Wie schön muss ein Ort doch sein, in 
dem sich Stadtgründer niederlassen! 
Zernsdorf kam diese ungewöhnliche 
Ehre zu.  
            
        
            Hier lebte mit Curt von François ein Mann, 
der in Südwestafrika gleich zwei Städte 
gegründet hatte. Dies waren Windhoek, die 
Hauptstadt von Namibia, und die weniger 
bekannte Hafenstadt Swakopmund, die für 
ihr angenehmes Klima geschätzt wird. Curt 
von François sollte als Reichskommissar 
Ende des 19. Jahrhunderts auf dem heißen 
Kontinent die Fahne für Kaiser Wilhelm II. 
hochhalten. 
            
        
Nach Zernsdorf ins Grüne
            Während man heute oftmals aus einem 
einzigen Bau ein Jahrhundert-Werk macht, 
schaffte es François in nur vier Jahren, 
Städte, die Jahrhunderte überdauern, aus 
dem Boden zu stampfen. Zurück in 
Deutschland heiratete er 1897 als 45-
Jähriger die 28-jährige Margarethe Meyer 
zu Bohmte. Als sich Kindersegen 
ankündigte, zogen sie nach Zernsdorf.  
            
        
Gerüchte und ihre Wirkung
            „Offenbar war ihnen das hektische Leben 
im damals noch eigenständigen 
Charlottenburg zu turbulent geworden“, 
vermutet Margit Mach. Sie hat die 
ungewöhnliche Lebens-geschichte auf ein 
Gerücht hin recherchiert: Brunnenbau-
meister Harald Wilde hatte irgendwo im 
Hinterkopf, dass im Ort ein Städtegründer 
gelebt hat. Wilde dachte an Johannesburg, 
aber soweit entfernt sind die beiden Orte ja 
nicht. „In jedem Gerücht kann ein 
Körnchen Wahrheit stecken. Andererseits 
muss nicht immer stimmen, was als 
Tatsache angenommen wird“, nennt die 
junge 67-Jährige die Lebensweisheit, die 
sie aus ihrer Tätigkeit als offizielle 
„Ortschronistin“ gewonnen hat. Mit 
„Körnchen“ dürfte sie sich auskennen, ist 
sie doch Bauingenieurin und war zuletzt 
bei der Bahn tätig. 
            
        
Fitness zum Nulltarif
            Dass Margit Mach so fit und jugendlich ist, 
verdankt sie sicher mit ihrer Wohnung. 
Dort ist Training kostenlos integriert. Ihr 
Wohnblock am Ende von Zernsdorf mit 
schönem Waldblick lädt bei jedem 
Besorgungsgang dazu ein, vier Stockwerke 
per Treppe zu erklimmen! Die Geschichte 
ihres eigenen Hauses, darüber schreibt die 
Zernsdorferin ebenso wie über länger 
zurückliegende Ereignisse. „Was heute 
Gegenwart ist, stellt morgen die Ver-
gangenheit dar. Meine Nachfolger sind 
froh, wenn sie dann viele Details nachlesen 
können. So einfach hatte ich es als 
Ortschronistin niemals!“
 
            
        
15 Jahre im Einsatz
            Margit Mach nahm ihre Arbeit 1999 auf 
und kann nun auf runde 15 Jahre zurück 
blicken. „Leider gab es in Zernsdorf kaum 
Informationen über die lange Zeit seit der 
Ortsgründung.“ Klar ist nur die erste 
schriftliche Erwähnung im Landbuch von 
Kaiser Karl IV., wo „Czernestorf“ 1375 
mit aufgezählt wurde. 
            
        
            Friedfertiger Major  
 
            
        
            Jedenfalls hat sich der Ort zu einem Juwel 
im Dahmeland entwickelt und viele 
herausragende Persönlichkeiten 
angezogen. So war Städtegründer Curt von 
François, der hier bis zu seinem Tod 1931 
wohnte, als einziger vom belgischen König 
Leopold II. mit dem Orden „Kreuz des 
Südens“ ausgezeichnet worden. Er war 
einerseits Major und ausgezeichneter 
Teilnehmer am 1870er Krieg gegen 
Frankreich. Dennoch machte er bei seinen 
Afrika-Missionen Schlagzeilen, weil er im 
Umgang mit den Einheimischen auf 
Diplomatie und Freundschaftsverträge statt 
auf Waffen setzte. Das Buch „Ohne Schuss 
durch dick und dünn“ aus der Feder seines 
Neffen Dr. Götz von François zeichnet 
nach, wie man auf friedliche Weise 
Konflikte löst. Da sollten Politiker von 
heute mal etwas reinlesen! 
            
