Stand Dezember 2009
Brisanter Stoff von der Wende
Die Öffnung der Berliner Mauer war im Jubiläumsjahr 2009 in vieler Munde. Die wenigsten wissen aber, dass wichtige Teile der Bürgerrechtsbewegung Wurzeln in der Region Königs Wusterhausen haben.
Einer der es ganz genau wissen muss, ist der Zeuthener Dokumentar-Filmer Joachim Stoff. Er arbeitete im „Studio H & S“ von Walter Heynowski und Gerhard Scheumann. Es war eines der renommiertesten Film-Studios der DDR. Ihre Berichte waren regelmäßig im DDR-Fernsehen zu sehen. Stoff durfte reisen, auch in den Westen. Er war überzeugter Genosse, doch als die Polizei 1983 bei der Dokumentarfilmwoche in Leipzig Jugendliche zusammenprügelte, die mit Kerzen in der Hand vor dem Kino für den Frieden demonstrierten, wollte er nicht länger schweigen. „Ich hatte mehrmals Parteiverfahren am Hals“, erinnert er sich zurück. Stoff war fasziniert von Michail Gorbatschow und seiner Öffnungspolitik. Obwohl SED-Mitglied, entdeckte er in der Bürgerrechtlerin Bärbel Bohley eine Gleichgesinnte. Schließlich wurde sein Garten in Zeuthen Gründungsort fürs Neue Forum. Zu den Aktivisten gehörte auch der Chirurg Dr. Frank Rauhut vom Kreiskrankenhaus Königs Wusterhausen. Durch Joachim Stoff erlebte Königs Wusterhausen am 1. November 1989 die erste „freie“ Demonstration. 20 Jahre danach stellte er in Königs Wusterhausen eine eindrucksvolle Ausstellung auf dem Funkerberg vor, in der 32 Zeitzeugen ganz persönlich in diese Zeit des Umbruchs zurückblicken.
Der eigene Rückblick fällt Joachim Stoff, der heute 79 Jahre alt ist, nicht ganz leicht: „Wir wollten Demokratie und eine bessere DDR. Ich kann mich noch gut an den Auftritt von Steffen Reiche erinnern. Der sagte uns sinngemäß,  ‚Leute, jetzt machen wir als SDP weiter, wir können das als Partei besser‘. Da wusste ich, die Bürgerrechtsbewegung hat verloren, die Chance war verpasst.“
Viele der heute aktiven Politiker kennt Joachim Stoff aus dieser Zeit: „Lothar Bisky hat sich damals in der Hochschule für Film vor seinen Studenten als Rektor zur Wahl gestellt und wurde mit großer Mehrheit bestätigt. Matthias Platzeck ist ein Glücksfall für Brandenburg, er ist ehrlich und geradlinig.“
Die Ausstellung auf dem Funkerberg war übrigens „ein Geschenk“ von Tochter Hanna Stoff an ihren Vater. „Sie hat in Wismar Kommunikationsdesign studiert und gerade ihr Examen gemacht.“ Die Darstellung war so erfolgreich, dass nun daran gedacht ist, sie weiter zu zeigen. Über den Ort wird noch nachgedacht.
Infos:
Tel. 03 37 62/9 26 55
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