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Hilfe, die Schwaben kommen! Wilde blaue Augen, rötliches Haar, große allerdings nur zum Angriff taugliche Leiber , die Bewohner des Schenkenländchens waren wohl schon immer etwas besonderes!
Die ursprünglich in der Gegend ansässigen Slawen werden die germanischen Eindringlinge wohl so ähnlich empfunden haben, wie der Römer Publius Cornelius Tacitus, dem wir oben zitierte Beschreibung verdanken.
Wir dachten immer, hier hätten nur Slawen gelebt, bis die von den deutschen Fürsten vertrieben worden sind. Dass hier bereits in der römischen Kaiserzeit, also etwa 100 nach Christus, Germanen in einem Dorf wohnten, ist sehr erstaunlich, führt Horst Mahnecke, 67, seinen Zuhörern vor Augen. Die Klasse der Mildred Hornagk Oberschule aus Lichtenberg ist eigens per Bahn und Bus nach Klein Köris angereist, um die frühen Schenkenländer mal hautnah zu erleben. Denn nachdem man 1971 per Zufall auf Bodenfunde gestoßen war, ist man nun dabei, das germanische Dorf nachzubauen, so wie es etwa 500 Jahre lang war. Zu sehen sind bereits ein Wohnhaus, der Brunnen, eine Feuerstelle und für das Langhaus ist der Platz schon abgesteckt. Alles kann man anfassen, ausprobieren, erleben. Dicht umringt, schildert Horst Mahnecke, pensionierter Lehrer aus dem Ort, anschaulich, wie das früher so war: Unsere Vorväter bauten Getreide und Gemüse an, hielten sich Haustiere, gingen in den umliegenden Seen angeln und jagten im Wald nach Wild. Sie lebten in Häusern, die größtenteils aus Lehm und Holz gebaut waren, schilfgedeckt und mit Feuerstelle, damit man kochen konnte und im Winter nicht fror. Tatsächlich, irgendwie gemütlich wirkt so ein Haus von innen betrachtet durchaus. Nur dass die Fenster fehlen, ist ein wenig ungewöhnlich. Das wiederum weiß ein Schwalbenpärchen zu schätzen, das gerade drinnen nistet.
Aus Funden weiß man, dass die Bewohner hier handwerklich sehr begabt waren. Da wurde gewebt, es wurden Werkzeuge und Geschirr hergestellt, es gab alles, was man damals zum Leben so brauchte. Sogar an Luxus fehlte es nicht: Ein Feinschmied fertigte Schmuck, Nähnadeln und ähnliches, weiß Mahnecke weiter. Aber warum blieben die dann nicht hier, wundern sich Nadine und andere Schüler. Das wissen wir leider nicht. Aber ihr müsst euch vorstellen, dass die Germanen sehr reiselustig waren. Wenn es ihnen an einem Ort nicht mehr gefiel, dann suchten sie sich einfach einen anderen Platz. Irgendwie scheint das den Deutschen ja geblieben zu sein, gelten sie doch weltweit als Reiseweltmeister! Jedenfalls weiß man nun, warum den Bewohnern des Schenkenländchens die Lebensfreude und Gastfreundschaft im Blut liegt. Der Geselligkeit und Gastfreundschaft frönt kein anderes Volk verschwenderischer, lobte Tacitus die Germanen. Diese Eigenschaft scheint sich wohl von den Bewohnern des Germanendorfs auf ihre Nachfahren übertragen zu haben.
Zu verdanken ist das Germanendorf dem Freilichtmuseum Germanische Siedlung Klein Köris e.V. Vorsitzender ist Sven Gustavs aus Potsdam. Horst Mahnecke aus Klein Köris ist sein Stellvertreter und wegen der örtlichen Nähe meist für die Führungen zuständig. Zu verdanken ist das Freilicht-Museum aber vor allem den Studenten der FU und der Humboldt-Universität, die in ihrer Freizeit Hand anlegen und die Rekonstruktionen durchführen.
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