        
Diplomatie oder Andienen?
            Dass die Grenzen zwischen Diplomatie 
und Andienen fließend sein können, zeigt 
das Leben eines anderen Zernsdorfers. Der 
1887 in Berlin geborene Maler Otto 
Marquardsen orientierte sich erst an den 
Expressionisten sowie an den sozial-
kritischen Milieustudien von Heinrich 
Zille. Er protestierte in der „Juryfreien 
Ausstellung“ gegen den etablierten 
Kunstbetrieb. 1931 zog er nach Zernsdorf. 
Doch da hatte er sich bereits den Nazis 
zugewandt und malte unpolitische 
Landschaften. Dennoch deportierten ihn 
die Sowjets ins berüchtigte Straflager 
Ketschendorf bei Fürstenwalde, wo er ein 
Jahr nach Kriegsende verstarb. 
            
        
Wege, die sich trennen
            „Marquardsen hatte ähnliche Anfänge wie 
ein anderer Maler, der in Zernsdorf lebte. 
Wie Erwin Hahs lernte er als Dekorations-
maler, was man mit Farbe alles machen 
kann. Beide studierten an der gleichen 
Kunstgewerbeschule, doch dann gingen die 
Schicksale auseinander,“ so Margit Mach. 
Hahs passte sich den Nazis nicht an, verlor 
seine Lehrtätigkeit auf Burg 
Giebichenstein, hatte nach dem Krieg kurz 
eine Verschnauf-pause, bevor er in der 
DDR ebenfalls drangsaliert wurde. Margit 
Mach hat dessen Leben ebenso wie das 
seiner ebenfalls malenden Ehefrau Iris 
Hahs-Hoffstetter erforscht und arbeitet eng 
mit der Enkelin des Malers zusammen, um 
das Erbe in Königs Wusterhausen zu 
verankern.  
            
        
Historie aus Familienhand
            Bei ihr bilden Vergangenheit und 
Gegenwart eine untrennbare Einheit. Das 
zeigt ihre wohlgeordnete Internetseite 
„www.Zernsdorf.de“. „Die technische 
Konzeption hat mein Sohn Gerrit Kriewald 
gemacht“, erläutert sie. „Praktischerweise 
wohnt er eine Etage tiefer!“ Selbst
verständlich bleibt Ehemann Reinhard 
Mach ebenfalls vor Mitarbeit zum Wohle 
von Zernsdorf nicht verschont: Er wirkte 
als Grafiker im DDR-Monopolbetrieb 
„VEB Schallplatten“ für die „Verpackung“ 
der aktuellen DDR-Hits! Dieses Wissen 
brachte er für den 18-Monats-Kalender 
zum 630-Jahres-Jubiläum 2005 und an 
vielen anderen Stellen ein. Margit Mach 
layoutete „Das Blatt“ als Monatszeitung 
des Heimatvereins. 
            
        
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                 Zwei Städte in vier Jahren!  | 
Stand Dezember 2014
    
    
    
            Margit Mach ist seit 15 Jahren Ortschronistin 
von Zernsdorf. Sie hat viele Geschichten aus 
der Geschichte dieser „Perle des Dahmelands“ 
zusammengetragen. 
            
        
            Iris Hahs-Hoffstetter wirkte lange Zeit als 
Künstlerin im Ort. 
            
        
            Hans Curt von Einsiedel ermöglichte das 
Bürgerhaus. 
            
        
            Curt von François gründete zwei Städte und 
lebte in Zernsdorf. 
            
        
Zernsdorfer Eroica
            Übrigens wirkte neben Curt von François 
noch eine andere Familie weit in die Welt 
hinaus. Kurt von Einsiedel machte den 
kleinen Ort mit Schöpfungen wie 
„Zernsdorfer Eroica“ in vielen Ländern zum 
Begriff: Dabei ging es weder um Erotik 
noch um eine Neuauflage von der 
berühmten Symphonie von Ludwig van 
Beethoven, sondern um wundervolle 
Dahlien, die von Zernsdorf aus ihren 
Siegeszug nach Übersee antraten. Sein 
Vater Hans Curt von Einsiedel war 
Abteilungsleiter der Deutschen Bank und 
vermachte Wohnhaus und Grundstück  der 
Gemeinde zur Nutzung „ausschließlich für 
gemeinnützige Zwecke“. Um dies nach der 
Wende zu gewährleisten, wurde der Verein 
ins Leben gerufen, dem Zernsdorf verdankt, 
dass das Bürgerhaus mit vielen kulturellen 
Veranstaltungen sowie als Ort für Vereine 
und Treffen ein Herz von Zernsdorf bildet, 
um das es von vielen beneidet wird. Die 
Details der teilweise abenteuerlichen 
Geschichte sind natürlich auf der 
Internetseite von Margit Mach zu lesen. 
Dort werden die Geschichten aus der 
Geschichte kurzweilig und informativ fast 
jeden Tag weitergeschrieben werden. 
„Historie hat keinen Anfang und kein 
Ende“, so ein weiteres Credo der 
ungewöhnlichen Ortschronistin, die ihre 
Erkenntnisse nicht blumig-verschnörkelt, 
sondern klar für jeden nachvollziehbar 
präsentiert. 
            
        
            Infos: 
www.zernsdorf.de
Tel. 0 33 75/29 29 11