Bei Kleinmachnows Kultur-Manager hinter die Kulissen geblickt

„Kultur-Strippenzieher“ träumt von Heringen und Kartoffeln

Mit dem neuen Rathausmarkt bekommt die Kultur in Kleinmachnow zusätzlichen Platz. Die Open Air Konzerte im Sommer 2004 waren ein voller Erfolg. Wenn das Rathaus mit dem Bürgersaal 2005 bezogen wird, gibt es weiteren Raum für Veranstaltungen. Denn der Sitzungssaal der Gemeindevertreter ist multifunktionell angelegt. Er soll zusätzlich für Konzerte, Lesungen und Ausstellungen genutzt werden können.
Kleinmachnow geht auch hier neue Wege. Nach dem Motto 'Bürger engagieren sich für Bürger‘ soll ein Arbeitskreis um Christian Grützmann als parteilosem Abgeordneten in der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen für Leben im Rathaus sorgen. Das wünscht sich jedenfalls Bürgermeister Wolfgang Blasig.
Wer ist eigentlich dieser „Strippenzieher für Kleinmachnows Kultur“? Wir treffen den rührigen 64-jährigen Nachwuchs-Politiker in seinem Haus in der Sommerfeld-Siedlung. Ein großer Flügel zeugt davon, dass hier Kultur angesagt ist. „Ich bin kein Musiker, spiele nur ein wenig Geige“, gibt sich Grützmann bescheiden. Die Visitenkarte weist den Kämpfer für Kulturvielfalt in Kleinmachnow als nüchternen Wissenschaftler aus. „Meine Lehrer schlugen mir wegen der guten Noten in naturwissenschaftlichen Fächern vor, in dieser Richtung weiterzumachen“, begründet er, warum er seine musische Ader zurückstellte und Physiker wurde.
So verschlug es den Rüganer aus Samtens nach Kleinmachnow. Im benachbarten Teltow war Christian Grützmann als Fachmann für Flüssigkeitszähler im Bereich Forschung und Entwicklung tätig. Allerdings, die Liebe verband ihn schon in der Leipziger Studentenzeit mit der Musik: „Ich verliebte mich in eine schwarzhaarige Klavierstudentin, die schließlich meine Frau wurde.“ Wessen Begabung beim Nachwuchs zum Tragen kam, ist also schwer zu sagen. Jedenfalls ist Tochter Susanne Grützmann vielfach ausgezeichnete Klavier-Virtuosin und übt mittlerweile eine Professur in Köln aus. Ein Höhepunkt ihrer Laufbahn war im Wendejahr 1989 der erste Preis beim renommierten ARD-Wettbewerb München. Sohn Robert Grützmann spielt wie der Vater bestenfalls zuhause erste Geige. Im Hauptberuf ist er als anerkannter Mediziner an der Uni-Klinik Dresden beschäftigt und wurde in Japan gerade für bahnbrechende Arbeiten über Bauchspeicheldrüsenkrebs ausgezeichnet.
Mit Künstlern auf Du und Du ist Christian Grützmann schon lange. Schlagzeilen machte er durch den Förderverein, der sich für den Erhalt der Kammerspiele als kommunales Kulturhaus engagierte. Nun räumte er den Chefsessel „seines“ Vereins um sich für Kultur im ganzen Ort zu engagieren.
Im Sommer 2004 hat er seine Vielfalt unter Beweis gestellt: Er unterstützte die Werbegemeinschaft Rathausmarkt bei den fünf erfolgreichen Open-Air-Veranstaltungen. Die Palette ging von Klassik bis zu Jazz, Blues und Kubanischen Rhythmen, gewürzt mit Tanz- und Theaterszenen.
Bedroht der Rathaussaal nun die Kammerspiele als Kulturzentrum? „Kleinmachnow hat viele Künstler und eine kulturinteressierte Bewohnerschaft. Jeder Raum hat seine spezifische Atmosphäre und Akustik. Wir brauchen alle Veranstaltungsräume. Selbst wenn die Schulen auf dem Seeberg ihre neuen Säle bauen, werden wir keine Überkapazitäten haben! Wenn die Kultur bezahlbar ist, gibt es Publikum!“ Man darf dem agilen Kultur-Strippenzieher mit seinen ungewöhnlichen Ideen zutrauen, dass er überall für Leben sorgt. So ist Kleinmachnows Jung-Kulturpolitiker auf eigenen Wunsch Mitglied im Bauausschuss statt im Kulturausschuss: „Ich achte darauf, dass das Geld für die Kultur nicht an anderer Stelle ausgegeben wird,“ lautet die schlitzohrige Begründung. So ist er gegen den Ausbau der Siedlungsstraßen in seiner Sommerfeld-Siedlung und kämpft wie ein Löwe dafür, dass kein Auto auf den breiten Gehsteigen abgestellt wird. Dabei scheinen ihm aber weniger Begeisterte zu folgen als in Sachen Kultur!
Privat ist Kunstfan Christian Grützmann „leidenschaftlicher Bauer“, der sich mit eigenem Gemüse, Kartoffeln und Erdbeeren versorgt. „Schließlich hatten meine Eltern auf Rügen eine Landwirtschaft.“ Als „Fischkopp“ liebt er frischen Hering und ist sehr traurig, dass es in Kleinmachnow kein Fischgeschäft gibt. Nun hat er nach dem Freiwerden eines Ladenraums im Rathausmarkt den Fischhändler aus dem Nachbarort angesprochen, auch hier seinen fangfrischen Fisch von Usedom anzubieten. Mit einem Klavierhändler ist er ebenfalls im Gespräch, „ein Musikaliengeschäft fehlt bei uns“. Man sieht, wie nahe Kultur und Wirtschaftsförderung zusammen liegen.

Infos Tel. 033203/22045

Christian Grützmann zieht die Strippen für Kultur in Kleinmachnow.

Kultur-Fan Christian Grützmann ist Selbstversorger.

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