Von KW auf die Bühnen der Welt

Ex-Folk-Star als Opern-Sänger gefragt

Wer an den Bühnen der Welt erfolgreich sein will, der muss früh aufstehen respektive früh mit dem Üben anfangen. Das gilt für ziemlich alle, mit einer einzigen Ausnahme: Ein Wunderkind aus Königs Wusterhausen eroberte praktisch aus dem Stand die Bühnen der Welt.
Marek Kalbus spielte in keinem klassischen Orchester, sang in keinem Chor, sondern ging brav aufs Gymnasium in seiner Heimat- und Geburtsstadt Königs Wusterhausen. Er spielte ein wenig Gitarre, was er sich im Selbststudium beigebracht hatte. Den Fans war er dennoch bekannt: Durch die Irish-Folk-Band „Catriona“. Zwei Jahre lang, bis 1989, sorgten damit Marek Kalbus, Eric Hecht und Jan Klemm für gemütliche Abende...
Das Abenteuer endete damit, dass einer der Musiker zum Wehrdienst einberufen wurde und die Band damit nur noch ein Duo war. Zu wenig Sound, um weiter zu überzeugen. Wolfgang Roller, Musiklehrer am heutigen Friedrich-Schiller-Gymnasium, war sich sicher, dass sein Abiturient eine unvergleichliche Stimme und damit die Anlage zum großen Künstler hatte. „Er stellte bei mir die Weichen, es mit einem Musikstudium zu versuchen!“ Roller hatte recht: An den beiden Musikhochschulen in Weimar und Berlin, wo sich der Abiturient aus Königs Wusterhausen beworben hatte, bekam er sofort eine Zusage.
Kalbus studierte von 1991 bis 1998 an der „Hochschule für Musik Hanns Eisler“. Größen des Theaters wie Celestina Casapietra, die langjährige Primadonna an Berliner „Staatsoper Unter den Linden“ oder der Wagner-Bass Hans Tschammer nahmen ihn unter ihre Fittiche. Kaum fertig mit dem Studium wurde er bereits im Jahr 2000 Preisträger beim „Internationalen Hans Gabor Belvedere Gesangswettbewerb” in Wien.
Die Verabredung mit ihm ist etwas schwierig, die Funkverbindung nicht die beste. Denn ich erreiche den mittlerweile international gefragte Bassbariton in Palermo. Wenige Tage später kann ich ihn in seiner Obergeschoss-Wohnung in Berlin-Weißensee beim Antonplatz besuchen, in einem Viertel, das wenig mit einem Promi-Kiez gemein hat.
Tatsächlich ist Marek Kalbus der bescheidene Junge aus Königs Wusterhausen geblieben. Starallüren sind ihm fremd. Er ist nett und zugänglich. Und er hat keine vorbereitete Antworten parat, denkt nach, bevor er sich äußert. „Klassik ist die Königsklasse der Musik“, begründet er beispielsweise, warum er sich von seinen Anfängen in der Pop-Musik verabschiedet hat. „Klassik bietet im Rahmen einer strengen Form eine Breite an Ausdrucksweisen und Emotionen, wie sie weder bei Rock noch im Jazz möglich sind!“ Zudem schätzt Kalbus, dass hier viele Kunstarten zusammenwirken: „Maler die das Bühnenbild machen, Musiker, Sänger, Schauspieler, Tänzer“, zählt er auf.
Kalbus findet, dass Opern nicht dazu da sind, Aussagen zu machen und Botschaften zu vermitteln. Deswegen ist für ihn nebensächlich, ob es um eine moderne oder klassische Inszenierung geht. Er sieht seine Rolle als Sänger darin, „zu interpretieren und bei den Besuchern Emotionen zu erzeugen. Wenn sie aus der Oper mit neuen Empfindungen kommen, dann habe ich das erreicht, was Oper kann!“
Kalbus ist in vielen Ländern gefragt, hat avantgardistische und klassische Inszenierungen mitgemacht und ist in Italien verliebt: „Dort ist das Publikum für Emotionen viel offener als in nördlichen Ländern.“ Oper ist für Marek Kalbus ein Abenteuer, das schon damit beginnt, dass er sich bei jeder Produktion auf ein anderes Theater, andere Regisseure, andere Kollegen einstellen muss. Fast zwangsläufig entstehen dabei Spannungen, die „im besten Falle dafür sorgen, dass alle zusammen etwas Einzigartiges schaffen, das mehr ist als die Summe der Einzelkünstler“.
Der Ausnahmekünstler aus Königs Wusterhausen ist in der kurzen Zeit seiner Karriere vielfach gefragt. Er hat zwei CDs mit Werken von Sergej Prokofiev aufgenommen, darunter eine Weltersteinspielung.
Marek Kalbus ist ein ehrlicher, freundlicher, zugänglicher Künstler. Nur wenn er sagt „mein Herz gehört Verdi, Wagner und Puccini“, dann ist diese Aussage sichtbar unvollständig. Denn da wäre noch Katharina Locke, die die Leidenschaft für Klassik mit ihm teilt und dabei ist, durch ein Kulturmanagement-Studium die andere Seite kennenzulernen. Schließlich hat Marek Kalbus immer noch keinen Manager!
Und was macht Kalbus, wenn er mal nicht singt? Dann geht er angeln. Der Genussmensch liebt Essen und guten Wein und hat für seine Fische gleich ein Geheimrezept parat: „In den Bauch kommt ein wenig Thymian und Rosmarin. Dann stellt man aus Mehl, grobkörnigem Salz und Wasser einen Teig her, in den man den Fisch bettet und ihn darin im Rohr gart. Danach ist er super-aromatisch und lecker.“

Infos: www.marek-kalbus.de

In Palermo überzeugte er als Gegenspieler von Mozart in „Mozart und Salieri“.

Zuhause am Klavier bereitet sich Marek Kalbus auf Auftritte in der ganzen Welt vor.

Vielseitigkeit der Rollen und eine unverkennbare Stimme machen Marek Kalbus zum gefragten Interpreten.



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