Sexy Girls auf der Jagd nach dem runden Leder

Fussball-Ladies kicken nach oben

Sexy und schnell wie der Blitz, Hohen Neuendorfs Fußballerinnen können sich sehen lassen. Nach nur wenigen Jahren ist die Mannschaft bereits in der Regionalliga angekommen. Und steht dort mittlerweile ziemlich weit oben – auf dem sicheren fünften Platz!
Klar, dass die „Mädchen“ nun der besondere Stolz sind, wenn der Verein im Herbst 2005 sein Doppeljubiläum
feiert. Seit 85 Jahren sorgen die damals allerdings ausschließlich männlichen Kicker für Furore in der Berliner Fußballwelt. Und seit 80 Jahren laden sie auf den eigenen Platz an der Friedrich Engels Straße.
Wenn die hübschen Mädchen von Blau-Weiß spielen, ist auf dem Sportplatz ein Andrang wie sonst selten: „Wir haben im Durchschnitt an die hundert Zuschauer“, strahlt Trainer Gerald Döling. Er hat gleich mehrfach Grund zur Freude, ist er doch der Hahn im Korb unter 18 attraktiven Girls. Ob da die bessere Hälfte nicht manchmal eifersüchtig ist? „Das kann schon vorkommen, aber meistens bin ich ja dabei“, schmunzelt Jasmin Claßen. Denn sie ist eine der erfolgreichen Spielerinnen und schaffte in der abgelaufenen Saison fünf Tore. Sensationell war ein Treffer gegen Magdeburg aus sage und schreibe 26 Metern Entfernung!
Gerald Döling ist 44 Jahre jung und war selbst aktiver Fußballer bevor er die Trainerlaufbahn einschlug. Clubs wie BFC Meteor 06, der 1. FC Lübars, Hertha Zehlendorf und BFC Alemania Wacker 1890 profitierten von dem hauptamtlichen Telekom-Mitarbeiter, bevor er vor vier Jahren die Fußballerinnen in Hohen Neuendorf unter seine Fittiche nahm. „Trainer für Männermannschaften gibt es viele. Frauen, das ist noch eine Art Marktlücke“, begründet er, weshalb er sich seit zwanzig Jahren fast jede Minute seiner Freizeit mit dem vermeintlich „schwachen“ Geschlecht beschäftigt. Da ist es gut fürs Privatleben, mit einer begeisterten Fußballerin wie der 29-jährigen Jasmin Claßen liiert zu sein. Sie ist eine von drei Kickerinnen, die stellvertretend für die anderen Spielerinnen berichten, was sie zum runden Leder in Hohen Neuendorf trieb: „Sport machte mir schon immer Spaß. Ich war in der Schule das einzige Mädchen, das mit den Jungs Fußball spielte. Mit 15 ging ich in einen Verein, in die Mädchenmannschaft von Marathon 02 in Neukölln. Seitdem spiele ich Fußball“, berichtet sie. „Meine Eltern hätten es lieber gesehen, wenn ich zum Ballett gegangen wäre, doch sie ließen mich machen!“
Als Dominique Fischer, mit 19 das Nesthäkchen in der Mannschaft, zum Fußball kam, war sie bereits ein Star mit einer beachtlichen Sportler-Karriere: Sie hatte mit sechs Jahren mit Judo begonnen und war fünfmal Berliner Meisterin und einmal deutsche Vizemeisterin. Ganz so weit brachten es ihre fünf Geschwister nicht, doch Judo und Fußball sind beim Rest der Familie ebenfalls verbreitet. Zum runden Leder kam sie über eine Freundin: „Die lud mich ein, mal mitzuspielen, weil die in Frohnau noch jemanden suchten. Das war vor drei Jahren, seitdem bin ich dabeigeblieben.“ Ein Glücksfall für sie ist, dass bei ihrer Lehrstelle, einer Arztpraxis in Frohnau, auf regelmäßige Arbeitszeiten geachtet wird, denn „während des Spielbetriebs finden fünfmal die Woche abends Training und am Sonntag Spiele statt!“
Dass das Probleme mit dem Berufsleben mit sich bringen kann, hat Sausewind Nunzia Marinaro-Schmidt erfahren. Die Italienerin „musste“ als Kind immer mit ihrem Bruder Stefan Fußball spielen, heimlich, denn die Mutter war alles andere als begeistert. Als ihre Tochter in einen Verein eintreten wollte, war der Ärger vorprogrammiert. Erst die massive Schützenhilfe vom damaligen Freund und späteren Ehemann brachte die gestrengen Eltern dazu, den ungewöhnlichen Wunsch zu akzeptieren. Doch dann hieß es, sich zwischen beruflicher und sportlicher Karriere zu entscheiden: „Zum Glück ist mein Chef im italienischen Fremdenverkehrsbüro fußballbegeistert und erlaubt mir, halbtags zu arbeiten.“
Übrigens ist die 33-jährige Mutter eines mittlerweile siebenjährigen Sohns, der sich bei Stern Britz als Torwart versucht, die einzige Hohen Neuendorferin in der Mannschaft. „Ich bin vor einigen Monaten hierher gezogen!“
Warum zieht es so viele gute Fußballerinnen ausgerechnet nach Hohen Neuendorf? „Bei uns sind die Spielerinnen voll integrierter Bestandteil des Vereins. Sie sind genauso anerkannt wie die männlichen Kicker. Das unterscheidet uns von anderen“, weiß Präsident Lutz Kiehne.

Doppelfest am 2. und 3. Oktober 2005
Im Herbst laden die Fußballer zu einem Doppeljubiläum ein. „Wir feiern am 2. und 3. Oktober 85 Jahre Fußball in Hohen Neuendorf und 80 Jahre Sportplatz an der Friedrich Engels Straße“, so Lutz Kiehne. Nach dem Punktspiel der Männer am Samstag treten abends die Gruppen „New Age“ und „Disor“ auf. Am Sonntag kommen die Weltklasse-Spielerinnen von Turbine Potsdam zum Freundschaftsspiel. Vorher können fußballinteressierte Mädchen im Alter von sieben bis 14 Jahren mit den Stars ein Probetraining absolvieren.

Infos Tel. 0171/7853440

Wer hat die schönsten Beine? Hier konkurrieren v.l. Torschützen-Königin Nunzia Marinaro-Schmidt, die Trainer Gerald Döling und Ingo Schröder, Judo-Meisterin Dominique Fischer und Sensations-Torjägerin Jasmin Claßen.

Es handelt sich hier um einen Archiv-Eintrag.
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