|
 |
|
Quadratisch, praktisch, gut nein, hier geht es nicht um Schokolade, sehr wohl aber um eine Schokoladenseite von Hohen Neuendorf. Genauer gesagt um einen Künstler, der sich mit praktischer Kunst seinen Platz in den Wohnstuben der Nation erobern will.
Die Rede ist von Lothar Nowack der seit nunmehr genau 20 Jahren als Freier Künstler von sich reden macht.
Dabei ist es nur der DDR mit ihrem engstirnigen Kulturreglement zu verdanken, dass aus dem Chemiefacharbeiter und Lagerleiter ein Maler geworden ist. „Ursprünglich habe ich Gedichte und Kurzerzählungen geschrieben. Ich hatte sogar schon einen Lektor beim Aufbau-Verlag. Doch dann wurde mir die Abhängigkeit zu groß.“
Also wurde aus dem dichtenden Prolet ein malender Prolet. Eigentlich ganz so, wie es die DDR vom Prinzip her wünschte. Nur dass Lothar Nowack sich um keinen Preis anpassen wollte! Kein Zirkel, keine Verbandsmitgliedschaft, stattdessen Rauschebart und lange Haare!
Genau das richtige für den von West nach Ost umgezogenen Fluxus-Künstler Robert Rehfeldt, der den Autodidakten zwei Jahre lang in Pankow unter seine Fittiche nahm. Dabei setzte sich Nowack besonders mit den Collagetechniken von Rehfeldt auseinander.
Danach, von 1980 bis 1985, arbeitete der Hohen Neuendorfer als Grafikdrucker für Professor Herbert Sandberg und war so 1983 mit dabei, als der Grafiker seinen bereits zweiten Nationalpreis der DDR bekam. Seine „Köpfe“, so von Bertolt Brecht, sind selbst Nicht-Kunstfreunden ein Begriff. Die Tätigkeit beim arrivierten Professor konnte den aufmüpfigen Nowack allerdings nicht davon abhalten, 1985 Job und sicheres Einkommen an den Nagel zu hängen und sich als „Freier Künstler“ selbstständig zu machen.
„Ohne Mitgliedschaft im Verband der Bildenden Künste waren allerdings die Wirkungsmöglichkeiten begrenzt“, erinnert sich Nowack heute. Doch das focht den damals 42-Jährigen nicht an, hatte er doch die Liebe seines Lebens gefunden. „Meine Mutter hatte eine Kontaktanzeige für mich ausgeschnitten und mich mehr oder weniger gezwungen, mich zu melden, weil sie befürchtete, ich würde niemals unter die Haube kommen. Viel hatte ich ja nicht zu bieten: Kein Auto, kein richtiger Beruf, kein Geld, keine gesellschaftliche Stellung!“ Die erfolgreiche Textil-Designerin Sigrun biss dennoch oder gerade deshalb an! Sie war damals anerkannte Designerin beim Mode-Institut in Weißensee und entwarf beispielsweise textile Innengestaltungen für Nobelhotels wie das Domhotel, den Dresdner Hof, oder das Gästehaus der Gewerkschaft am Spittelmarkt. Sie wirkte für das Fahrgastschiff Arkona oder kreierte Bekleidungen für Jäger und Angler. Sie kleidete sogar das DDR-Olympiateam für die Spiele in Seoul 1988 ein. Dennoch nervte sie die „Enge der DDR“. „Im Urlaub fuhr ich immer nach Bulgarien, weil das am weitesten entfernt von uns war und für unsere Verhältnisse sehr frei erschien. Um mich bei der Rückkehr auf etwas freuen zu können, gab ich vorher immer eine Kontaktanzeige auf, allerdings ohne jegliche Hoffnung auf eine ernsthafte Beziehung.“ Doch ausgerechnet zwischen den beiden rebellischen Geistern funkte es mit der Folge, dass Lothar Nowack sich als Hausmann auf Kosten seiner Frau künstlerisch entwickeln konnte. Höhepunkt für ihn war 2000 der Kulturpreis des Landkreises Oberhavel.
Nun, im zwanzigsten Jahr seiner Laufbahn als Freier Künstler macht Nowack mit seiner im letzten Jahr erfundenen „Quadrat-Art“ von sich reden. „Die Bilder sind 50 mal 50 Zentimeter groß und passen so in jede Wohnung. Man kann sie frei kombinieren. Durch Umhängen erhält man also immer wieder ein neues Kunstwerk.“ Wird Hohen Neuendorf also zur Wiege einer neuen Kunstrichtung?
Infos Tel. 0 33 03/40 38 83
|
|
|