Welche Farbe hat der Tag? Diese Frage stellt sich ein Künstler aus Zeesen ziemlich regelmäßig. Der Blick aus dem Fenster verrät dann, ob es ein roter, grüner oder blauer Tag ist. Denn Helmut Wenzel setzt seine Stimmungen und Empfindungen in meist großflächigen Bilder um. Dabei entstehen Werke, die den Betrachter in Bann ziehen, auf ihn einwirken. Wenzel spricht von einer „Exergonischen Malerei“. Er geht also davon aus, dass seine Kunst Energie abgibt. Er möchte mit den Bildern keine Aussage treffen, sondern dem Betrachter ermöglichen, die „Spannung und Neugier“, die er beim Malen hatte, beim Betrachten zu genießen.
Zeesen als Kunst-Magnet
Der Vorteil: Man kann in den Werken immer wieder etwas Neues entdecken und hat damit eine Kunst, die niemals langweilig wird. Mittlerweile kommen Fans aus ganz Deutschland in die kleine private Galerie, die Wenzel sich an sein Wohnhaus angebaut hat. Damit ist Zeesen bei Kunstfreunden zum Geheimtipp geworden.
Wer nun denkt, Helmut Wenzel sei einer dieser weltabgewandten Künstler im Elfenbeinturm, der wird schnell eines besseren belehrt. Denn der Zeesener hat zwei sehr unterschiedliche Seiten. Während der Maler also dem Betrachter überlässt, was er in seinen Bildern sieht, spricht der Grafiker oftmals kontroverse Themen an.
Provokative Plakate
So war sein Plakat gegen den Ausbau der Havel so provokativ, „dass die Wasserbau-Verwaltung sich genötigt sah, mit einem dicken Prospekt dagegen zu argumentieren“, schmunzelt er. Von seiner Kreativität profitierten so unterschiedliche Auftraggeber wie die Caritas und die Alternative Liste in Berlin, die den Grünen den Weg bereitete. Die zwei Seiten von Helmut Wenzel sind in seiner Biografie angelegt.
Theater oder Malerei?
Als kleiner Bub zeichnete er gerne, war vom Wunsch besessen, etwas zu gestalten. Doch als Beruf? Er schnupperte in Frankfurt am Main ins Theaterleben, beschäftigte sich mit Bühnenbild. Was er bei den Kammerspielen dort sah, konnte er anschließend gut im kleinen Allgäu-Städtchen Kaufbeuren umsetzen. Dort agierte Wenzel zwei Jahre als Regisseur und Bühnenbildner für das „Theater 66“. Nächste Station war Mannheim, wo er am Nationaltheater für Bühnenbilder zuständig war. Trotz der Erfolge zog es ihn nochmals auf die Schulbank. Er besuchte die Werkkunstschule in Mannheim, dann von 1975 bis 1980 die Hochschule der Künste in Berlin. Nun war die Entscheidung für Malerei klar.
Inspiration auf zwei Rädern
Per Zufall entdeckten Wenzel und seine Lebensgefährtin, die Bildhauerin Gudrun Wicke, ein zum Verkauf stehendes Haus in Zeesen gegenüber dem Bahngleis. Hier lässt sich das frühere Großstadtkind inspirieren, oftmals zusätzlich in der Region oder an der Ostsee. Denn das große Hobby des ungewöhnlichen Künstlers sind Fahrradtouren. „Ich habe schon die ganze Ostseeküste mit dem Rad abgefahren“, strahlt er.
Infos: Tel. 03375/902389 www.helmutwenzel.de
www.ad-ww.de
|
|
 |
|