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In Teupitz konnten wir den Bürgermeister für einen Rundgang gewinnen. Treffpunkt ist das Rathaus, in dem die Amtsverwaltung ihren Sitz hat. Sie belegt zusätzlich ein weiteres Gebäude dahinter. Nun müssen die Mitarbeiter ständig über den offenen Hof pendeln, wenn sie von einem Büro ins andere müssen, erklärt Dr. Karsten Kuhl. Als hauptberuflicher Zahnarzt hat er natürlich nichts gegen Fitness-Übungen einzuwenden.
Kaum schließt sich die schwere Holztüre, sehen wir gegenüber fleißige Bauarbeiter. Dr. Kuhl nimmt wehenden Schrittes Kurs nach rechts, wir sind in der Poststraße. Hier sind wir bereits fertig mit unserem Gehweg, so soll es im gesamten Bereich werden.
Schick sieht es aus, und bequem zu laufen: Rautenförmigen Platten sind rechts und links von kleinformatigem Pflaster gesäumt. Die Platten heißen Bischofsmütze und werden hier verlegt, weil sie dem historischen Vorbild ähneln. Weiter geht es in die neu gestaltete Kirchstraße. Schon fällt rechter Hand die Kirche auf. Das Dach ist ganz neu, meint mein Begleiter. Was ist daran sensationell, denke ich, und wie es scheint, kann Teupitz Bürgermeister nicht nur Zähne ziehen, sondern Gedanken lesen: Die Vorgeschichte ist entscheidend. Jahrelang hatten wir das Problem, dass die Kirche sich neigte. Klar, der märkische Sand, dachte da jeder. Also gab es Baugrunduntersuchungen ohne Ergebnis. Stattdessen stellte sich heraus, dass unsere Altvorderen ganz nett clever waren: Die hatten eine bei uns seltene Lehmlinse gefunden, auf der sie die Kirche solide bauten. Dabei war das im 15. Jahrhundert. Durch Zufall fand man heraus, dass die Dachbalkenköpfe morsch waren. Dadurch neigte sich das Dach, das hatte Auswirkungen aufs ganze Gebäude. Die Sanierung war eine aufwändige Sache: Die neuen Dachbalken mussten alle mit der Hand beschlagen werden. So besehen, ist das neue Dach wirklich ein Grund stolz zu sein. Die Arbeiten liefen unter Regie der Kirche. Doch die Gemeindevertreter erklärten sich spontan bereit, eine fünfstellige Summe zu opfern, um unser Wahrzeichen zu erhalten. Nach wenigen Schritten zeigt sich links der Fontane-Park. Noch wird gebaut, doch Spiel- und Klettergerüste stehen bereits. Die Fläche für die Kinder ist von einer dunklen Umrandung eingefasst. Das haut bestimmt niemand vom Hocker! Oder doch? Unser Tipp: Mal mit dem Fuß dagegen stoßen! Keine Sorge, Herr Bürgermeister ist Zahnarzt und kein Chirurg, er will sich mit diesem Rat kaum neue Kunden schaffen. Würde er auch nicht, denn wie ein Wunder gibt die Einfassung nach: Das ist ein Spezialgummi, damit die Kleinen sich nicht verletzten! Soviel Sinn für Kinder? Na ja, ich habe auch drei, die jeweils im Abstand von sieben Jahren geboren wurden! Der älteste ist also 20, den wird der Spielplatz weniger faszinieren, aber vielleicht die kuscheligen Ecken, die in dem Park ebenfalls entstehen sollen. Nach dem herrlichen Seepanorama am neuen Park geht es zurück in die Kirchstraße und wieder rechts in den Markt. Dort zweigt eine kleine Gasse rechts ab zum See. Man trifft auf die Dampferanlegestelle mit ihrem sonderbar aussehenden Dach: Das ist unsere Solartankstelle für Boote, schmunzelt Dr. Kuhl. Das soll rentabel sein? Nun ja, das war ein Expo Projekt, die Finanzierung kam daher aus diesem Topf. Und noch einmal geht es hinunter zum See. Der Uferweg, lange Zeit ziemlich sumpfig, ist befestigt und gibt als Promenade erneut einen wunderschönen Blick auf den Teupitzer See frei. Superfroh zeigt sich der Bürgermeister über eine andere Errungenschaft. Wer von der Autobahn rein kommt, sieht es schon, rechts, das nagelneue Einkaufszentrum. Für Berliner mag das keine große Sache sein, aber bei uns war es über lange Zeit sehr schwierig, die Dinge des täglichen Bedarfs zu besorgen.
Gegenüber zeigt sich die Kirche der ehemaligen Landesklinik ebenfalls mit erneuertem Dach. Auch sie hat ihre Besonderheit: Eigentlich ist sie eine Friedhofskapelle. Da die Pathologie daran angebaut war, ist sie wesentlich größer ausgefallen. Etwas weiter Richtung Ortsende entstehen in idyllischer Waldlage Einfamilienhäuser. Kann hier jeder bauen? Bei uns herrscht Baufreiheit. Jeder kann ein Grundstück erwerben und das Haus nach Wunsch draufstellen. Und wenn ihm eine Parzelle zu klein ist, dann nimmt er eben zwei oder drei. Fläche ist genügend da, und die Preise sind erschwinglich!
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