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Wahlkampf in Kleinmachnow
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Nach dem Willen des Wahl-Kleinmachnowers und derzeitigen Brandenburgischen Innenministers Jörg Schönbohm wird ausgerechnet am 11.11.2001 mit Anbruch der fünften Jahreszeit die erste Runde der Kommunalwahlen in Brandenburg durchgeführt. Wer wird Bürgermeister, ist eine Frage, die dabei vielerorts und so auch in Kleinmachnow, im Brennpunkt des Interesses steht. Da die Meinung der Kandidaten sicher über den Wahltag hinaus im Gemeindeparlament eine wichtige Rolle spielen wird, besuchte Reporter Andreas Schönstedt die bis Redaktionsschluss im August 2001 gemeldeten Bewerber.
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Wolfgang Blasig, 47, Physiker, verheiratet, drei KinderEr kandidiert für die SPD.
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Thomas Barth, 56, selbständiger Bauberater, verheiratet, zwei Kinder. Er kandidiert für die CDU.
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Cornelia Behm, 49, verheiratet, zwei Kinder, kandidiert für die Fraktion, aus Bündnis 90/Die Grünen, BIK e.V. und F.D.P.
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Wie sehen Sie die Entwicklung Kleinmachnows in den vergangenen elf Jahren?
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Wolfgang Blasig: Ich will vorausschicken, daß ich seit 1957 in Kleinmachnow lebe und die Entwicklung als Alteingesessener betrachte. Als die Mauer fiel, nahm der Siedlungsdruck sprunghaft zu. Wir haben große Risiken auf uns genommen, um den sozialen Frieden zu erhalten und haben das Wohngebiet am Stolper Weg mit Sonderkonditionen errichtet. Wenn das bundesdeutsche Baurecht bis auf den letzten Paragrafen ausgequetscht wird, müßten wir mit bis zu 28000 Einwohnern rechnen, mit all den Folgeerscheinungen in der Infrastruktur, wie Kita- und Schulplätze und dem erhöhten Verkehrsaufkommen.
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Thomas Barth: Die Einwohnerstruktur ist jünger, viele sind neu zugezogen. Aus meiner Sicht fehlt hier der Rote Faden in der Entwicklung des Ortes. Zuviel wurde in viel zu kurzer Zeit angeschoben. Die Probleme sind aus dem Ruder gelaufen, so daß nur noch auf die Auswüchse reagiert werden kann. Anstelle von Qualität ist beim Bauen die Quantität getreten. Dabei hätte der Charakter als Gartensiedlung, besser erhalten werden müssen. Die Straßen sind dem Verkehrsaufkommen nicht gewachsen und es fehlt an Kitas und Einkaufsmöglichkeiten. Für die einheimische Wirtschaft ist eindeutig zu wenig passiert.
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Cornelia Behm: Nach der Wende hat sich Kleinmachnow stürmisch entwickelt. Oft ist durch die rege Bautätigkeit die markante und typische Bebauung untergegangen. Die Verstädterung nimmt hier ihren Lauf. Viele alte Bäume mußten den neuen Siedlungen weichen, was sehr viele bedauern. Die nach dem Flächennutzungsplan maximale bauliche Verdichtung für eine prognostizierte Einwohnerzahl von 28000 Personene steht in einem unverträglichen Verhältnis zur Infrastruktur und zu den Sport- und Erholungsflächen. Aber genau in diese Richtung ging die Entwicklung bisher.
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Was sind aus Ihrer Sicht die nächsten Aufgaben die in Kleinmachnow anstehen?
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Wolfgang Blasig: Wir müssen verstärkt Kita-Plätze und Jugendeinrichtungen schaffen, ohne die Altenversorgung zu vernachlässigen. Durch die vielen Neubürger haben wir einen überdurchschnittlichen Zuwachs an Kindern und Schülern.
