Stand: November 2008
Thomas Langhoff feierte 70. Geburtstag in Teupitz:
Inspiration für die Bühnen der Welt
| ||||||||||
Die Türe ist einladend offen, der Rasen frisch gemäht. Gepflegte Blumenrabatten, der Blick auf den See, ein Haupthaus, ein
Gartenhaus, der Steg, der See – wo hat man das schon mal gesehen?
Richtig, zuhause bei Brechts in Buckow. Doch wir sind hier nicht am Schermützelsee, dem Ort, wo sich Bertolt Brecht und Helene Weigel von der Natur
inspirieren ließen. Wir sind in Teupitz. Genauer gesagt auf einem Seegrundstück, versteckt im Wald. Hier lebt Thomas Langhoff mit Ehefrau Heidi Langhoff, die
sich lieber „Hedi“ rufen lässt.
Der Regisseur war zehn Jahre Intendant des Deutschen Theaters in Berlin – bis sich der damalige CDU-Kultursenator Peter Radunski 1999 überraschend weigerte, seinen Vertrag über 2001 hinaus zu verlängern. Dabei wollte Langhoff ohnehin nur weitere zwei Jahre, „um einen sanften Übergang“ zu ermöglichen.
Schwarzer Sumpf
Mittlerweile ist Radunski im Sumpf des West-Berliner Diepgen-Senats und seiner
Affären untergegangen. Wäre nicht die Langhoff-Affäre gewesen, wer würde heute noch vom „schwarzen Strippenzieher“ Peter Radunski sprechen? Der kann sich nun nur noch damit rühmen, als Werbe-Mann geholfen zu haben, den „fischpolitischen Sprecher“ der Nord-CDU ins Amt des Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein zu hiefen.
Doch Thomas Langhoff, den Regisseur, der auf „über 100 Produktionen“ für Theater, Film und Fernsehen zurückblicken kann, ficht das nicht mehr an. Er feierte im Frühjahr 2008 den 70. Geburtstag und ist wohl einer der weltweit-bekanntesten Künstler, auf den das Schenkenländchen verweisen kann. Thomas Langhoff ist am Bayrischen Staatstheater in München gefragt. Er inszeniert regelmäßig am Burgtheater in Wien. Das hatte Claus
Peymann von 1986 bis 1999 aus dem beschaulichen „k. und k. Mief“ gerissen und damit die österreichischen Honoratioren unterschiedlichster Coleur gegen sich aufgebracht.
Nach Wien übernahm Peymann die Leitung des Berliner Ensemble im „Theater am Schiffbauerdamm“. Das hatte Bertolt Brecht 1949 nach der Rückkehr aus dem amerikanischen Exil als „Belohnung“ dafür erhalten, dass er sich in der sowjetischen Zone und nicht im Westen, woher er
stammte, niederließ.
Gastrecht für Bert Brecht
Und so schließt sich der Kreis, mehrmals. BE-Gründer Bertolt Brecht war öfters in Teupitz, zu Besuch bei Wolfgang Langhoff, dem Vater von Thomas
Langhoff. Der war von 1946 bis 1963, wie später der Sohn, Intendant des „Deutschen Theater“ und hatte dort Bertolt Brecht 1948 und 1949„Gast- recht“ eingeräumt, bis dessen „eigenes“ Haus am Schiffbauerdamm funktionsfähig war. Heute inszeniert Thomas Langhoff am Schiffbauerdamm und folgt dabei
gleich noch Claus Peymann von der „Burg nach Berlin“.
Vater Wolfgang Langhoff wurde 1963 Opfer einer kleinkarierten Kampagne der SED-Führung. Sohn Thomas Langhoff erlitt ein ähnliches Schicksal durch die engstirnige West-Berliner CDU, mit allerdings
weniger weitreichenden
Folgen.
Stars in Teupitz
Wolfgang Langhoff hatte das großzügige Grundstück am Teupitzer See entdeckt und vom westdeutschen Eigentümer gepachtet. Thomas Langhoff erinnert sich noch an die Feste mit den
Prominenten dieser Zeit, darunter Bertolt Brecht. Für Thomas Langhoff, den Weltenbürger, der bereits zu DDR-Zeiten Inszenierungen im Westen machen konnte, so bei
den Salzburger Festspielen, ist Teupitz ein Ruhepol wie Buckow für den späten Brecht.
