergänzen. Ich bin Malerin, Peter modelliert“, beschreibt Anni Dietrich die innerfamiliäre Arbeitsteilung. „Wir wurden von unseren Künstlerkollegen immer beneidet. Wenn wir bei Ausschreibungen auftraten, konnten wir zu zweit leichter überzeugen, als unsere Kollegen, die alleine arbeiteten“, erinnert sich Peter Dietrich. „Wir stecken in einem ständigen Dialog über unsere Werke. Jeder von uns weiß, wenn der Partner als stärkster Kritiker nicht überzeugt ist, dann ist die Arbeit einfach nicht optimal. Ein Künstler muss Kritik vertragen können!“

Liebesnächte in Sonneberg
Anni und Peter Dietrich haben vor 50 Jahren im sonnigen Sonneberg jeweils die Sonne im Herzen des anderen entdeckt. Die hübsche Anni hatte es aus dem hintersten Hinterpommern an die exponierte Fachschule für angewandte Künste verschlagen. „Seit meiner Kindheit hatte ich ein Faible fürs Malen“, erinnert sie sich. So wurde sie Porzellan-Malerin.
In Sonneberg strahlte für sie die Sonne besonders hell. Denn hier lernte sie den zwei Jahre älteren Keramiker Peter Dietrich kennen. Bei Sonnenuntergang folgten dem heißen Keramikofen noch heißere Liebesnächte. Bereits vier Jahre später kam es zur Hochzeit. Das Paar sammelte beruflich Erfahrung in der ostdeutschen Porzellan-Industrie. Dazu gehörten Vorzeige-Betriebe wie Ilmenau oder Gräfenroda. „Als die Grenze immer dichter wurde, bekam ich viele Angebote aus Westdeutschland, darunter aus der bayrischen Porzellan-Hochburg Selb. Doch wir entschlossen uns zum Bleiben. Schließlich waren unsere Eltern hier, wir hatten unseren Freundeskreis in Ostdeutschland, eigentlich fühlten wir uns wohl.“

Jüngster Dozent
Dietrich wurde als jüngster Dozent an die Ingenieurschule Hermsdorf gerufen, danach unterrichtete er an der „Hochschule für bildende und angewandte Kunst“ in Berlin-Weißensee. „1968 wurde ich Leiter der einzigen Töpferei in Velten, die nicht zu Hedwig Bollhagen gehörte.“
Damals reifte der Entschluss der Dietrichs, sich selbstständig zu machen. Die Wohnung in Velten erwies sich dafür als viel zu klein. „Wir wollten ein eigenes Haus, in dem wir wohnen und arbeiten konnten!“ Die Suche führte die Naturliebhaber an den Rand der Mauerstadt Falkensee. Am äußersten Rand von Finkenkrug stießen sie auf ein abgelegenes „Hexenhaus mit einem Riesengrundstück“. Ans Einziehen war aber erst nach einem Wohnungstausch über fünf Ecken zu denken!

Infos Tel. 0 33 22/24 42 77

Anni Dietrich gibt es auch als Keramik!

Aus dieser Skizze entstand das Wandbild für die Schulspeisung. Nun soll es an die Decke erweitert werden.

Diese Kapitelle entstanden für das Weltkulturerbe Sanssouci.

Es handelt sich hier um einen Archiv-Eintrag.
Die Informationen, Daten und Bilder sind möglicherweise veraltet und nicht mehr aktuell.


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