Doch wir müssen aufpassen, dass wir jetzt nicht Schulen und Kitas bauen, die in zehn oder zwanzig Jahren nicht mehr gebraucht werden, denn diese Entwicklung wird ja nicht ewig anhalten.
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Thomas Barth: An erster Stelle steht die Bewältigung des stehenden und fließenden Verkehrs. Genauso wichtig ist die Schaffung von bezahlbaren Pflege- und Betreuungsplätzen in Kitas und Tagespflegestätten. Die Vielzahl von Bürgerinitiativen und Petitionen zeigt, dass die öffentliche Verwaltung die Wünsche und Forderungen der Bürger nicht in angemessener Weise umsetzen kann. Hier will ich in der Gemeinde die verkrusteten Strukturen aufbrechen und mit modernen Managementmethoden umgestalten.
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Cornelia Behm: Der öffentliche Nahverkehr muß gestärkt werden. Wir wollen Tempo 30 in allen Wohngebieten. Radfahren muß attraktiver werden. Ganz wichtig ist für mich die Herstellung der Planungssicherheit für die Internationale Schule und die Waldorfschule auf dem Seeberg. Verwaltungshandeln muss transparent und für jeden nachvollziehbar sein. Dass gilt für das Gemeindeamt ebenso wie für die Gesellschaften und Eigenbetriebe der Gemeinde. In die Gemeinde müssen mehr Aktivitäten in Sachen Kunst und Kultur.
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Was bezwecken Sie mit dem neuen Ortszentrum in der Förster Funke Allee?
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Wolfgang Blasig: Mit dem Ortszentrum wollen wir versuchen, etwa 40 Prozent der Kaufkraft im Ort zu halten. Das würde dann den anderen Subzentren der Gemeinde ebenfalls zu Gute kommen. Als Gemeinde haben wir uns dieses Gebiet extra für unsere Planungen vorbehalten und ich denke, wir haben nun einen guten Kompromiss gefunden, um ein lebendiges Zentrum, das ja sonst in unserem Ort fehlt, zu errichten. Neben Verkaufsflächen und unserem neuen Vewaltungszentrum wollen wir dort altersgerechtes Wohnen installieren. Galerien und Cafés sollen das Zentrum auflockern.
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Thomas Barth: Ich stehe dem etwas skeptisch gegenüber und werde dem Projekt den Maßstab Qualität vor Quantität anlegen, denn hier geht es um eines der kostbarsten Güter des Ortes, nämlich den Grund und Boden. Ich frage mich, ob die Gemeinde unbedingt für Millionen ein neues Verwaltungszentrum braucht oder man sich nicht besser mit dem Investor Telekom geeinigt und Gemeindeeinrichtungen auf dem Seeberggelände eingerichtet hätte.
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Cornelia Behm: Das neue Ortszentrum nutzt doch nur den Interessen des Investors und nicht denen der Bürger. Wir haben bis heute keine Garantie über die Inhalte der Bebauung. Gerade die Nachbarschaft zum Seeberg erfordert aber eine behutsame Entwicklung des Gebietes. Es sollte so gestaltet werden, dass sich die Bürger Kleinmachnows mit ihrem neuen Ortskern auch wirklich identifizieren können.
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Kommt die Stammbahn wieder nach Kleinmachnow?
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Wolfgang Blasig: Kleinmachnow braucht unbedingt eine Schienenanbindung. Deshalb setze ich mich seit Jahren für die Wiedererrichtung der Stammbahn ein. Doch die Bahn erklärt, dass aus betriebswirtschaftlicher Sicht dies unsinnig wäre. Ich hoffe aber, dass der politische Wille dafür vorhanden ist, wenigstens wieder die Regionalbahn fahren zu lassen. Dann hätten wir gern zwei Haltepunkte in Kleinmachnow. Aber auch mit der S-Bahn könnten wir gut leben.
