Stand November 2012
Star mit Hang zu „Katastrophen“
Berlin hat nun mal die führenden Hochschulen im Bereich Film und Theater. Kein Wunder, dass sich die Professoren in Leipzig wunderten, dass ausgerechnet ein Berliner bei ihnen „in der Provinz“ aufgenommen werden wollte.
So war es naheliegend, dass der junge Dirk Schoedon nach bestandener Aufnahmeprüfungen mit der Frage konfrontiert wurde, warum er denn nicht zuhause, in Berlin studieren wolle. „Gibt es denn da eine Theaterhochschule?“, fragte der junge Aspirant auf die Bretter, die die Welt bedeuten, naiv zurück. „Da hatte ich die Lacher auf  meiner Seite und den Studienplatz sicher“, erinnert sich der heute in Kleinmachnow ansässige Publikums-Liebling zurück.    
2 000 Bewerber
„Erst danach erfuhr ich, dass ich einer von 2 000 Bewerbern auf nur eine Handvoll Studienplätze war. Hätte ich das vorher gewusst, ich wäre niemals hingefahren!“
Dirk Schoedon ist der Prototyp des bescheidenen Jungen vom Lande, den es per Zufall erst ins Theater und dann immer mehr ins Fernsehen und in die Filmstudios getrieben hat. „Ich stamme aus Finsterwalde und wuchs mit viel Natur, Haustieren, Tanten und Onkels auf. Also träumte ich von einem Haus mit großem Garten, mit Frau, ein oder zwei Kindern und vielen Tieren“, erinnert er sich.
„Allerdings zogen meine Eltern mit mir nach Berlin. Dort ging ich zur Schule und landete mit 14 Jahren in einer Theatergruppe. Die ‚Studiobühne Friedrichshain’ wurde von Helmut Grosz geführt, der viel fürs Fernsehen der DDR gemacht hatte und im Alter sein Wissen an den Nachwuchs weitergeben wollte. Ich fand das toll.“
Theaterzirkel als Starschmiede
Andere Stars waren hier ebenfalls anzutreffen. „Mit dabei war damals unter anderem Angelika Domröse“, so Dirk Schoedon. Sie ist als „Paula“ in „Die Legende von Paul und Paula“ ein Kultstar der DDR und gehört heute zu den renommierten deutschen Schauspielerinnen.
Dirk Schoedon sah Theater aber nur als Hobby an. Er wollte stattdessen Berufsschullehrer für Landwirte werden. „Ich hatte schon die Zulassung zum Studium als ‚Diplom-Ingenieur-Pädagoge für Tierproduktion’ in Halle in der Tasche, als mir Helmut Grosz vorschlug, mich auf einer Theaterhochschule zu bewerben. Ich war ganz baff: Das kann man studieren? Damals war ich 17 Jahre jung, meine Eitelkeit war angestachelt.“  
Negative Aura?
Vier Jahre später hatte er seinen Abschluss und kam als 22-Jähriger ans Städtische Theater Magdeburg: „Der  Schauspieldirektor Horst Ruprecht versprach mir große Rollen, wie ich sie an einer der Berliner Bühnen als junger Anfänger niemals bekommen hätte“, begründet Schoedon seine Entscheidung. „Ich bin ohnehin der Meinung: Wo ich spiele, ist keine Provinz!“ Irgendwie muss der charmante Schauspieler eine negative Aura haben. Kaum hatte er seinem Stamm-Theater in Magdeburg für ein anderthalb Jahre langes Engegament im Mecklenburgischen Staatstheater den Rücken gekehrt, brannte es ab. Und damit nicht genug: Eine Woche nach seinem 40. Geburtstag wurde ausgerechnet das Restaurant, in dem er gerade noch gefeiert hatte, abgerissen! Ähnlich später bei der Kultserie „Unser Charly“ wo er  den Journalisten Rüdiger Wolf, also den Studienfreund der Tierärztin Katharina Hauser, die zusammen mit Dr. Max Henning die Tierklinik führte, spielte. „Kaum war ich in der Serie, wurde diese bald darauf eingestellt.“  Dabei war er dort dem Kindheitstraum „Haus mit vielen Tieren“ sehr nahe gekommen. „Außerdem wurde in Stahnsdorf gedreht, da konnte ich mit dem Fahrrad hinfahren.“
Ein weiterer Zufall: „1989 durfte ich zum 70. Geburtstag meiner Großmutter endlich in den Westen reisen. Kurz darauf fiel die Mauer und jeder durfte reisen!“
Zu gutmütig für die Welt?  
Die Macher der TV-Serie „In aller Freundschaft“ müssen wohl gefühlt haben, dass in Dirk Schoedon etwas Tragisch-Komisches steckt:  Zumindest spielt er hier immer wieder einen Pechvogel. „Da bin ich stets der Gutgläubige, der etwas aufbauen möchte, aber an seiner Naivität scheitert. So war ich als Udo von Wackerstein ein erfolgloser Autoverkäufer, Immobilienmakler, Wellnessberater, Möbelverkäufer, ja sogar schon Kellner.“
Märchen und Hollywood  
Seine erste Film-Hauptrolle bekam Dirk Schoedon 1988 im DDR-Märchenfilm „Rapunzel oder der Zauber der Tränen“ . Später klopfte sogar Hollywood bei ihm an. Davon zeugt die US-Produktion „Joe & Max“ von 2001, wo er Kurt Tucholsky verkörperte. Im Kino-Blockbuster „Die Bourne Verschwörung“ von 2004 mit Matt Damon und Franka Potente in den Hauptrollen trat er als Taxifahrer auf.
Kommissar und Serienheld  
Viele kennen Dirk Schoedon aus dem Fernsehen. Er war ebenso in „Hallo Robbie“ wie in Tatort-Folgen zu sehen. Von 1997 bis 2002 war er als Verteidiger in der Anwalts-Serie „Im Namen des Gesetzes“ zu erleben. Besonders gerne erinnert er sich an den Polizeiruf. Er war als Kriminalkommissar Jens Hoffmann von 1993 bis 1995 an der Seite von Katrin Sass in insgesamt sieben Folgen zu sehen.
Verliebt in Kleinmachnow  
Dass Kleinmachnow mit Dirk Schoedon auf einen weiteren bekannten Schauspieler verweisen kann, verdankt die Gemeinde Amors Pfeilen. Der seit 2007 von seiner ersten Ehefrau geschiedene Schauspieler verliebte sich beim Carte Blanche-Treffen eines befreundeten Künstlers in die Kleinmachnowerin Jannine Muyshondt.  
Er lebt seit zwei Jahren in der Gemeinde und erinnert sich nun an seine Anfänge. Deshalb bietet er eine Theaterschule für Kinder an: „Ziele sind, das Selbstbewusstsein zu stärken, lernen, vor
Menschen zu sprechen, sich zu artikulieren. Das braucht man immer im Leben.“ Man darf gespannt sein, wer von den Schülern in die Fußstapfen des „Meisters“ treten wird!
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