Mit dem Auto zu schnell, zu Fuß zu langsam. Was also tun? Zwei Jungs aus KW überlegten nicht lange und „sattelten“
kurzerhand aufs Fahrrad um. Das Besondere: Sie machten damit eine Weltreise, die alle fünf Kontinente einschloss.  
Dabei legten Daniel Steinit und Fabian Keilpflug rekordverdächtige 25 000 Kilometer zurück. Die beiden Jungs sind seit ihrer
Kindheit Freunde: „Wir gingen in KW auf die gleiche Grundschule, dann auf die selbe Gesamtschule und waren in unserer Freizeit oft
zusammen“, erzählen die beiden.        
Dicke Freunde
Der Schulweg war weitgehend identisch, allerdings waren sie in unterschiedlichen Klassen. Daniel Steinit, der später Physiotherapeut
wurde, ist nämlich ein Jahr älter als sein Freund. Irgendwann wollten die beiden eine Band gründen: Auf der Suche nach dem Namen
stießen sie, angeregt von der Oma, auf die Wildkartoffel „Topinambur“. In Abwandlung daran nannten sie sich „Tapinambur“. Mit der
Band wurde es nichts, stattdessen reifte die Idee zu einer langen Reise. „Wir hatten beide Sehnsucht nach der großen weiten Welt“,
blicken die beiden zurück.  
Seefahrt und Box-Profi
Daniel Steinit hat das Fernweh wohl in die Wiege gelegt bekommen: „Mein Vater Volker Steinit war lange Jahre auf einem
Handelsschiff zur See gefahren“, schmunzelt er. Freund Fabian Keilpflug erinnert sich gerne an die vielen Camping-Reisen mit den
Eltern: „Ein Hotel wäre uns viel zu teuer gekommen!“ Zudem hatte er bereits Auslandserfahrung: Im Zuge einer angehenden Karriere
als Profi-Boxer hatte er einen längeren Aufenthalt in England: „Dort wurde mir bei einem Kampf der Kiefer gebrochen. Ich machte aber
dennoch drei Runden weiter und gewann. Als ich im Krankenhaus lag und niemand mich besuchte, merkte ich, dass man im Ring nur
etwas wert ist, wenn man auftreten kann. Das war für mich die Entscheidung, aufzuhören.“  
Massage in Thailand
Zurück in Königs Wusterhausen studierte er in Wildau Wirtschaftsingenieur. Der Abschluss 2011 war  ein guter Termin, um etwas
neues zu machen. Das Abenteuer begann in Thailand. Daniel Steinit war vorausgeflogen, um dort eine Weiterbildung in seinem Beruf
als Physiotherapeut zu machen. „Ich konnte erst zwei Monate später im Juli nach meiner Bachelor-Prüfung dazukommen“, so Fabian
Keilpflug. „Wir erkannten schnell, dass die üblichen touristischen Führungen sehr teuer sind und entschlossen uns, fernab der
bekannten Routen das Land auf eigene Faust zu erkunden. Wir waren Rucksacktouristen und ließen uns als Anhalter durchs Land
bringen. Weil das beschwerlich ist, hätten wir gerne in unserer nächsten Station, in Malaysia, Fahrräder gekauft. Doch die waren dort
einfach nicht zu bekommen“, so Daniel Steinit. Also ging es den Weg steinig als Anhalter weiter.
Freude am Wein
Nächste Station war Australien. „Hier haben wir ein halbes Jahr in verschiedenen Tätigkeiten gearbeitet, um unsere Reisekasse
aufzubessern. Es ist erstaunlich, wie leicht es auf der ganzen Welt ist, einen lukrativen Job zu bekommen. Schließlich sind wir auf
einem Weingut gelandet. Ich habe vorher noch nie Wein getrunken und kann ihn seitdem sehr genießen“, gibt Fabian Keilpflug einen
weiteren Einblick. Schließlich hatten sie genug Geld für ein robustes Auto zusammen, das sie später sogar mit Gewinn abstoßen
konnten. „Davon haben wir uns zwei Fahrräder gekauft. Sinn unserer Reise war ja weniger, von einer Sehenswürdigkeit zur anderen
zu kommen, sondern ins Leben vor Ort einzutauchen. Wir wollten die Leute hautnah kennenlernen, erfahren, wie sie leben, denken
und fühlen. Dazu war das Auto zu schnell und zu abgeschlossen. Zu Fuß wären wir aber andererseits viel zu langsam gewesen.“
Anstrengende Schafe  
Nach einem Jahr auf dem fünften Kontinent war Neuseeland die nächste Station. Dort versuchten sich die beiden „Süßkartoffeln aus
KW“ als Schäfer: „Das bedeutet harte Arbeit von morgens 4.30 Uhr bis um 19 Uhr, wenn es dunkel wird. Man würde gar nicht denken,
welchen Aufwand Schafe machen können!“ Mittlerweile ging es auf Weihnachten zu. „Unser nächstes Ziel war Chile. Leider waren die
Flüge dahin sehr teuer. Also entschlossen wir uns, den preiswertesten Flug zu nehmen, der uns irgendwie nach Lateinamerika führt.
