Stand: August 2008
Zu DDR-Zeiten im Einsatz für österreisches Kloster Admont:
Fliegen-Papst aus Hohen Neuendorf
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Ausgerechnet die kirchenfeindliche DDR beschäftigte an hervorgehobener Stelle einen Wissenschaftler, der zugleich das Ohr
ganz nah an einem der ältesten katholischen Orden hatte.
Dr. Günter Morge war zugleich stellvertretender Leiter des Entomologischen Instituts
der Akademie der Landwirtschaften in Eberswalde und außerdem Kustos im Naturwissenschaftlichen Museum des Benedektinerordens von Admont
in der österreichischen Steiermark. Dort machte er sich verdient, indem er das
renommierte Joanneum in Graz dazu brachte, die Schätze der Benedektiner wieder herauszugeben. Sie waren während der Kriegsjahre dort in Sicherheit gebracht worden und sollten dann in
Graz bleiben.
Das Besondere an dem Museum der Mönche sind sage und schreibe 80 000 Fliegen. Soviel gibt es in der Übersicht an kaum einem Museum der Welt. Natürlich sollten diese Insekten einen wichtigen Platz einnehmen, als das Kloster
mit einer Festschrift an die Öffentlichkeit treten wollte. Der DDR-Wissenschaftler Dr. Günter Morge sollte sie zusammenstellen. Doch wie um alles in der Welt bildet man
eine Fliege ab? „Schnell stellte sich heraus, dass dies mit den damaligen fotografischen Möglichkeiten nicht machbar war“, erinnert sich Jutta Fischer.
Sie ist die Tochter des Hohen Neuendorfer Malers und Grafikers Kurt Josephski.
Der war mit der Künstlerin Charlotte Josephski-Lochinger verheiratet. Sie heirateten 1926 im Alter
von 25 und 22 Jahren in Berlin und zogen drei Jahre später in ihre neue Heimat nach Hohen Neuendorf in ein kleines Holzhaus in der
heutigen Dorastraße. Kurt Josephski arbeitete für die Kult-Satirezeitschrift „Simplicissimus“, er zeichnete Filmplakate für die UFA oder machte Illustrationen für den Radiohersteller „Nora“. Nach der Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft knüpfte er daran wieder an, war für den Pharma-Hersteller Berlin-Chemie tätig und fand schließlich im Deutschen Bauernverlag einen regelmäßigen Auftraggeber.
Doch weit über die Grenzen von Hohen Neuendorf hinaus „berühmt“ wurde Josephski mit seiner „Fliege“. Die ungewöhnlich nuancenreiche Zeichnung fand den Beifall der internationalen Fachwelt und
zog die Laien in ihren Bann. Ein Zeitungskommentar fand sie gar „gruselig“. Sie entstand für eine Festschrift zum „900jährigen Bestehen“ des Benedektiner-Klosters Admont.
Der Hohen Neuendorfer Künstler war von einem Tag auf den anderen als „Koryphäe“ in der Darstellung von Insekten gefragt. Er hatte außerdem für das Bibliographische Institut Leipzig Mitte der 1960-er Jahre die Farbtafeln über Insekten, Käfer- und Schmetterlinge für eine neue achtbändige Ausgabe von „Meyers Neues Lexikon“, erarbeitet. Angeregt vom Geschichtskreis des Kulturkreises unter Vorsitz von
Dr. Dietrich Raetzer stellten Jutta Fischer und ihr Sohn Andreas Fischer 2008
eine sehr interessante Ausstellung über Leben und Arbeiten des Künstlerehepaars zusammen, die in Hohen Neuendorf auf großes Interesse stieß. Durch diese Wiederentdeckung kann Hohen Neuendorf nun neben dem Bieneninstitut
zugleich auf einen „Fliegen-Papst“ stolz sein.
Infos Tel. 0 33 03/59 63 63
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