Wo heute Stein auf Stein gesetzt wird, 
damit das neue Königs Wusterhausen 
sichtbar in den Himmel wachsen kann, 
wurde früher Stein um Stein hergestellt!  
            
        
            „Bereits 1421 gab es am Alten Weinberg, 
wie der Funkerberg ursprünglich hieß, die 
erste Ziegelei der Region“, hat Heinz 
Flieger herausgefunden.  Der gebürtige 
Töpchiner hat sich ein Vierteljahrhundert 
damit beschäftigt, wo der Grundstein für 
Gebäude und Häuser herkam.  
            
        
Technik aus der Römerzeit
            Ursprünglich war Ziegelherstellung eine 
sehr aufwändige Arbeit. Die Technik im 
Altdeutschen Brennofen war aus der 
Römerzeit übernommen worden. Erst als 
1858 von Friedrich Hoffmann der 
Ringofen erfunden wurde, war die 
Massenproduktion möglich. Das war 
Voraussetzung für den Bauboom der 
Gründerzeit nach 1871. „1905 wurden in 
34 Ziegeleien im früheren Kreis Teltow 
204 Millionen Ziegel hergestellt. Vor 1900 
waren es noch mehr Standorte“, so der 59-
Jährige. 
            
        
            Faszinierende Schau 
 
            
        
            Mit dem Ringofen explodierte die 
Ziegelproduktion. Einen großen Anteil 
daran hatten die Produktionsstätten im süd
lichen Bereich der Hauptstadt, also im 
damaligen Kreis Teltow. Was sich in der 
Theorie eher öde anhört, wurde von Flieger 
zu einer faszinierenden Schau 
zusammengestellt. Da mahlen die 
Steinmühlen, drehen sich Maschinen und 
es ertönt dabei ein Höllenlärm, dass man 
das Gefühl hat, mitten in einer realen 
Fabrik zu stehen.  
            
        
Liebevolle Kleinarbeit
            Heinz Flieger, bekennender Tüftler, hat 
dieses maßstabsgetreue Modell in 
liebevoller Kleinarbeit in seiner 
Wohnblock-Wohnung in Altglienicke mit 
dem genauen Blick fürs Detail gebastelt. 
„Die Antriebe stammen vielfach aus 
defekten Bohrmaschinen“, gibt er einen 
Blick in seine Werkstatt. „Mein Vorteil ist, 
dass ich einen guten Sinn für mechanische 
Abläufe habe. Ich brauche nur hinsehen 
und erkenne, wie etwas funktioniert. Dann 
kann ich es nachbauen. Mit der heutigen 
Digitaltechnik, wo man nichts mehr an 
Mechanik sieht, habe ich meine Probleme. 
Schon das Programmieren der Fern
bedienung hat seine Tücken.“
 
            
        
Neue Ausstellung
            Die neuen Exponate sind im 
Dahmelandmuseum von Königs 
Wusterhausen zu sehen und haben dort zu 
Recht einen eigenen Raum bekommen. 
Neben der Modellziegelei überrascht eine 
Szenerie mit lebensgroßen Figuren, die 
Ziegel in Formen streichen und in den 
Ringofen packen. „Das war eine sehr 
schwere Arbeit. Ziegel streichen musste 
per Hand in Bückstellung gemacht werden. 
Das Beladen und Entladen des Ringofens 
war Arbeit in einer 60 Grad heißen 
Umgebung!“
 
            
        
Kleine Füße gefragt
            Die gesamte Arbeit war sehr beschwerlich. 
Kinder und Jugendliche waren im Einsatz 
um die Ziegel hochkant zum Abtrocknen 
zu stapeln. „Die hatten kleinere Füße. 
Deshalb konnte der Abstand der Gassen 
zwischen den Reihen minimiert werden“, 
weiß Heinz Flieger. „Frauen waren mehr 
für das Einstapeln der Ziegelrohlinge in die 
Trockenregale zuständig.“
 
            
        
Ausländer gefragt
            Allerdings ging es damals schon nicht ohne 
Arbeitskräfte aus dem Ausland: „Bei uns 
schufteten Wanderarbeiter aus vielen 
Ländern. So waren hier Russen, Polen, 
Ungarn, Italiener, Schweden, Rumänen 
und Saisonkräfte aus dem damals 
wirtschaftlich unterentwickelten 
süddeutschen Raum tätig.“ Für sie gab es 
spezielle Häuser, die „Ziegelkasernen“. Im 
Winter gingen die Arbeiter dann mit dem 
verdienten Geld zurück in ihre Heimat und 
kamen im Frühjahr wieder. Was heute in 
der Landwirtschaft, etwa bei der 
Gurkenernte üblich ist, hatte damals seine 
Vorläufer. 
            
        
            Mit Ehefrau „eingeflogen“
 
            
        
            Heinz Flieger ist, was Geschichte angeht, 
alles andere als ein Überflieger, sondern 
ein akribisch arbeitender Forscher. Er hat 
alle Ausgaben vom „Teltower Kreisblatt“ 
von 1854 bis 1944 nach Informationen 
abgesucht. Zudem forschte er über 
Jahrzehnte an den Stellen alter Ziegeleien. 
Da der Ex-Töpchiner, der seit 1980 in 
Berlin wohnt, erkannte, dass Königs 
Wusterhausen Ausgangspunkt für seinen 
Forschungsgegenstand war, trat er 2008 
zusammen mit Ehefrau Inge Flieger, die 
Lehrerin für Englisch und Russisch ist und 
lange als Übersetzerin tätig war, dem 
Heimatverein bei. Sie unterstützt ihn beim 
Vorhaben, die Erkenntnisse in Buchform 
zu „gießen“. Seine Ausstellung soll im 
Dahmelandmuseum einen festen Platz 
bekommen. Viel Aufmerksamkeit finden 
die Modelle der 34 historischen Ziegeleien: 
„Viele sehen dadurch, was früher an 
ihrem Wohnort los war“, so Heinz Flieger. 
Vielleicht lässt sich dadurch der eine oder 
andere zum weiteren Eintauchen in die 
Geschichte vor der Haustür ermuntern, 
ganz so wie Heinz Flieger? Der ehemalige 
Ausbilder für Maler und Tapezierer kam 
zum Interesse an den Betrieben, die den 
Aufschwung des frühen 20. Jahrhunderts 
überhaupt erst ermöglichten, weil Opa 
Flieger ehemaliger Arbeiter in einer der 
einst neun Ziegeleien von Fliegers 
Heimatort Töpchin war und ihm immer 
von seinen Abenteuern erzählte! 
            
        
            Infos: 
Tel. 0 30/6 73 36 66 
E-Mail: flieger.berlin@gmx.de 
        
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                 Harte Ziegel aus zarten Händen  | 
Stand Dezember 2014
    
    
    
            Heinz Flieger hat fürs Dahmelandmuseum eine 
Ziegelei geschaffen. 
            
        
            Der Ex-Töpchiner weiß genau, wie damals 
geschuftet werden musste, um Steine für Berlin 
zu brennen. 
            
        
            Jetzt kann man hautnah nachempfinden, wie 
schwer die Ziegelherstellung damals war. 
            
        
            Dieses Modell einer Ziegelei lässt erkennen, 
was die einzelnen Arbeitsschritte waren.