Das war nach Mexiko!“
Luxus in Las Vegas
Das Flugzeug hatte Zwischenlandung in Los Angeles. „Wir waren noch nie in den USA gewesen und dachten, dass wir diese
Möglichkeit nutzen sollten.“ Zufälligerweise stießen sie auf zwei hübsche Weltenbummlerinnen, die nach dem bestandenen Abi neue
Erfahrungen sammeln wollten: „Wir taten uns zusammen, mieteten ein Auto und fuhren nach Las Vegas. Die Stadt war eine Riesen-
Überraschung: Kaum wo auf der Welt kann man so preiswert leben. Dabei würde man von dem, was man von der Spieler- und
Glitzermetropole weiß, exakt das Gegenteil vermuten“, wundern sich die beiden noch heute. „Wir hatten ein Luxus-Hotelzimmer, das
für uns vier gerade mal 35 Dollar kostete.“
Waffen und Drogen  
Schließlich ging es weiter nach San Francisco, die romantische Westküstenstadt, die Ziel vieler Hippies war. „Und von hier aus trieb es
uns nach Süden. Auf dem Weg nach Mexiko muss man durch unzählige Straßenkontrollen. Denn es blüht der illegale Handel: Nach
Süden werden Waffen verschoben, zurück in die USA hingegen Rauschgift“, haben die beiden Einblick gewonnen. „Allerdings hat
Mexiko zu Unrecht einen so schlechten Ruf. Es ist richtig, dass es dort von Waffen nur so wimmelt. Andererseits gibt es kaum
Sicherheitsprobleme, wenn man sich unauffällig verhält und vermeidet, mit Wertgegenständen zu protzen“, so Fabian Keilpflug. Der
Ex-Boxer bringt hier seinen Sachverstand mit ein, war er doch zehn Jahre als „Türsteher“ für die Sicherheit diverser Berliner Clubs
zuständig.
Bordell statt Hostel
„Wir haben in dem Land die kuriose Erfahrung gemacht, dass man am preiswertesten im Bordell übernachten kann. Das kostet viel
weniger als in Hostels und ist wesentlich sicherer. Dort ist uns niemals etwas geklaut worden“, verblüffen die beiden mit einer
Reiseerfahrung, die sicher nicht jeder Mexiko-Tourist ausprobieren will. Um Geld zu sparen, machte sich das Duo auf verschlungenen
Wegen auf zum nächsten Ziel, nach Kolumbien. Sie ließen sich auf den Transfer übers Meer ein. „Wir saßen schließlich bei
brennender Sonne in einem Fischerkahn mit einem Drei-PS-Außenborder, der auf dem offenen Meer bei hohem Wellengang
Probleme machte. Da kommt man ins Grübeln.“
Dünne Luft
In Peru ging es in die schwindelerregenden Höhen der Anden. „Auf 5 000 Meter ist die Luft so dünn, dass unser Benzinkocher nicht
mehr funktionierte. Die Indios dort waren teilweise sehr schwierig zu handhaben. Sie denken einfach völlig anders. So konnte man nur
ein Bier kaufen, wenn man eine leere Dose zurückgab. Es war ihnen einfach nicht klar zu machen, dass das mit Pfand ebenfalls zu
regeln wäre“, so das Tapinambur -Duo.
Innovationen 
In Bolivien schließlich war das Benzin so schlecht, dass die Kocher-Düsen ständig verstopften: „Da medizinischer Alkohol preisgünstig
war, konstruierte ich aus zwei Bierdosen einen Kocher. Später sah ich so etwas bei einem amerikanischen Touristen, der für eine
ähnliche Konstruktion 100 Dollar ausgegeben hatte“, freut sich Fabian Keilpflug über die positiven Effekte deutscher Ingenieurskunst,
verstärkt durch ostdeutsche Improvisationsgabe. „Als ehemaliges DDR-Kind bin ich gewohnt, Probleme zu lösen. Das hat uns bei
Reifenpannen vielfach geholfen. Wir haben mit Zahnseide genäht, was immerhin 4 000 Kilometer gehalten hat!“, so Ingenieur Keilpflug
weiter.