Seelenfrieden und Kraft
„Hier finde ich den Seelenfrieden, schöpfe Kraft, erfahre Anregungen. In den ausgehenden 1980-er Jahren stellten wir
uns oft die Frage, ob wir die DDR verlassen sollten. Eine künstlerische Weiterentwicklung war nicht mehr möglich, man stieß überall an Grenzen. Wäre nicht das Grundstück in Teupitz gewesen, wären wir sicher gegangen. Doch mit diesem Haus verbindet mich ein Heimatgefühl, das ich einem Land an sich nie entgegenbringen könnte!“
Thomas Langhoff liebt es, im Teupitzer See zu schwimmen. Zusammen mit Ehefrau
Hedi, die er als attraktive Tänzerin kennengelernt hatte, pflegt er Rasen, Blumen und den kleinen Nutzgarten.
Blüteninseln strahlen in die Sonne, es duftet fast wie in der Provence nach
Lavendel und Thymian. Die Familie hat ein kleines Boot, damit könnte Thomas Langhoff ganz bequem an seinen zeitweiligen Wirkungsort am Theater
am Schiffbauer Damm fahren. „Das würde aber etwas zu lange dauern“, schmunzelt er.
Unterhalten, aber nicht belehren
Claus Peymann ist ein politischer Regisseur und Intendant, Bertolt Brecht war es
ebenfalls. Thomas Langhoff hält nichts „von Theater, das belehren will. Das ist das Schlimmste!“ Er möchte vielmehr das Publikum berühren, „und sei es durch Lachen“. Wenn Theater zum „miteinander sprechen anregt, ist viel erreicht!“
Den wenigsten Bewohnern des Schenkenländchens ist bewusst, dass sie einen international gefragten Künstler zum „Nachbarn“ haben. Thomas Langhoff hingegen fühlt sich mit der Stadt Teupitz sehr verbunden. So heirateten Hedi und Thomas
Langhoff 1961 nicht in Berlin. Stattdessen trat das verliebte Pärchen im Teupitzer Rathaus vor den Standesbeamten. Entsprechend freut es sie,
dass Sohn Lukas Langhoff sich ebenfalls in Teupitz vor den Traualtar wagte. Sie
sind glücklich, dass der Sohn in die Fußstapfen der Eltern und Großeltern trat und eine ebenso schauspielbegeisterte Ehefrau fand.
Entdeckerin von Fatih Akim
Shermin Langhoff gilt als Entdeckerin des deutsch-türkischen Erfolgsregisseurs Fatih Akin, der mit „Gegen die Wand“ 2004 den „Goldenen Bären“ gewann. Sie unterstützte Akim als Beraterin bei dem Film. In Berlin war sie Kuratorin des „Hebbel am Ufer“ und ist neue Leiterin vom „Ballhaus Naunynstraße“ in Kreuzberg.
Kindliche Königin
Was Thomas Langhoff aber besonders freut ist ihre Tochter Rosa. Die Zehnjährige ist nun „die kindliche Königin” der Familie.
Der 1962 geborene Tobias Langhoff tritt ebenfalls in die Fußstapfen von Vater und Großvater, als Schauspieler. Er überzeugte in Filmen wie „Berlin-Moskau”, „Die Schönste aus Bitterfeld” oder „Endloser Horizont”.
Die Liebe zu Teupitz verbindet alle: „Es ist gut zu wissen, dass meine Söhne das Haus ebenso schätzen wie meine Frau und ich”, lehnt sich Geburtstagskind
Thomas Langhoff in seinen Sessel zurück. Und sinniert darüber, wieder „ins Meer der Literatur einzutauchen“, um daraus sein weltweit gefragtes publikumsnahes Theater zu machen, dank der
Inspiration des Schenkenländchens.
| ||||||||||
| ||||||||||
| ||||||||||
| ||||||||||
| ||||||||||