Frauen-Power in Männerhand

Tagespapi will durchstarten

Ab sofort gibt es in Kleinmachnow keine „Tagesmütter“ mehr. Jetzt ist nämlich ein „Tagespapi“ dazugekommen. Doch mit diesem Begriff wollte sich in der Gemeinde niemand so recht anfreunden. Also hat man sich nun dafür entschieden, „Tageseltern“ für die Kinderbetreuung anzubieten.
Ursache für die Sprachakrobatik ist Kersten Hettler. Wir treffen ihn im Obergeschoss des elterlichen Hauses in der Leite 78. Dort soll ab 15. November 2002 die erste Tagesbetreuung in Männerregie eingerichtet werden. Momentan ist der gelernte Zimmermann und Schreiner noch kräftig am hämmern und sägen. Schließlich sollen es die Kleinen bei ihm besonders gut haben. Auf die Idee gekommen ist Hettler, nachdem er erst seinen Arbeitsplatz verloren hatte und dann Nachwuchs bekam. Der kleine Léon kam am 1. April 2002 zur Welt. Als süßer „Aprilscherz“ machte er der 25-jährigen Mami Katrin Hettler und dem stolzen Vater viel Freude. „Das ist eine so tolle Sache, mit einem Kind aufzuwachsen, dass ich mir keine andere Beschäftigung mehr vorstellen kann,“ fand Kersten Hettler für sich heraus. Eine Bekannte von Ehefrau Katrin ist Tagesmutter. „Die gab mir dann den endgültigen Anstoß. Allerdings muss das schon lange tief in mir geschlummert haben. Als Kind hatte ich den Berufswunsch Schäfer. Und nun will ich eben Kinder hüten!“ Marion-Irene Bischof-Höne, die im Gemeindeamt Kleinmachnow für die Tagesmütter zuständig ist, freute sich, zu den bisher etwa 17 Tagesmüttern nun einen männlichen Betreuer mit ins Angebot nehmen zu können. Doch erst mal galt es für Hettler, die Schulbank zu drücken: „Ich bekam eine lange Liste mit Anforderungen und Kursen, die ich zu absolvieren habe. Das habe ich nun abgearbeitet.“ Kersten Hettlers Wunschvorstellung ist es, drei Kinder im Alter von eineinhalb bis zwei Jahren zu betreuen. „Ich habe schon einen Bollerwagen besorgt, mit dem wir dann viele Ausflüge machen können“, schwebt ihm vor. Damit würden dann genügend Einnahmen fließen, damit der Tagespapi davon sich und seine Familie ernähren kann.
Sein eigener Nachwuchs wird nur manchmal als Gast mit dabei sein: Schließlich ist Ehefrau Katrin im Mutterschaftsjahr und will ihren Sohn „genießen“, bevor sie im örtlichen Optikergeschäft ihre Berufstätigkeit wieder aufnimmt. Dafür verspricht sie, fürs leibliche Wohl der Kindergruppe zu sorgen. Ob das immer den Geschmack der Kinder trifft? Denn die Hettlers stehen auf fleischlose Vollwerternährung. Da müssen die Mamis wohl öfters leckere Bouletten und delikate Würstchen in der Brotbüchse ihrer Kleinen packen!

Kersten Hettler ist der einzige „Tagespapi“ in der Region. Kinderbetreuung macht ihm mehr Spaß, als Schreiner zu sein.

Mama Katrin will ihren kleinen Léon nicht in die Kindergruppe ihres Mannes geben. Schließlich ist sie ja im Mutterschaftsjahr!

Es handelt sich hier um einen Archiv-Eintrag.
Die Informationen, Daten und Bilder sind möglicherweise veraltet und nicht mehr aktuell.


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