Als Funkerstadt ist Königs Wusterhausen ja hinlänglich bekannt. Doch nun hat die Stadt beste Chance, zur Medien-Metropole zu werden.
Ausgerechnet ein langjähriges Sorgenkind, die Schlossmühle, soll diesen Aufschwung ermöglichen. Andreas Jahn ist der neue Besitzer der Mühle und er „träumt“ davon, dass sich hier Stars aus Film und Fernsehen die Klinke in die Hand geben. Während man bei anderen bei derartigen Ankündigungen lieber skeptisch sein sollte, kann man ihm durchaus zutrauen, dass er diese Idee verwirklicht. Denn bereits jetzt sind seine „Studios“ in Berlin-Weißensee Drehorte für Filme und Fernsehserien: Darunter waren bisher beispielsweise „Tatort“, „Einmal Bulle, immer Bulle“ oder „Rosa Roth“. Der 49-jährige Thüringer aus Altenburg war Meteorologe, machte sein Abitur in der Abendschule nach, wirkte von 1984 bis zur Wende als Jurist und machte sich dann als Makler in Königs Wusterhausen selbstständig, Dort arbeitete er in einer Bürogemeinschaft mit dem Architekten Michael Bley zusammen, der nun wieder die Sanierung der Stadtmühle begleitet. Mittlerweile herrscht Andreas Jahn in der Weißenseer Langhansstraße über ein Firmen-Konglomerat seiner Jahn-Gruppe. Hauptaufgabe ist die Verwaltung von 1 700 Mietwohnungen. Doch Berühmtheit erlangte Jahn auf ganz andere Weise: Als Mädchenfotograf! Fachzeitschriften wie Photographie, ColorFoto und Magazine wie Fetish oder Voyeur Secrets druckten die verführerischen Bilder des Autodidakten ab. 2001 war er für den Venus-Award als „Bester Erotik-Fotograf“ nominiert. Im Wiener Verlag Liberotica erschien sein Bildband „Fetisch Highlights“. Sein letzter Kalender „2005“ war so erfolgreich, dass er vergriffen ist. Die Fotokunst ist die Fortsetzung seiner bisherigen kreativen Ansätze: „Mein erstes Auto habe ich mir erschneidert“, so Jahn. Damit meint er sein Talent, ausgefallene Kleidung zu erstellen. Später entwickelte er sich als Maler weiter.
Neben der Liebe zu hübschen Mädchen gilt die Leidenschaft alten Fabrikgebäuden. „Man muss noch das Öl und die Arbeit riechen und spüren können“, ist sein Ansatz für die Sanierung. Deshalb kämpfte er seit Jahren um die Schlossmühle in Königs Wusterhausen. „Dort ist alles noch original vorhanden, so, als ob gleich weitergearbeitet werden sollte.“ Erfahrungen sammelte der kreative Makler seit 1998. In einer früheren Goldleistenfabrik richtete er erst Büros für seine Firma und dann die „Fotofactory“ ein. Dort finden Filmleute und Fotografen voll eingerichtete Studio-Räume, die zudem von Firmen und Gruppen für Feiern in besonderem Ambiente angemietet werden können. Man kommt durch einen rustikalen Raum, der an einen Rittersaal erinnert. Gleich darauf findet sich eine kleine Bühne mit Riesen-Scheinwerfer für Foto-Studioaufnahmen. Eine Sitzecke mit vorbereiteter Beleuchtung steht für Talk-Shows parat. Und Schlafzimmer sowie Bad mit Whirlpool wird ebenfalls Nutzer gefunden haben. Mädchen-Fotos, TV-Filme und ab und zu Sexstreifen für Beate Uhse TV wurden hier produziert. Als weitere Kulissen kam ein nahe gelegener „Steinmetzhof“ dazu. In Hohenofen bei Neustadt/Dosse ist Jahn gerade dabei, das Filterhaus einer Papierfabrik wiederzubeleben. Und noch vor der eigentlichen Sanierung erfüllt knisternde Erotik die Schlossmühle in Königs Wusterhausen. Hübsche Mädchen, teilweise sogar aus der Stadt, posierten für anspruchsvolle Fotos. Später sollen die Räume ebenfalls von Fotografen und Filmschaffenden als Kulisse benutzt werden können. Im Endzustand soll die Mühle öffentlich zugänglich sein und zeigen, wie früher Korn gemahlen wurde. Das Obergeschoss soll für Veranstaltungen und Feiern in besonderem Rahmen gemietet werden können. Der Anbau ist als Künstleratelier vorgesehen und wartet auf Interessenten. Auf der Insel ist ein kleiner Biergarten mit Schlossblick geplant.
2006 soll es bereits mit der Außensanierung los gehen. Dafür sollen Fördermittel eingesetzt werden. Baufachmann und Fotograf Andreas Jahn hofft, dass sich in zwei Jahren das gesamte Gebäude mit neuen alten Reizen präsentiert und Schauplatz für vielseitige Reize sein wird.
|
|
|
|