Ein Hauch von Europa weht durch Königs Wusterhausen, aber bisher nur kurze Zeit, wenn sich die Welt des Sports trifft. Doch nun ist Europa das ganze Jahr in der Stadt präsent. Dafür ist die Herder-Oberschule verantwortlich. Denn dort gehört der Kontakt zu anderen Ländern fest zum Schulalltag. So gibt es ständige Beziehungen zu Budaörs in Ungarn, Szamotuly in Polen, Pushkin in Russland und St. Jean d’ Angély in Frankreich.
Besuch in Strasbourg
Wenn die Schüler dann gesehen haben, wie in den einzelnen Ländern gelebt wird, können sie als krönenden Abschluss einmal im Jahr das Europäische Parlament in Strasbourg besuchen und sehen, wie die Abgeordneten aus den unterschiedlichen Ländern zusammenwirken. „Dazu kommen Sprachreisen nach England“, nennt Schulleiterin Sabine Neumann einen weiteren Pluspunkt ihrer ungewöhnlichen Schule. Die Lehrerin für politische Bildung kam 1991 an die damalige Gesamtschule. Sie wurde 2002 Schulleiterin und stand vor dem Problem, angesichts sinkender Schülerzahlen ihrer Schule eine attraktive Ausrichtung zu geben.
Überzeugte Europäerin
Als überzeugte Europäerin, die selbst mit Russisch, Französisch und Englisch drei Fremdsprachen spricht und gerade dabei ist, sich mit Ungarisch vertraut zu machen, entwickelte sie die Idee, der Schule einen weltoffenen Charakter zu geben. Nun gilt die Herder-Oberschule in Königs Wusterhausen als Vorreiter für andere Schulen im Land Brandenburg, die ihren Schülern ebenfalls den erweiterten Horizont in andere Länder anbieten möchten. Denn so eine internationale Ausrichtung mit gegenseitigen Besuchen bringt eine ganze Menge ungewöhnlicher Aufgaben in den geregelten Schulalltag.
Reisen im Schulalltag
Da gilt es Kontakte zu organisieren, Gelder für die Fahrten zu beschaffen, die Schüler zu motivieren und dann bei den Besuchen der ausländischen Kinder bei uns für ein anspruchsvolles Programm zu sorgen. Und obwohl alles während der Unterrichtszeit stattfindet, soll kein Schulstoff versäumt werden.
Freiwillig Polnisch lernen
Das Interesse ist immens: Sogar die Polnisch-Kurse, außerhalb des Unterrichts erfreuen sich einer Riesen-Nachfrage. In der Schule wird außerdem Englisch, Französisch und Russisch unterrichtet. Für Englisch gibt es sogar die Möglichkeit, in speziellen Kursen einen Teil des „normalen“ Unterrichtsstoffes von Geschichte und Geografie in der weltüblichen Fremdsprache zu erlernen und sich damit wichtige Übung zu verschaffen.
Erfolgreiche Bedingungen
Damit sind die Schüler sehr gut fürs spätere Leben gerüstet und können die Chancen auf Lehrstelle und Berufserfolg erhöhen. Dafür sorgt zudem die enge Zusammenarbeit mit der Kreishandwerkerschaft. Regelmäßige Betriebs-Praktika und Austausch mit Handwerker-Chef Hans-Joachim Mahnke erhöhen die Chance, nach der zehnten Klasse einen klasse Einstieg ins Berufsleben zu finden. Enge Beziehungen bestehen außerdem zur TFH- Wildau. Deren Präsident Professor László Ungvári dürfte sich über die jüngste Schulfreundschaft, nämlich die nach Budaörs in Ungarn, besonders freuen. Ist er doch selbst im Nachbarort Budapest, in Ungarns Hauptstadt aufgewachsen.
Lange Schultradition
Mit der Neuausrichtung der städtischen Herder-Oberschule unterstreicht die Stadt Königs Wusterhausen, dass sie ihre traditionelle Stärke als pädagogisches Zentrum weiterentwickeln will. Früher wurde hier unter anderem der Nachwuchs der DDR-Elitediplomaten betreut. Heute hat die Stadt drei Oberschulen, gleich zwei Gymnasien, die landesweit wichtige „Brandenburgische Schule für Blinde und Sehbehinderte“ sowie die überregional tätige Fachhochschule für Finanzen. Die Erich Kästner Grundschule feiert 2007 ihr 50. Jubiläum.
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