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Thomas Barth: Ich weiß nicht, ob es wirklich sinnvoll ist, die Stammbahn auf ihrer alten Trasse wiederzubeleben. Neben der zweifellos gegebenen Lärmbelästigung der Trassenanwohner ist die Schienenführung ein zu diskutierendes Problem. Der Anschluß Kleinmachnows an ein Schienennahverkehrsnetz macht doch nur Sinn, wenn auch Bürger aus entfernteren Wohngebieten, etwa über einen City-Bus, die Haltepunkte erreichen können. Doch schlussendlich ist für mich die wirtschaftliche Tragfähigkeit des Projektes ausschlaggebend.
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Cornelia Behm: Ich bin unumwundene Befürworterin der Stammbahn. Ich selbst wohne an der Trasse und würde mit dem zusätzlichen Lärm belästigt. Doch in der heutigen Zeit gibt es bekanntlich intelligente Lärmschutzmaßnahmen ohne gleich wieder eine Mauer hier zu errichten. Die Anbindung Kleinmachnows an ein Personennahverkehrsnetz nach Berlin und Potsdam ist aber ungemein wichtig um den Verkehr im Ort zu beruhigen.
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Wie geht es mit dem Problem Seeberg weiter?
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Wolfgang Blasig: Die Gemeinde will hier einen reinen Schulstandort haben. Die Telekom dagegen will eine Wohnbebauung durchsetzen. Das würde wieder mehr Verkehr und infrastrukturelle Probleme mit sich bringen. Die Fronten sind hier verhärtet. Aber aus meiner Sicht ist jetzt die Telekom am Zuge.
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Thomas Barth: Nach dem Grundgesetz wird das Eigentum gewährleistet, gleichzeitig der Gebrauch zum Wohle der Allgemeinheit gefordert. Meinen Prinzipien zu Folge kann ein Konsens über die Nutzung des Seeberges nur erzielt werden, wenn beide Parteien aufeinander zugehen. Der Wunsch der Gemeinde nach einem Schulzentrum ist sinnvoll, aber wie bereits gesagt, hätte die Gemeinde der Telekom ja auch andere Vorschläge unterbreiten können.
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Cornelia Behm: Die Telekom will ja nun dort eine Wohnbebauung auf dem Seeberg. Das wird es mit mir nicht geben. Dazu müßte übrigens erst der Flächennutzungsplan geändert werden. Die historischen Gebäude auf dem Seeberg sollen aus meiner Sicht zu einem Bildungs- und Wissenschaftsstandort im Grünen entwickelt werden. Wenn die Gemeinde mit der Telekom entsprechend verhandelt hätte, könnten wir uns vielleicht die 22 Millionen für das neue Rathaus sparen.
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Was passiert mit der Schleusenbrückein Kleinmachnow?
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Wolfgang Blasig: Auch so eine ewige Geschichte: Die Schleusenbrücke gehört zum Projekt Deutsche Einheit Nr. 17, einem Wasserstraßenprojekt. Es geht hier um den Ausbau des Teltowkanales. Nur in diesem Zusammenhang ist mit dem Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt zu reden. Ich hoffe, dass Ende 2001 der Planfeststellungsbeschluß dazu vorliegt und wir 2003 endlich unsere Brücke haben.
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Thomas Barth: Ich plädiere für einen maßvollen Umbau der Schleusenanlage, bei Trennung der Brücke von der eigentlichen Schleuse. Nur so kann die notwendige Straßenanbindung unabhängig von den wasserbautechnischen Maßnahmen zügig realisiert werden.
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Cornelia Behm: Der Ausbau im Rahmen des Projekts Deutsche Einheit Nr. 17 ist so überflüssig wie ein Kropf! Das eine große Schiff, dass nach den Prognosen pro Woche da durch fahren soll, rechtfertigt den Ausbau auf gar keinen Fall. Die Brücke muß schnellstmöglich wieder errichtet werden, doch das Wasserstraßenamt will das Projekt nicht vom Ausbau des Teltowkanales abtrennen. Hier muß von seiten der Gemeinde viel mehr Druck gemacht werde
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