Abenteuer Afrika
Man kann sich die Freude vorstellen, in Argentinien nach langen Wochen wieder Asphalt unter den Reifen zu spüren. Nach nunmehr
drei Jahren sollte es da nicht allmählich zurückgehen? Das abenteuerlustige Duo entschied sich für einen Abstecher nach Afrika. Sie
erlebten in Südafrika in den für Weiße nur unter großen Gefahren betretbaren Townships authentischen Kontakt mit den Bewohnern.
„Wir wurden von einer Familie in deren Wellblechhütte eingeladen. Zum Essen gab es nur Reis und Bohnen, etwas anderes konnten
sie sich nicht leisten. Andererseits fahren die weißen Farmer mit ihren teuren Pickups durch die Gegend. Auf dem Beifahrersitz ist der
Hund, die schwarzen Arbeiter müssen auf die Ladefläche. Da bahnt sich erheblicher Sprengstoff an.“
Dickköpfige Dickhäuter
Probleme mit den Menschen hatten sie dort jedenfalls nicht, dafür mit Tieren: „Viele fürchten Löwen. Tatsächlich sterben die meisten
Menschen durch Elefanten und Büffel! Wir hatten das Problem, dass sich eine ganze Herde vor unserem Schlafplatz postierte und wir
sie nur mit einem mannshohen Lagerfeuer abschrecken konnten. Die Einheimischen erzählten, dass Elefanten schon Dörfer von
Leuten plattgemacht hatten, die ein Tier aus der Herde getötet hatten“, haben die Abenteurer erfahren.
Auf der Balkan-Route
Von Afrika aus ging es per Flugzeug nach Istanbul. Von dort an nahmen Daniel Steinit und Fabian Keilpflug die „Balkan-Route“ unter
ihre Räder, die momentan durch die Flüchtlingsströme in aller Munde sind. „Die Menschen dort leben oft unter sehr einfachen
Bedingungen. Im Winter wohnen sie häufig nur in der kleinen Küche als einzig beheizbarem Raum. Als wir mit dem Fahrrad
durchfuhren, hat es ständig geregnet. Irgendwann spürt man selbst das nicht mehr.“
Liebe Heimat  
Weihnachten 2014 war die „Heimat“ erreicht. Für beide Weltenbummler führte dies bald zu persönlichem Glück. Daniel Steinit traf mit
der Architektin
Peggy auf eine frühere Schulfreundin. Fabian Keilpflug entdeckte ausgerechnet in Berlin eines der beiden Mädchen,
mit denen sie von Los Angeles nach Las Vegas gefahren waren.
Paulina Barras, 23, studiert an der Humboldt-Uni Musik
wissenschaften. Deshalb ist Fabian Keilpflug häufig per Fahrrad zwischen ihrem Wohnort Wilmersdorf und der Dahmeregion
unterwegs. Das Duo, das die Welt kennen gelernt hat, weiß jetzt Europa und insbesondere Brandenburg besonders zu schätzen:
„Jetzt können wir erst ermessen, wie schön es ist, dass es vier Jahreszeiten gibt. In vielen Gegenden ist es immer heiß, nur dass es
dazwischen für einige Wochen regnet. Wir hingegen haben Sommer, den Herbst, der unsere Alleen in zauberhafte Farben taucht, den
Winter und schließlich das Frühjahr, das die Natur zu ganz neuem Leben erweckt.“
Zusammen halten
Was die jüngsten Entwicklungen angeht, sind die beiden aus ihrer Erfahrung mit anderen Kulturen heraus eher skeptisch: „Die
Flüchtlinge, die zu uns kommen, denken völlig anders als wir. Das lässt sich mit Integration kaum verändern. Da könnte sich ein
großes Konfliktpotenzial aufbauen. Es bleibt nur zu hoffen, dass sich alle bewusst werden, dass Zusammenleben am besten
funktioniert, wenn jeder Achtung vor dem anderen hat und die Menschen sich bewusst werden, dass alle zusammen in einer Welt
leben.“ Wie es sich anfühlt, aufeinander angewiesen zu sein, haben die Weltenbummler aus KW in dreieinhalb Jahren erfahren: „Wir
wussten, dass wir nur zusammen eine Chance haben. Natürlich gab es Auseinandersetzungen und Zoff. Schließlich half uns die
Erkenntnis, dass man den anderen nicht umformen darf, sondern mit seinen Eigenschaften leben muss. Daraus erwächst eine
gemeinsame Kraft, die stärker ist, als sie jeder für sich aufbringen könnte.“
Stand Dezember 2015
Fünf Kontinente unter den Reifen
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Malawi-5.tif
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Mexiko
Südafrika
Lesotho
Panama
Kenia
Malawi
Peru
Tansania
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