Stand: August 2008
 
Grimme-Preis für Hörspiel-Künstler:
Ausflug in die Galaxie der Klänge
Deo Frisch macht Kneipen frisch! Leider nicht lange, denn als es darum ging, die neue Frische zusätzlich ins Wohnzimmer zu tragen, kamen die „Deo-Macher“ so ins Schwitzen, dass das
Projekt in letzter Minute scheiterte!

„Wir standen kurz vor einem Plattenvertrag, doch dann brach die Band auseinander“, so Jens-Uwe Bartholomäus. Dabei hatte die Gruppe beste Karten, in die Rock-Geschichte einzugehen: Denn sie hatte den „Deutschen Rap“ erfunden, als noch niemand von dieser Musikrichtung sprach. „Wir hatten Neue Deutsche Welle mit Sprechgesang verbunden“, so Bartholomäus.

Erfinder des Deutschen Rap
Dazu kamen elektronische Effekte, denn der Sohn eines durch die Lande ziehenden Baggerführers hatte vom Vater das Faible für Technik geerbt. „Wir waren in den 1990-er Jahren alle auf der Bühne verkabelt, wie es damals nur Gruppen wie „Yes“ praktizierten. Damit hörte jeder was der andere macht. Spontane Acts wurden so möglich.“
Die Auflösung der Band konnte den kreativen Frontmann und Sänger in seinem Tatendrang nicht stoppen. Heute gilt er als Neu-Erfinder des längst tot geglaubten alten Radio-Formats Hörspiel. Doch was der seit zehn Jahren in Hohen Neuendorf ansässige gelernte Erzieher seinen Fans präsentiert, ist weit mehr als das Sprech-Stück aus den Anfangszeiten des Rundfunks. Der 45-Jährige entführt in eine „Galaxie der Klänge“, wie er sie erstmals in seinem Weltraumabenteuer „Terry Darp“ für sich entdeckte.

Mit Terry Darp ins All
„Um die CD vorzustellen, klopfte ich beim ‚Planetarium am Insulaner’ an. Die machten zur CD eine Lasershow. Das Publikum war so begeistert, dass das Planetarium die Show für drei weitere Jahre buchte und wöchentlich vorführte. Dann wurde sie ans Planetarium Augsburg verkauft.“
Bartholomäus war damit seinem eigenen Traum, mit Musik Geschichten zu erzählen, so nahe gekommen wie noch nie. „Ich stand genau zwischen Musik und Hörspiel. In welche Richtung sollte es nun gehen?“
Der technikbegeisterte Synthesizer-Fan ergriff die Gelegenheit, gründete sein eigenes Label „Darp Records“ und tauschte den sicheren Beamten-Job beim Bezirksamt Schöneberg gegen das eigene Tonstudio ein.

Grimme-Preis für
„Schweinchen Waldemar”
Der Hörverlag war von der Kreativität des Multi-Künstlers sofort überzeugt: „Ein Musiker, der Geschichten erzählt und das ganze fertig produziert vorlegt, das hatten die noch nicht!“ Erst ging es um Edgar Allen Poe, dann begann der Vater von Leonard, 3, und Lilean, 6, sich für Kinderstücke zu interessieren. Mit dem Radio1-Moderator Matthias Hanselmann vertonte er Vorlagen des Erfolgsautors Helme Heinen für den damaligen Weltmarktführer BMG. „Es entstanden zehn CDs, ich war darauf das ‚Schweinchen Waldemar‘.“ „Schweinchen Waldemar“ bekam den Auftrag, mit Hörspielen für Kinder unter drei Jahren Neuland zu betreten. Fernsehsender und Radiostationen wie der SWR
engagierten den Hohen Neuendorfer für ihre Produktionen. Er arbeitete mit den „Stimmen“ von Julia Roberts und Richard Gere zusammen. Daniela Hoffmann und Hubertus Bengsch hatten als Synchronsprecher zum deutschen Erfolg des Spielfilms „Pretty Women“ beigetragen. Zusammen mit Regisseurin Loretta Walz erhielt er 2006 den Grimme-Preis für den Dokumentarfilm „Die Frauen von Ravensbrück“, für den er die Filmmusik geschrieben hat.

Kinder ans Mikro
Seine Erfahrungen mit Hör-CDs für Kinder haben
Bartholomäus nun zu einem ganz neuen Projekt gebracht: Um die Kreativität von Kindern anzuregen, „weil dafür viel zu wenig in Schulen und Kindergärten gemacht wird“, möchte er die Kleinen einladen, zusammen mit ihm ein Hörspiel entstehen zu lassen. Dafür hat er das Tonstudio in einen Raum mit vielen Instrumenten umfunktioniert. Was entsteht, soll der Spontanität und Kreativität der Kinder entspringen, „Ausgang offen“. Doch dem Hohen Neuendorfer ist zuzutrauen, dass er hier ein ganz neues Genre auftun könnte.

Allein mit 38 Rollen
Wie vielseitig der elektronik-begeisterte Ex-Deutsch-Rapper ist, zeigt sein Projekt „Edisni“, wo er 38 Rollen selbst spielt. Der Hohen Neuendorfer beleuchtet darin auf witzige Weise
seine Erfahrungen in der „Hörspielszene“, der Name ist das Wort „Inside“ rückwärts gelesen. Gerade soeben bekam er dafür einen Regie-Preis beim Leipziger-Hörspielsommerwettbewerb 2008.
Ganz allerdings kann er von der früheren Musikerkarriere nicht lassen: So bastelt er gerade an einem Auftritt im „Insulaner“ mit Uwe Langer von den „17 Hippies“ und Martin Enger von „Ravenstein“ als Gastmusiker, der später als CD verfügbar sein soll.
Schade, dass der „Magier der Galaxien der Klänge“ seine Wahlheimat Hohen Neuendorf bisher „live“ mit spannenden Auftritten ausließ. Dieses Privileg bleibt eben erst mal den kleinen Hohen Neuendorfern vorbehalten!
Infos:
Tel. 01 70/2 98 73 28
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DEO-Promo-Band.tif
MH & JUB 3.tif
Helme Heine & me 2003.tif
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