Orts-Chronist macht Theater

Wird Weihnachten abgeschafft?

Sparen war schon früher ein wichtiges Thema. Doch manchmal kann man damit ein wenig übertreiben. Oder was halten Sie von dem Vorschlag, Weihnachten aus Ersparnisgründen abzuschaffen?
Ausgerechnet von KW aus kam die Initiative zu diesem Sparvorschlag. Friedrich Wilhelm I., der Soldatenkönig, der selbst nie einen Krieg führte, wollte Weihnachten einfach verbieten. Das war 1739. Nur mit Mühe konnten ihn Chef-Berater Fürst von Anhalt-Dessau und Ehefrau Sophie Dorothea von dieser Idee abbringen. Dabei wollte der König die Gulden doch lieber für Preußens Gloria ausgeben. Oder für die Gelage seines Tabak-Kollegiums?
Heinz Borchert, Mitbegründer des Heimatvereins und rühriger Ortschronist, ging der Sache nach. Daraus wurde ein kleines Bühnenstück, das im Winter 2002 Premiere hatte. Autor und Regisseur ist – Heinz Borchert! Damit hat KW wohl einen der ganz wenigen Lokal-Historiker, der auch noch Theater macht. Wie kommt der dynamische 82-Jährige zu dieser Begabung? Von einem langjährigen Direktor der Medizinischen Fachschule der Charité und späterem Leiter des Internats des DDR-Außenministeriums für Diplomatenkindern in Königs Wusterhausen würde man diese Vorliebe für die leichte Muse schließlich kaum erwarten! „Ich habe bereits als Kind im Film mitgewirkt“, verblüfft Heinz Borchert. „Wir wohnten am Senziger See. Damals wurde einer der ersten Tonfilm-Krimis bei uns gedreht. Hauptakteur war der Schauspieler Gerhard Bienert. Ich wurde gleich für eine Sprechrolle engagiert. Meine Aufgabe war, per Zufall auf eine Frauenleiche zu stoßen und zu sagen: Mensch Kinder, hier liegt ‘ne Tote!“ Wenig später, 1932 kam der nächste Leinwand-Auftritt. „Für den Streifen &Mac226;Der Korvettenkapitän‘ wurden wir mit lila Farbe angemalt, bekamen einen Knochen in die Nase, wir sollten damit als Südsee-Insulaner wirken. Mein Boot bekam einen Ausleger, damit fuhren wir auf dem Senziger See.“ Aus dem Berufswunsch Bühnenbildner wurde für den gelernten Werbegrafiker nichts. Stattdessen brachten ihn die Wogen des Schicksals in die Lehrer-Karriere und später an die Spitze der Fachschule der Charité. „Wir hatten dort eine kleine Laienspieltruppe“, erinnert er sich. Doch richtig los ging‘s wieder durch einen Zufall: „Ich stieß erneut auf Gerhard Bienert und konnte ihn für die Ausbildung unserer Truppe gewinnen.“ Die damals gewonnene Theater-Routine kommt den Fans von heute zugute. So ist Borchert mittlerweile „Profi“ genug, um bei Pannen schnell improvisieren zu können. Etwa beim letzten Schlossfest, wo er den Part des Soldatenkönigs spielen durfte. „Allerdings war den Veranstaltern die Königin in letzter Minute abhanden gekommen.“ In die Bresche sprang Sonja Moshacke. „Obwohl die erst 17 war, ist niemand aufgefallen, dass sie schlecht die 40-jährige Monarchin sein konnte“, schmunzelt der 82-Jährige noch heute, wenn er an das große Ereignis im September 2002 zurückdenkt. „Nicht mal der Presse ist aufgefallen, dass da was nicht stimmte!“ Übrigens sind die Mit-Ortschronisten Siegfried Schust und Rainer Kugel ebenfalls begeisterte Mit-Schauspieler der insgesamt zwölf Personen starken Theatergruppe des Heimatvereins. Und natürlich wird alles selbst gemacht: Die Kostüme entstehen ebenso in Eigenfertigung wie die Texte, über denen Heinz Borchert persönlich brütet...

Nanu, wie kommt der Soldatenkönig zu so einer jungen Königin?

Heinz Borchert und seine langen Kerls machen schon was her.

Es handelt sich hier um einen Archiv-Eintrag.
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