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Mit 16 träumt man von Mädchen, da ist Erotik noch geheimnisumwölkt. Zumindest für viele. Ein Kleinmachnower war da schon viel weiter und sah bei vielen hübschen Frauen ganz genau hin! Benjamin Ortleb machte seinem Vornamen alle Ehre und saß als „Benjamin“, also als Jüngster, im Aktzeichenkurs von André Bednarczik. Offenbar hat es was genützt, denn seit mehr als 20 Jahren sind seine Werke regelmäßig bei Einzel- und Gruppenausstellungen zu sehen. 2007 wurde er für die Teilnahme am Brandenburger Kunstpreis ausgewählt.
„HARMONIKER“ IM BLUT
Ortleb ist einer der ungewöhnlichsten Künstler des Landes. Wie kaum ein anderer bringt er Grafik, Malerei, Video und Ton zusammen.
Dieses Zusammenspiel war dem Absolventen der knochentrockenen „Fachhochschule für Wirtschaft und Verwaltung“ wohl schon in die Wiege gelegt. Vater Heinz Ortleb, ein gebürtiger Kleinmachnower, ist ebenfalls ein Multi-Talent.
Er spielte von 1966 bis 1997 bei den Berliner Philharmonikern unter Herbert von Karajan und Claudio Abbado und ist vielen durch das Ensemble „Berliner Harmoniker Das Streichquartett“ bekannt. Die Platten sind heute eine Rarität und werden als Geheimtipp gehandelt. Als Metallbildhauer führt er Form und Klang zusammen. Dazu gibt es unter „www.paoplast.de“ interessante Informationen.
DURCH DALI ZUR MALEREI
Sohn Benjamin Ortleb wurde 1965 geboren und entdeckte ziemlich bald sein Herz für die Kunst. „Ich war per Zufall mit dem Gemälde ‚Die Beständigkeit der Erinnerung' in Berührung gekommen, das Salvador Dali 1931 geschaffen hatte,“ erinnert sich Ortleb noch heute zurück. Er war bei Werner Otte in der Sommerakademie in Salzburg und durfte in der Deutschen Oper miterleben, wie im Malersaal Bühnenbilder und Ausstattungen entstanden.
KUNST UND TECHNIK
Mit 23 absolvierte er am Lette-Verein eine Grafik-Ausbildung. „Ich machte mit den frühen Apple Macintosh-Computern Bekanntschaft und war von den Möglichkeiten fasziniert“, berichtet er. Seine Welt war von der Kultur der 1970-er Jahre geprägt, obwohl er sie erst im Nachgang erleben durfte. 1965 geboren war er zu spät dran, um Rockgruppen wie „Pink Floyd“ und Kultfilme wie „Zabriskie Point“ in ihrer Zeit zu genießen. Neben der bildenden Kunst gilt Benjamin Ortlebs Liebe der Musik. Das begann bei ersten Gehversuchen in Schülerbands. Ortlebs Gruppe „Spice Melange“ trat in Berliner Clubs auf. Heute gilt seine Liebe dem Sopran-Saxophon und Electro-Jazz.
INSPIRIERENDE HORRORFILME
In den meist surreal wirkenden Bildern kann man immer noch den Einfluss der jugendlichen Beschäftigung mit seinem Idol Salvador Dali erkennen. Wichtiges Thema ist oft Gewalt. Die „Vorlagen“ dafür liefern Ortleb billige Videofilme und TV-Sendungen. Der Künstler friert zufällige Standbilder ein, die er dann umsetzt. Bald nach der Wende bekamen Benjamin Ortleb und seine Frau Linda Ortleb die Möglichkeit, ins elterliche Haus in Kleinmachnow zu ziehen.
WOLFGANG JOOP ALS FAN
Seitdem genießt die Familie mit ihrem Sohn Julian die grüne Umgebung. Daraus bezieht der Küstler viele Inspirationen, für Werke, die weltweit in Ausstellungen zu sehen sind. Besonders freute Benjamin Ortleb, dass er im Modezaren Wolfgang Joop einen spontanen Fan und Sammler seiner Werke gefunden hat.
Trotz der Erfolge ist Ortleb ein bodenständiger Künstler. Er sammelte Erfahrung bei Kunstprojekten in Berliner Jugendzentren, machte ein riesiges Wandbild an der Berliner Mauer und gibt nun gerne seine Erfahrung an den Nachwuchs weiter. „Die Arbeit mit Kindern macht Riesenspaß. Diese Begeisterung erreicht man sonst nirgends“, freut er sich über den Erfolg eines Kunstprojekts an der Evangelischen Grundschule, wo sein Nachwuchs ebenfalls das ABC lernt.
BRÜCKE NACH JAPAN
Wer möchte, kann Privatunterricht nehmen und mit dem Künstler in dessen Atelier Techniken und künstlerische Arbeitsweisen erlernen. Übrigens sorgt Benjamin Ortleb „ganz nebenbei“ als Mitglied der „Japan-Germany Contemporary Fine Arts Exchange Association“ dafür, dass Kleinmachnow einen guten Draht nach Asien hat.
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