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Schon bald soll man wieder durchs alte Kleinmachnow spazieren können. Das historische Gutshaus lädt bereits ein. Ebenso die dazugehörigen Gebäude, Stallungen, natürlich die alte Hakeburg, die Bäkemühle... Nur wer dem Schiffsverkehr auf dem Teltow-Kanal zusehen will, der wird enttäuscht sein. Denn die Wasserstraße gibt es schlichtweg nicht.
Der Grund: Wir befinden uns im Jahre 1900. Der Teltow-Kanal wurde später gebaut. Am Ort gabe es lediglich
den Machnower See, der sich heute als unscheinbare Ausbuchtung vor der Schleuse zeigt. Das Rad der Zeit zurückgedreht hat Helfried Winzer. Der 77-jährige hat es sich zur Aufgabe gemacht, den alten Ortskern von Kleinmachnow wiederauferstehen zu lassen. Die meisten können sich doch gar nicht mehr vorstellen, wie das früher war! Er selber schließt sich da nicht aus. Schließlich stammt Winzer aus Weißig in der Nähe der Dresdner Randgemeinde Freital und kam erst 1954 nach Kleinmachnow. Der historische Dorfkern war zu diesem Zeitpunkt längst weggefegt: Dafür hatte ein Fliegerangriff der Alliierten 1943 gesorgt.
Seit vier Jahren ist Winzer nun dabei, das alte Kleinmachnow im Maßstab 1:100 auferstehen zu lassen. Dazu bedurfte es bei dem detailversessenen langjährigen Defa-Mitarbeiter intensiver Vorarbeiten: Teilweise habe ich alte Grundrisse vermessen. Ich habe nach damaligen Planvorlagen geforscht, historische Ansichten und Fotos in meine Arbeit mit einbezogen. So entstanden erst Pläne und Detailansichten, bevor sich der gelernte Tischler und studierte Filmarchitekt und Grafiker ans Werk machte. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Man glaubt, wirklich ins Leben um die Jahrhundertwende einzutauchen. Die Gebäude wirken wie echt, präsentieren sich sonnendurchflutet, ausgearbeitet bis ins Detail. Dafür hat Helfried Winzer sein spezielles Rezept: Die Gebäude aus Ekazell erhielten eine Außenhaut aus Birnbaum-Furnier, das so weiterbearbeitet wurde, dass jeder Backstein, jedes Fenster, für sich wirken. Nächstes Jahr soll das Modell fertig sein und, so hofft Helfried Winzer nach einem Gespräch mit Bürgermeister Wolfgang Blasig, seinen endgültigen Platz im Eingangsbereich des neuen Ortszentrums in der Förster Funke Allee finden.
Bis Kleinmachnows Jugendjahre für alle Bürger anfassbar werden, kehrt der rührige Modellbauer erst mal an die Schauplätze seiner eigenen Jugend zurück: Die ostsächsische Stadt Bautzen hat ihn dazu eingeladen, im Rahmen einer Ausstellung im Rathaus seine Stadtansichten zu präsentieren, die er 1953 bei seiner Diplom-Arbeit angefertigt hatte. Er hatte die Idee, einen bebilderten Stadtrundgang zu erstellen ein durchaus moderner Einfall!
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