Geschichten aus der Geschichte

„In 30 Minuten am Potsdamer Platz“

In nur 30 Minuten am Potsdamer Platz – darüber würde man sich heute als Kleinmachnower ziemlich freuen. Was im Jahr 2004 trotz schneller Autos utopisch klingt, das war hundert Jahre früher möglich? Jedenfalls behaupten das Zeitungs-Anzeigen, die 1904 Interessenten für eine Villensiedlung vor den Toren Berlins gewinnen wollten.
Obwohl die erste Villenansiedlung bei ein paar Häusern stehen blieb, bildete sie den Startschuss für das heutige Kleinmachnow. Von dem Boom, den die Gemeinde nach der Wende erlebte, konnten die Immobilien-Vermarkter vor hundert Jahren allerdings nur träumen.
Das haben Celina Kress und Nicola Bröcker herausgefunden. Die beiden Wissenschaftlerinnen untersuchten die Anfänge der modernen Ortsentwicklung von 1904 bis in die späten 1930er Jahre. Und so erfährt man, wie die Vermarkter immer wieder neue Anläufe machten. In der Villenkolonie mit großzügigen Grundstücken entstanden Einfamilienhäuser und schließlich mit der Sommerfeld-Siedlung preisgünstige Bürgerhäuser „von der Stange“ auf kleinen Grundstücken.
Das alles lässt sich sehr genau und anschaulich in dem neuen Buch „Südwestlich siedeln – Kleinmachnow bei Berlin“ der beiden Autorinnen nachlesen. Dr. Rudolf Mach vom Heimatverein lobt das Werk „als das Beste, was es in diesem Bereich über Kleinmachnow gibt“.
Wer im Ort wohnt, sollte in jedem Fall in das 184 Seiten starke Buch mit seinen zahlreichen Bildern hineinsehen. Denn viele der historischen Häuser sind mit ihrer jeweiligen Geschichte genau beschrieben. Die Bauten der kaiserzeitlichen Villenkolonie sind vollständig dokumentiert. Wer schon lange in Kleinmachnow lebt, wird manches Gebäude entdecken, das es heute gar nicht mehr gibt. Celina Kress gehört zu den neuen Kleinmachnowern. Sie lebt mit ihrer Familie seit fünf Jahren hier. „Wir haben uns viele Umlandgemeinden angesehen und uns für Kleinmachnow entschieden“, blickt sie zurück. Sie ist ausgebildete Architektin und an der TU in Berlin im Fach Bau- und Stadtbaugeschichte aktiv. „Mein aktuelles Untersuchungsfeld ist die ’Suburbane Stadtentwicklung’. Kleinmachnow schien mir ein gutes Beispiel, um zu erforschen, wie die Umlandgemeinden bereits vor hundert Jahre planmäßig entwickelt wurden“, berichtet sie, wie sie auf die Idee gekommen ist, ihren neuen Wohnort mit wissenschaftlichem Blick ins Visier zu nehmen.
An der Uni wurde sie auf die Kunsthistorikerin Nicola Bröcker aufmerksam. Die Berlinerin, die auch für das Brandenburgische Landesamt für Denkmalpflege tätig ist, beschäftigte sich bereits intensiv mit Herrenhäusern in Brandenburg. Nun hat sie also die Villen und Landhäuser in Kleinmachnow unter die Lupe genommen!
Ein Jahr arbeiteten die Autorinnen intensiv zusammen, sammelten Baupläne, private Fotos, sichteten Dokumente. Pünktlich zum hundertsten Gründungsjubiläum erschien nun ihr Buch. Schade nur, dass die bauliche Entwicklung nach dem zweiten Weltkrieg noch nicht berücksichtigt wurde. „Ich habe Interesse an dem Thema weiter zu arbeiten“, macht Nicola Bröcker Hoffnung. Wenig Hoffnung können sich die Kleinmachnower allerdings machen, dass sich die Autorin wie ihre Kollegin physisch in die Gemeinde verändert, sie wohnt gerne am Savignyplatz im Herzen West-Berlins.
Infos Tel. 033203/71771

Celina Kress und Nicola Bröcker wissen nun genau, wie das moderne Kleinmachnow sich vor hundert Jahren zum heutigen Ort zu entwickeln begann.

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