Brücken in die Welt

Italienisches Temperament

Was verbindet Kleinmachnow mit Italien? Das Theater! Und eine charmante Kleinmachnowerin, die als Brücke zum Gardasee das Urlaubsgebiet mit der aufstrebenden Gemeinde zwischen Berlin und Potsdam zusammenbringt. Das Jahr 2007 wird in Kleinmachnow im Zeichen von Leonardo da Vinci stehen. Dazu bereiten sich Schüler der Steinweg-Grundschule und aus der Gardasee-Gemeinde Lazise parallel mit einem Theaterstück vor.

Theater in Italien
„Im Fokus wird besonders das künstlerische Schaffen des Mona-Lisa-Malers stehen“, berichtet Fiorenza Renn. Im Juni 2007 kommen die Besucher aus Lazise nach Kleinmachnow – und mit ihnen viel Prominenz. So hat Antonio Natali, Direktor des weltberühmten Museums Uffizien in Florenz ebenso zugesagt wie der Autor und da Vinci Forscher Carlo Veccé. „Die Kinder aus Italien werden zusammen mit der Gruppe aus Kleinmachnow das Stück im Bürgersaal vorführen. Gleich mit Ferienbeginn geht es dann im Juli für unsere Kinder und deren Eltern für zehn Tage an den Gardasee. Dort werden die beiden Gruppen im Amphitheater auftreten“, beschreibt Fiorenza Renn ihr ungewöhnliches Vorhaben. An der Durchführung gibt es keinen Zweifel: „Die Tickets sind schon gebucht“, schmunzelt die charmante Kleinmachnowerin.

Von Harvard nach Kleinmachnow
Mit Fiorenza Renn hat Kleinmachnow ein ungewöhnlich vielseitiges Talent für sich gewinnen können. Die Italienerin sorgte schon als Philosophie-Studentin in Padua für Furore, als sie auf Anhieb ein besonders begehrtes Stipendium gewann. „Ich durfte mir unter 39 Universitäten weltweit eine heraussuchen, um dort zu promovieren.“ Die Wahl fiel auf Boston mit der renommierten Universität.
Dort arbeitete gerade der deutsche Wissenschafts-Forscher Professor Jürgen Renn an der Sichtung und Herausgabe der „Einstein-Papers“, also dem Nachlass des Wissenschaftlers Albert Einstein. Es dauerte nicht lange, und es funkte zwischen dem deutschen Professor und der italienischen Doktorantin. „Eigentlich wollte wir in den USA bleiben. Wir hatten ein Eigenheim gekauft – doch dann rief die Max Planck Gesellschaft an und wollte meinen Mann als Direktor für das neue Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin.“ Über die Stationen Jerusalem und Zürich landete das Paar auf Empfehlung der Max Planck Gesellschaft in
– Kleinmachnow!

Englisch mit Theater
Bei der Einschulung ihres mittlerweile 14 alten Sohns Leonardo stieß Fiorenza Renn auf, dass in der Grundschule zu Beginn keine Fremdsprachen auf dem Stundenplan stehen. Sie bot sich der Steinweg-Schule für einen entsprechenden Zusatzkurs an. „Um das Lernen lebendiger zu machen, überlegte ich mir, dass die Kleinen Theater spielen sollten.“ Ein aus den USA mitgebrachtes Märchenbuch war die Grundlage.

Jedes Jahr ein neues Stück
Mittlerweile unterrichtet Fiorenza Renn Englisch und Kunst an ihrer Schule. Seit dem Anfang mit „Snowhite“ im Jahre 2000 gibt es jedes Jahr ein neues Stück mit Steigerungseffekt. „Alice in Wonderland“ 2001 bestach durch die perfektioniertere Ausstattung. Die beiden „Pinocchio“-Teile 2002 und 2003 bezogen Italienisch und sogar Russisch mit ein. Im Einstein-Jahr war die Truppe in der Urania gefragt. Gaststar damals war Professor Bernhard Schutz, der Direktor des Max Planck Instituts für Gravitationsphysik in Golm bei Potsdam, der ebenfalls in Kleinmachnow wohnt. Natürlich war der 100. Geburtstag des Teltowkanals ein wichtiges Ereignis im Theaterleben. Fiorenza Renn schrieb ihren Arbeitskreis-Teilnehmern ein Stück auf den Leib, in dem der schwierige Bau des Kanals aus Sicht der Bauarbeiter im Mittelpunkt stand.

Bürgermeister als Fremdarbeiter
Die beiden russischen „Fremdarbeiter“ Wolfgang Blasig und Thomas Schmidt, im Hauptberuf Bürgermeister der Kanal-Orte Kleinmachnow und Teltow, hatten ganz schön zu tun, im Chaos des Baus einen Arzt für den verunfallten Kollegen zu finden. In diese Rolle war Kleinmachnows Gemeindevertreter Christian Grützmann geschlüpft. In nur sechs Jahren hat es Multi-Talent Fiorenza Renn geschafft, vom Sprachlern-Theater zum selbst geschriebenen Kindertheater zu kommen, das nun Kleinmachnow mit Italien verbindet. Da ist es nur konsequent, dass der Kreis der Theaterfreunde erheblich erweitert wird. Der neue Verein „Kinder-Theater an der Steinweg-Schule“ unter Leitung von Cornelia Walter ist für jeden offen. „Wir bieten Theaterfahrten, Kurse und Backstage-Gespräche mit bekannten Stars an“, macht Fiorenza Renn neugierig. Den Anfang machte ein Besuch im Berliner Ensemble. Dort trat gerade Ferruccio Soleri auf. Italiens Ausnahmeschauspieler, der seit über 40 Jahre „nur“ die Rolle des Harlekins spielt, nahm sich Zeit für eine „Privataudienz“ für die Kleinmachnower.

Bühne fürs Leben
Was treibt die umtriebige Kleinmachnowerin zu so zeitaufreibender Freizeitbeschäftigung? Schließlich ist es schon mit Profis ein Kraftakt, jedes Jahr ein neues Stück auf die Bühne zu bringen. Und dann erst mit Laien, noch dazuhin, wo Text, Musik, Kulisse und Dramaturgie jedes Mal „neu erfunden“ werden? „Theater ist die Möglichkeit, sich zu entwickeln und zu bewegen, in einer Welt, in der wir sonst oft keine Möglichkeit haben uns auszudrücken. Es ist für mich immer ein Geschenk, wenn ich beispielsweise sehe, wie ein erst sehr schüchternes Kind immer mehr an Selbstbewusstsein gewinnt und auf der Bühne förmlich aufblüht. Bei Erwachsenen ist diese Entwicklung ebenfalls möglich.“

Infos: Tel. 01 70/9 33 56 11

In dieser Kiste stecken sechs Jahre Bühnenerfolg!

Natascha Schaefer, Cornelia Walter, Fiorenza Renn und Tina Laabs wollen mit dem neuen Theaterverein alle Interessierte einbeziehen.

Professor Bernhard Schutz (l.) hat auch beruflich mit Einstein zu tun – als Direktor des Instituts für Gravitationsphysik in Golm.

Kostüme aus dem Museum Teltow und „Stars“ wie Christian Grützmann sorgten für den Erfolg des Teltowkanal-Stücks.

Bürgermeister Wolfgang Blasig hatte es nicht leicht – als „russischer Fremdarbeiter“ im Einsatz für den Teltowkanal.

Im Berliner Ensemble konnten die Kleinmachnower dem weltberühmten Arlecchino Ferruccio Soleri die Hand schütteln.

Es handelt sich hier um einen Archiv-Eintrag.
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